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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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aussprach.«
    Mafalda drehte ihren Körper so, dass sie dem Barkeeper ins Gesicht schauen konnte. »Wer ist der Mann? Was hat er noch gesagt oder gefragt?«
    »Es war viel zu tun gestern Abend. Ich habe wenig gehört von dem, was er gesagt hat. Aber er schien Sie zu kennen, er nannte Sie beim Vornamen, sprach von einem Ingenio in Trinidad, der Ihnen einmal gehört hatte. Und eben von Titine und von dem Mann, mit dem Sie verheiratet sind.«
    »Er hat von Hermann gesprochen?«
    »Ja, so hieß er wohl.«
    »Was hat er über ihn gesagt?«
    »Nicht viel, wohl nur dass Hochmut vor dem Fall kommt.«
    Mafalda war vollkommen ratlos. Da war ein Amerikaner, der sie betrunken gemacht hatte und wer weiß, was noch alles, der Hermanns und Titines Namen kannte und sogar von dem Ingenio wusste. Was hatte das zu bedeuten? Wer, in aller Welt, war dieser Mann? Gut, darum würde sie sich später kümmern. Doch zunächst war eine andere Frage für sie tausendmal wichtiger.
    »Sagen Sie«, begann sie zögernd und spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. »Hat mich der Amerikaner mit auf sein Zimmer genommen? Habe ich dort übernachtet?«
    Der Barkeeper senkte den Blick und nickte. »Ja, das haben Sie wohl. Zumindest hat das Zimmermädchen berichtet, dass das Schild ›Bitte nicht stören‹ die ganze Nacht an der Tür hing und dass heute Morgen beide Betten zerwühlt waren. Außerdem waren Ihre Kleider in einem Schrank dort.«
    »Es ist also wahr.« Mafalda musste schlucken.
    »Hören Sie, ich muss zurück zu meiner Arbeit. Das, was Ihnen gestern geschehen ist, kann jedem passieren. Sie sollten sich nicht allzu viele Gedanken darum machen.«
    Was weiß der schon?, dachte Mafalda, doch sie lächelte den Mann an. »Mir ist klar, dass Sie in Eile sind, aber bitte sagen Sie mir doch noch schnell, was Sie über den Amerikaner wissen.«
    Der Barkeeper wand sich. »Wir dürfen nicht über unsere Gäste sprechen. Es ist verboten. Ich könnte meine Arbeit verlieren.«
    Mafalda spürte, wie sie die Geduld verließ. »Dann sagen Sie mir wenigstens das, was Sie dürfen.«
    »Er ist Amerikaner. Aber er kommt nicht aus Miami, wie die meisten, die das Hotel besuchen. Er wohnt in New York. Und er ist reich und mächtig. Die Kaufleute in Havanna drängen sich danach, mit ihm Geschäfte zu machen. Und die Mädchen umschwärmen ihn, werfen sich ihm geradezu an den Hals. Er ist jung, er ist reich, was will man mehr? Ich habe sogar beobachtet, wie die Mütter ihren Töchtern den Ausschnitt vergrößern, nur damit der Amerikaner sie endlich beachtet. Und er tut es, das kann ich Ihnen versichern. Er lässt nichts und keine anbrennen. Jeden Abend schnappt er sich ein Mädchen, vorzugsweise aus der besseren Gesellschaft. Und jeden Morgen kommt ebendieses Mädchen weinend aus seinem Zimmer die Treppe herunter. Manche haben blaue Flecke, andere zerbissene Lippen. Aber glauben Sie etwa, Doña, das würde die Mädchen von ihm abhalten? Im Gegenteil. Kaum ist es Abend, da sitzen sie wieder alle in der Bar.« Er blickte sie an, schüttelte den Kopf dabei. »Sie sind anders, Doña. Das hat jeder sehen können. Sie wollten nicht mit ihm gehen, Sie haben sich ihm nicht an den Hals geworfen.«
    Er unterbrach sich kurz, räusperte sich, dann sprach er weiter: »Ich verstehe sie nicht, diese Mädchen aus gutem Hause und ihre Mütter. Sie wissen, dass er ihnen weh tut, doch sie können nicht von ihm lassen. Geht es denen denn nur um das Geld?«
    Mafalda zuckte mit den Achseln. »Man sagt, dass gefährliche Männer besonders anziehend wirken«, erklärte sie. »Vielleicht glauben die Mädchen, sie könnten ihn ändern und dabei reich und glücklich werden. Ich habe allerdings noch nie eine Frau getroffen, die aus einem gewalttätigen Mann ein sanftes Lamm machte.«
    »Vielleicht haben Sie recht«, entgegnete der Barkeeper. »Vielleicht ist es das Gefährliche, Raubtierhafte an ihm, das den Frauen gefällt.«
    Er stand auf, reichte Mafalda die Hand. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich wünschen Ihnen alles Gute.«

Zwanzigstes Kapitel
    H ermann saß in seinem Stuhl und fühlte sich nicht länger wie gelähmt. Eine ungeheuerliche Wut loderte in seinem Blut. Mafalda hat mich betrogen!, dachte er fassungslos, doch seine Wut richtete sich erstaunlicherweise nicht gegen sie, sondern in erster Linie gegen sich selbst. Es ist meine Schuld, dachte Hermann. Alles ist meine Schuld. Ich hatte ihr ein Leben ohne Sorgen versprochen, aber ich habe nichts davon halten können. Wir

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