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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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Sierra Madre. Womöglich finde ich ein Kloster, das mich aufnimmt. Dort kann ich mich für den Rest meines Lebens in Reue und Demut üben. Ich werde eine gute Nonne werden. Ich werde versuchen, alles wiedergutzumachen, was ich angerichtet habe.

    »Da ist sie! Sehen Sie nur, Don Hermann, da in der Droschke fährt sie!« Rafaelas Stimme schallte laut und aufgeregt durch die Gasse.
    Hermann, der noch so schwach war, dass er langsam auf einen Stock gestützt gehen musste, drehte sich gemächlich um. »Von wem sprichst du?«, fragte er.
    »Die Doña. Ich habe die Doña in einer Kutsche fahren sehen. Eine ältere Frau saß bei ihr.«
    Hermann blickte in die Richtung, in die Rafaela ungeduldig zeigte, doch da war keine Droschke. Nur eine Gruppe von älteren Frauen stand an einer Ecke zusammen.
    »Wo denn?«, fragte er noch einmal.
    Rafaela wedelte verzweifelt mit der Hand. »Die Droschke. Gerade ist sie um die Ecke gebogen.«
    Hermann legte Rafaela beruhigend eine Hand auf die Schulter. Sie waren nur noch zwei Straßen vom Ceiba-Baum entfernt, und die Menschen drängten sich auf den Gehsteigen. »Die Doña in einer Kutsche?« Er schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein. Hier sind so viele Menschen. Du musst dich getäuscht haben, Rafaela. Was soll die Doña in einer Droschke?«
    Das Mädchen verstummte. Hermann stützte sich auf ihren Arm und bat: »Lass uns weitergehen. Ich bin sicher, wir finden die Doña am Ceiba-Baum. Schließlich gehen alle Habañeros heute dorthin. Und auch ich habe guten Grund, bei den Göttern um gut Wetter zu bitten.«

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    I ch hatte so fest geglaubt, dass ich sie hier treffe.« Hermanns Stimme klang vor Enttäuschung ganz rauh.
    Rafaela erwiderte zögernd: »Vielleicht war sie es doch, da in der Kutsche.«
    »Unsinn. Wo soll sie denn hin? Sie kennt kaum jemanden in Havanna. Wer soll sie denn in einer Droschke mitnehmen?«
    Rafaela antwortete nicht, doch sie machte sich ihre eigenen Gedanken.
    Auch in den nächsten Tagen tauchte Mafalda nicht auf. Sie kam nicht nach Hause, war auch nicht in der Manufaktur anzutreffen. Allmählich machte sich Hermann Sorgen. Seine »Auferstehung«, wie er seine plötzliche Genesung bei sich nannte, hatte ihn verändert. Vielleicht war es auch die Krankheit, die ihn verändert hatte, egal, die Hauptsache war, dass er nun über viele Dinge in seinem Leben anders dachte als noch vor wenigen Wochen.
    Mafalda. Ihr galten die meisten seiner Gedanken. Großer Gott, wo war sie nur? Er kannte sie gut und lange genug, um zu wissen, wie sie sich fühlen musste. Ach, wenn sie doch nur wüsste, dass er ihr alles, alles verzeihen konnte und sein größter Wunsch es war, dass sie ihm alles verzieh? Doch wie sollte er ihr dies sagen, wenn er doch nicht wusste, wo sie war?
    Und dann war da noch Titine. Oh, er hatte schlecht an ihr gehandelt. Auch wenn er es aus Liebe getan hatte. Auch bei ihr musste er sich entschuldigen. Aber wie, wenn er nicht wusste, wo er sie finden konnte? Und zum Schluss dachte er auch an Fela. Ob er noch lebte? Hermann würde alles, was er jetzt noch besaß – und das war wirklich nicht viel – hergeben, um ungeschehen machen zu können, was er getan hatte. Er würde so gern mit Fela sprechen, würde ihm so gern erklären, dass er erst jetzt begriffen hatte, wie groß die Macht der Liebe doch war. Oh, er hatte so vieles in seinem Leben falsch gemacht. Und er hatte alle Warnzeichen ignoriert. Es ist merkwürdig, dachte er jetzt, ich war so unglücklich, als ich noch glücklich war. Und jetzt, da ich unglücklich bin, bin ich so glücklich wie schon lange nicht mehr. Ich bin so voller Hoffnungen und Pläne und tief in meinem Herzen weiß ich, dass alles wieder gut werden kann.
    Er ordnete ein paar Papiere auf seinem Schreibtisch, dann rief er nach Rafaela. »Kannst du bitte einen starken Kaffee aufbrühen? In wenigen Minuten wird Joachim Groth hier sein. Wir haben einiges zu besprechen, und es wäre gut, wenn wir dazu ein wenig Stärkung hätten.«
    Rafaela lächelte ihn an, und Hermann konnte dieses Lächeln inzwischen genießen. Er sah zu gern in ihr feingeschnittenes Gesicht mit den wunderschönen blauen Augen. Doch Hermann erblickte in Rafaela keineswegs das Weib, die junge Mulattenschönheit, sondern er sah in ihr etwas, das sein Herz ganz weich machte. Beinahe hatte er väterliche Gefühle für sie. Zumindest aber sorgte er dafür, dass es ihr an nichts fehlte. Ja, sogar neue Kleider hatte er ihr gekauft. Weiße Kleider.

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