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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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Du hast keinen Grund. Ich habe euch gestern gesagt, dass ihr frei seid. Und ich habe euch auch gesagt, dass ihr trotzdem hier immer ein Zuhause haben werdet. Ihr könnt für mich arbeiten. Nicht mehr als Sklavinnen, sondern als Bedienstete. Eure Kammern im Haus könnt ihr behalten. Doch ab sofort zahle ich euch Lohn. Seid ihr damit einverstanden, so heiße ich euch herzlich willkommen. Seid ihr es nicht, so müsst ihr eure Sachen packen und von hier verschwinden.«
    Jetzt fing auch Dolores zu weinen an und stürzte Hermann in maßlose Verblüffung. Er breitete die Arme aus und rief, die Augen leicht zum Himmel verdreht: »Grundgütiger, was wollt ihr denn noch? Warum flennt ihr so?«
    Schluchzend erklärte Dolores: »Wir wollen, das alles so ist, wie es immer war.« Mit dem Ärmel ihres Kleides wischte sie sich den Rotz von der Nase.
    Hermann seufzte, halb belustigt, halb belästigt. »Aber es ist doch alles so, wie es immer war. Ihr seid hier im Haus. Eure Aufgabe ist dieselbe wie gestern, nur, dass ihr von jetzt ab Geld dafür bekommt.«
    Vorsichtig blickte Dolores ihn an. »Und was sollen wir mit dem Geld?« Ihre Stimme zitterte vor Verunsicherung.
    »Ich habe keine Ahnung«, rief Hermann aus, der seine Fröhlichkeit wiedergewonnen hatte. »Kauft euch schöne Dinge dafür. Was weiß ich? Haarbänder oder Kämme oder Süßigkeiten. Kleider, Schuhe, was immer ihr wollt.«
    Nun blickte auch Imelda auf. »Wirklich?«
    »Ja. Wirklich. Und nun sagt mir, wofür ihr euch entschieden habt. Wollt ihr bleiben oder wollt ihr gehen?«
    »Bleiben«, erwiderten die Mädchen wie aus einem Mund.
    »Das freut mich. Denn es gibt viel zu tun. Am besten räumt ihr auf. Macht das ganze Haus leer. Tragt die zerbrochenen Möbel auf einen Haufen und zündet ihn an. Vorher nehmt euch, was ihr braucht. Bettdecken, Kissen, Wäsche. Den Rest schmeißt fort. Ach ja, kochen braucht ihr heute nicht; ich werde in der Stadt essen.«
    Er nickte den Mädchen noch einmal aufmunternd zu, dann machte er sich ein wenig frisch, wechselte die Kleider und sattelte ein Pferd. Im Sklavendorf erwartete ihn ähnliche Bestürzung wie im Haus. Ein paar Sklaven hockten vor ihren Hütten, unfähig, etwas zu tun, unfähig, etwas zu lassen. Hermann erfuhr, dass ein großer Teil der Männer, mit Tieren und bewaffnet mit Macheten, weitergezogen war, um die anderen Ingenios zu befreien. Die aber, die geblieben waren, wussten nicht, wohin mit sich. Hermann teilte ihnen dasselbe mit, was er den Hausmädchen gesagt hatte, und lächelte über die Erleichterung auf den Gesichtern der Männer und Frauen. »Heute gebe ich euch Zeit, alles in Ordnung zu bringen. Am Nachmittag könnt ihr eure Freilassungsurkunden im Herrenhaus abholen. Ab morgen aber erwarte ich, dass ihr wieder eurer Arbeit nachgeht. Das Zuckerrohr, das schon geerntet ist, muss in der Mühle verarbeitet werden. Ein Teil des Ingenios liegt in Schutt und Asche, die Felder erstickt unter einer dicken Rußschicht. Seht zu, dass ihr sie wieder zum Leben bringt. Habt ihr das verstanden?«
    Aufrichtig dankbar sahen ihn die Männer und Frauen an. So dankbar, dass Hermann beschämt war. Sie blickten ihn an, als wäre er ein Retter. Sie taten ihm leid, die armen Männer und Frauen und Kinder, die mit ihrer Freiheit, die sie so ersehnt hatten, gar nicht umgehen konnten. Sie müssen es lernen, dachte er. Es wird schwer sein, aber sie müssen lernen, dass Freiheit vor allem Verantwortung heißt und dass die Fesseln der Freiheit tiefer ins Fleisch schneiden als die Fesseln so mancher Gefangenschaft. Der Gedanke ließ ihn auflachen. Das Lachen war vermischt mit Spott und Häme. »Warum soll es euch bessergehen als mir?«, herrschte er die Leute an, die erschrocken zusammenfuhren. »Denkt ihr, ich kann tun und lassen, was ich will? Oh, nein, ich muss für euch sorgen wie ein Vater für seine Kinder. Aber damit ist jetzt Schluss. Jetzt müsst ihr für euch selbst sorgen. Ihr habt es so gewollt.« Er lachte noch einmal voller Hohn in die ratlosen, verständnislosen Gesichter mit den vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen und Mündern. Mit einem Schlag begriff er, was die Sklaven jetzt am nötigsten brauchten: einen, der ihnen sagte, was zu tun war. Jemanden, der das Heft in die Hand nahm, der sie in die Freiheit führte. Er musste lachen darüber, denn eines war gewiss: Er würde es nicht sein. Sollten sie dem Schmied nachfolgen, dem, der auch nicht mehr wusste als sie. Er brauchte keine Sklaven mehr. Er brauchte gute Leute,

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