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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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Er wollte hierbleiben, auf dem Ingenio, weil er bei Titine bleiben wollte, nein, musste.
    »Du kannst gehen, Fela«, sagte Hermann, noch immer freundlich.
    Fela sah in seine Augen. Jetzt habe ich dich, konnte er darin lesen. Am liebsten wäre er gegangen, hätte irgendwo die niedersten Arbeiten verrichtet, aber er war hier gebunden. Und Fela wusste nicht, wie er der grauenvollen Schmach, die ihm bevorstand, entkommen konnte. Noch immer stand Hermann da, schwieg und sah ihn mit einer endlosen Geduld und der Überlegenheit des Siegers an, der nur darauf wartete, den Gegner endgültig in Grund und Boden stampfen zu können.
    »Ich bin Titines Mann«, erklärte Fela schließlich, straffte die Schultern und reckte das Kinn. »Aber ich bin hier, um zu arbeiten.«
    Dieser letzte Satz hatte seinen ganzen Stolz gekostet.
    »Du bist nicht Titines Mann«, erwiderte Hermann, noch immer freundlich und zuvorkommend. »Du hast sie verlassen. Außerdem seid ihr nicht verheiratet. Weder vor Gott noch vor den Menschen.« Er wartete einen Augenblick, um zum letzten Schlag auszuholen. »Und du bist auch nicht der Vater ihres Kindes, weil es kein Kind gibt.«
    Fela sog tief die Luft ein. Alles in ihm brüllte vor Schmerz und Wut. Am liebsten hätte er Hermann getötet. Und doch wusste er, dass er noch tiefer im Staub vor ihm kriechen würde, weil Titine sein Leben, seine große Liebe war.
    »Ich möchte gern für Sie arbeiten.« Der Satz hatte Fela mehr Kraft gekostet als alles andere, was er bisher in seinem Leben getan hatte.
    Hermann nickte. »Gut. Du kannst hier arbeiten. Ich stelle dich an. Wenn du willst, so kannst du die Verantwortung für das Vieh übernehmen. Du kannst Viehwart sein.«
    Fela stöhnte leise auf. Viehwart. Ja, das war etwas, was er beherrschte. Besser als jeder andere hier auf dem Ingenio. Und gleichzeitig die größte Schmach von allem. Er konnte nicht anders, er funkelte Hermann an, und in seinen Augen standen Hass und ohnmächtige Wut.
    Hermann tat, als sähe er nichts davon. »Ich bezahle dir ein anständiges Gehalt. Du bist frei von nun an. Das heißt, du kannst wählen, wo du wohnen willst.«
    Fela runzelte die Stirn. Alle Muskeln an ihm waren gespannt, selbst sein Atem kam in kurzen, harten Stößen.
    »Was heißt das?«, wollte er wissen.
    Hermann hob die Schultern und schürzte die Lippen, als ob ihn diese Frage nicht wirklich etwas anging. »Du bist frei. Tu, was du willst. Erledige deine Arbeit ordentlich, alles andere interessiert mich nicht.«
    Und Fela verstand, dass Hermann wusste, dass er von nun an mit Titine im Verwalterhaus leben würde. Und der Don tat, als würde ihn das nichts angehen, als könnte er einfach die Augen davor verschließen, was um ihn herum geschah. Tu, was du willst, hieß das. Und alles, was du tust, ist mir egal. Du kannst mir nichts. Nicht einmal, wenn du im selben Haus lebst wie meine Schwester.
    Felas Zähne mahlten aufeinander, doch dann nickte er. »Ich werde morgen früh mit der Arbeit beginnen«, sagte er und fühlte sich noch gedemütigter als damals auf dem Sklavenmarkt. Damals, da hatte er noch Hoffnung, dass sich etwas ändern würde. Damals, da wusste er, dass es nicht seine Schuld war, so vor den anderen stehen zu müssen. Jetzt war das anders. Alles, was ihm geschah, hatte mit ihm zu tun und nur mit ihm. Er hasste Hermann wie nichts sonst. Er gäbe alles darum, ihn töten zu können. Aber nicht einmal das konnte er. Hermann hatte ihn gebrochen, hatte seine Würde mit Füßen getreten, würde ihn für den Rest seines Lebens verachten, und es gab nichts, was Fela dagegen tun konnte. Jetzt hatte er wirklich nichts mehr, nur noch den unbändigen, dunklen, alles verzehrenden Hass.

    Mit dem Gehalt, das Hermann ihm zahlte, kam die kleine Familie gut aus, doch nun war Titine, nach langem Warten und Bangen wieder schwanger. Und sie war froh darum. Schon jetzt rumorte es erneut auf der Insel, und viele, die es wissen mussten, waren der Ansicht, dass ein neuer Unabhängigkeitskrieg vor der Tür stand. Sie hätte Angst um Fela haben müssen, aber er hatte ihr versprochen, sie nicht noch einmal allein zu lassen, und schon gar nicht, während sie sein Kind unter dem Herzen trug. Das Kind, Titine wusste es, würde ihn an die Plantage und an sie binden.
    Mafalda dagegen hatte noch immer kein Kind zur Welt gebracht, und jetzt, mit Mitte dreißig, fühlte sie sich schon fast zu alt dafür. Hager war sie geworden, und um ihren Mund hatte sich ein bitterer Zug eingegraben. Und

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