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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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ein Auge auf den Ingenio hat?«, wollte Fela wissen.
    Dr. Winkler schüttelte den Kopf. »Offiziell nicht. Aber ich schaue hier manchmal nach dem Rechten. Wenn du also einen Verwalter brauchst, so wende dich ruhig an mich.«
    Zum ersten Mal seit ihrer Begegnung lächelte Fela nun. »Warum fragst du? Was hast du vor?«, wollte der Arzt jetzt wissen.
    Fela richtete sich gerade auf, so dass er den Arzt im Sitzen um einen halben Kopf überragte. »Ich möchte das Verwalterhaus aufbauen, möchte, wenn es denn geht, die Felder urbar machen.«
    »Was?« Andreas Winkler sperrte den Mund auf, als hätte er dergleichen Unfug noch niemals gehört.
    Aber Fela ließ sich nicht beeindrucken. Er nickte heftig. »Ja, das möchte ich. Ich denke, Don Hermann ist es mir schuldig. Hier, in Trinidad, will ich eine neue Heimat schaffen. Für Titine und für mich.«
    »Ach was?« Winkler goss sich auf diesen Schrecken noch einen neuen Schnaps ein. »Und was sagt Titine dazu? Habt ihr nicht auch ein Kind?«
    Fela zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung, was Titine dazu sagt. Ich habe sie länger nicht gesehen als du. Und ja, wir haben ein Kind, aber noch weiß ich nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Deshalb bin ich hier. Es muss erst alles in Ordnung sein, bevor ich meine kleine Familie nach Hause hole.«
    »Verstehe«, erklärte Andreas Winkler. Er deutete mit dem Arm einmal ringsherum. »Und womit willst du anfangen?«
    »Mit dem Haus.«
    »Da hast du dir ja eine große Aufgabe vorgenommen. Wie willst du das anstellen? Hast du Werkzeuge? Material?«
    »Im alten Gerätehaus und in der Zuckermühle wird sich sicher einiges finden, das ich brauchen kann. Zum Glück hat der Brand sie verschont. Vielleicht finde ich auf dem Holzplatz Bretter, mit denen ich die Fensterläden reparieren kann. Wenn mich nicht alles täuscht, finde ich dort auch noch ein paar Ziegel.«
    Winkler nickte und nickte. »Und das alles willst du allein schaffen?«
    »Aber ja. Ich habe zwei gesunde Hände. Es wird dauern, aber gewartet habe ich nun schon so lange, dass es auf die paar Wochen oder Monate auch nicht mehr ankommt.«
    Dr. Winkler erhob sich. Er war sichtlich beeindruckt, das konnte Fela an seinem Gesicht erkennen. Nun hieb er ihm auf die Schulter, so dass Fela zusammenzuckte. »Bist ein Teufelskerl«, lobte Dr. Winkler. »Aber das warst du ja schon immer. Gleich jetzt schicke ich dir meinen Hausknecht. Er soll Werkzeug zusammensuchen und dir bei der Arbeit helfen. Es ist Dezember, ich habe ohnehin nichts für ihn zu tun. Ach ja, und ein halbes Dutzend Männer kann ich dir auch noch schicken. Ich habe mir ein paar Felder gekauft. Die Männer hier haben derzeit nichts zu tun, seit die Zuckerrohrernte mangels Pflanzungen nicht mehr stattfindet.«
    Fela schluckte, dann ergriff er beide Hände von Andreas Winkler und drückte sie fest. »Danke. Danke schön. Ich werde alles bezahlen. Aber es wird ein Weilchen dauern. Eines Tages, das schwöre ich beim Leben meines Kindes, werde ich Ihnen alles zurückzahlen, jede einzelne Pesete.«
    »Dir.«
    »Wie bitte?«
    »Dir zurückzahlen.« Noch einmal drückte er fest Felas Hand, dann sprach er: »So sind wir denn also seit heute Geschäftspartner. Und Geschäftspartner sagen einander du. Vergiss das nicht. Und jetzt ran an die Arbeit! Ich werde derweil sehen, ob ich irgendwo noch Setzlinge auftreiben kann. Du willst doch sicher wieder Zucker hier anbauen.« Er hob die Hand zum Gruß, sprang auf sein Pferd und ritt im Galopp auf und davon.
    Fela starrte ihm verblüfft nach. Manchmal, dachte er, konnte das Leben viel einfacher sein, als es auf den ersten Blick erschien. Dann krempelte er die Ärmel hoch und machte sich an die ersten Arbeiten. Er riss die kaputten Fensterläden ab, entfernte die schlimmsten Dielenbretter, besorgte sich Werkzeug aus dem Gerätehaus und der Mühle, schleppte halbe Baumstämme zurück zum Verwalterhaus und fühlte sich so glücklich und erfüllt wie damals, als er noch ein angesehener Mann und Sohn des Stammesältesten in Afrika war.

Elftes Kapitel
    M afalda strich durch die Straßen von Havanna wie eine Sünderin. Sie hielt den Blick auf das Kopfsteinpflaster gesenkt, sah nur auf, wenn sie hörte, dass sich eine Droschke, ein Fuhrwerk oder ein Reiter näherte. Sie begab sich in ein Viertel, in das sie noch nie zuvor einen Schritt gesetzt hatte, und was Hermann ihr auch strikt verboten hätte: das Viertel der Ärmsten der Armen. Schon bald hörte das Kopfsteinpflaster

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