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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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drehten sich um, und alle beobachteten, wie der Barmann erzürnt auf das Mädchen einredete, es grob am Arm packte und ein wenig schüttelte. Irgendwann nickte das Mädchen. Der Barmann ließ sie los, und Augenblicke später saß sie doch auf dem Schoß des weißen Geschäftsmannes.
    »Haben Sie das gesehen?«, fragte der Jüngere seine Begleiter.
    Der Stämmige nickte. »Was ist daran so außergewöhnlich? Solcherlei Szenen spielen sich allabendlich in allen Bars dieser Welt ab.« Er zuckte mit den Schultern und sah begehrlich auf sein Glas, das noch immer von der Kälte des Eises beschlagen war.
    »Ja, das ist wohl wahr«, sinnierte der junge Mann. »Aber haben Sie sich je gefragt, wie das für die Mädchen sein mag?« Er kicherte, aber so leise, dass es kaum zu hören war. »Ich glaube, das ist die Hölle. Das Schlimmste, was einem passieren kann. Man ist kein Mensch, man ist nur noch ein Ding. Was man denkt und fühlt, interessiert niemanden.« Wieder kicherte er.
    Der andere Mann mit dem hochmütigen Gesicht schaute peinlich berührt auf die Barwand, an der sich unzählige Flaschen türmten, und schwieg.
    »Was sagen Sie zu dieser kleinen Szene?«, fragte der Jüngere.
    Der Hochmütige verzog den Mund. »Ich mag diese Dinge nicht. Sie sind niedrig und von unglaublicher Banalität.«
    »Diese Dinge?« Der Jüngere lachte auf. »Sie meinen, die Nutten und wie mit ihnen umgegangen wird? Kommen Sie, Groth, tun Sie doch nicht so. Ich weiß genau, dass auch Sie schon bei Huren gewesen sind.«
    Der letzte Satz kam ein wenig schneidend und scharf. Groth setzte zu einer Erwiderung an, doch dann ließ er es bleiben. Beschämt betrachtete er die junge Frau, die mit zusammengepressten Knien auf dem Schoße des Mannes hockte.
    »Aber nicht so«, erklärte Groth mit dem Ausdruck von verletztem Stolz. »Niemals so.«
    Der stämmige Mann mit dem roten Gesicht lachte dröhnend und stieß Groth mit dem Ellbogen in die Seite. »Ich habe schon immer gewusst, dass Sie in Wahrheit ein Schwerenöter sind, Groth, auch, wenn Sie immer den Gentleman heraushängen lassen.«
    »Wie auch immer. Ihre Frau, mein lieber Groth, wäre sicher not amused , wenn sie wüsste, dass da eine war, die für Sie mehr war als nur eine einfache Hafennutte. Wie alt ist eigentlich das Kind, das Sie mit ihr haben?«
    Groths Kopf schnellte nach oben. Mit zusammengekniffenen Augen fixierte er den Jüngeren. »Woher wissen Sie …?«
    »Ach, kommen Sie, Groth. Was ist schon dabei?«
    »Woher wissen Sie das?« Groth ließ nicht locker, doch plötzlich fiel er in sich zusammen. »Das ist jetzt auch schon gleichgültig.«
    »So würde ich das nicht sehen, Groth«, fuhr der Jüngere fort. »Ich denke, wenn diese heimliche Verbindung ans Tageslicht kommt, wird Ihnen das gehörige Unannehmlichkeiten bereiten. Zumal Sie ja Ihr Testament so geändert haben, dass Ihr Kuckuckskind auch seinen Anteil bekommt. Ich möchte nicht wissen, was Ihre Frau und Ihre Kinder sagen, wenn sie hören, dass sie ihr Erbe mit einem Hurensohn teilen müssen.«
    »Reden Sie nicht so!« Groth war blass geworden. Seine Kiefer mahlten aufeinander.
    Der Jüngere lächelte, nahm jetzt endlich sein Whiskeyglas in die Hand, schüttelte es ein wenig, so dass die Eiswürfel darin klirrten. »Auf gutes Gelingen!«, sprach er und trank den ersten Schluck.
    Groths Augen sprühten Funken. Er wirkte, als würde er dem Jüngeren am liebsten an den Hals springen, doch er beherrschte sich mühsam, erwiderte aber den Toast des anderen nicht, während Mister Carpenter wohlig aufstöhnte. »Na, endlich. Auf gutes Gelingen!«
    Die Männer tranken. Groth blickte über den Glasrand hinweg auf den jungen Mann. Er fixierte ihn derart, dass seine Blicke eigentlich Löcher in das Gesicht des anderen brennen müssten. Der ließ das Glas sinken, bedachte Groth mit einem miesen Lächeln und sagte: »Lasst uns endlich zum Geschäft kommen. Ich habe nicht ewig Zeit.«

    Schweigend lief Rafaela hinter Mafalda her. Ihr Gesicht war von Traurigkeit gekennzeichnet. Sie seufzte ab und zu, doch sobald Mafalda sich nach ihr umwandte, zwang sie sich ein Lächeln auf die Lippen. Schließlich fragte sie: »Was genau wird meine Aufgabe in Ihrem Haus sein?«
    Mafalda zögerte, doch dann entschied sie, dass der rechte Augenblick noch nicht gekommen war. »Ich habe einen kranken Mann. Du sollst seine Gesellschafterin sein. Kannst du lesen und schreiben?«
    Das Mädchen nickte. »Aber ja. Ich war auf einer guten Schule.«
    Ich weiß,

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