Sterne einer Sommernacht
sich wirklich kompetent fühlte. Auch eine ganz neue Erfahrung für sie.
Und deshalb würde sie jetzt versuchen, ihre Nervosität in Devins Gegenwart zu überwinden. Als Erstes würde sie den Sheriffstern vergessen und sich immer wieder vorsagen, dass er ein alter Freund war einer, für den sie in der Pubertät sogar ein bisschen geschwärmt hatte. Sie würde aufhören daran zu denken, wie groß seine Hände waren und was passieren könnte, wenn er sie im Zorn gegen sie erheben würde.
Stattdessen würde sie sich daran erinnern, wie liebevoll und sanft er damit ihrer Tochter durchs Haar fuhr oder wie kraftspendend sie sich auf die ihres Sohnes legten, wenn er ihm Mut zusprach.
Oder wie schön es gewesen war – ganz unerwartet schön –, als er mit seinem Finger ihre Wange gestreichelt hatte.
Sie kuschelte sich enger in den behaglichen Sessel und ließ die Gedanken treiben …
Er stand hier, direkt neben ihr, lächelnd, und der Anblick seiner Grübchen löste ein seltsames Flattern in ihrem Bauch aus. Er berührte sie, und diesmal schreckte sie nicht zurück. Siehst du, dachte sie glücklich, es funktioniert.
Er zog sie an sich. Oh, sein Körper war hart, aber sie zuckte nicht zurück. Obwohl sie innerlich bebte. Dagegen war sie machtlos. Er war so groß, so stark, und wenn er wollte, könnte er sie in zwei Hälften brechen. Doch jetzt … jetzt streichelten seine Hände ganz sanft über ihr Gesicht, ihren Hals …
Und dann lag sein Mund auf ihrem Mund, so warm, so sanft. Sie hatte nicht versucht, ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. Obwohl sie wusste, dass sie es hätte versuchen sollen. Und sie wusste es immer noch, auch jetzt, wo seine Zunge die ihre streichelte und seine Hände ihre Brüste umschlossen, als wäre es das Natürlichste von der Welt.
Er berührte sie, und sie bekam kaum noch Luft, weil diese großen Hände plötzlich überall waren. Und jetzt auch sein Mund. Oh, es war falsch, und doch war es so herrlich, diesen warmen, feuchten Mund auf der Haut zu spüren.
Sie wimmerte und stöhnte vor Verlangen, dann öffnete sie sich ihm. Sie spürte, wie er in sie hineinglitt, so hart, so geschmeidig, es fühlte sich so …
richtig an.
Ein Geräusch riss sie aus ihren Träumen. Zu Tode erschrocken fuhr sie auf. Sie rang nach Atem, schweißgebadet und vollkommen verwirrt.
Al ein im Salon. Natürlich war sie allein. Aber ihre Haut prickelte, ein Prickeln, das ein Gefühl in ihr hervorrief, das ihr fremd war.
Von Scham überwältigt, zog sie ihren Bademantel ganz eng um sich.
Wie schrecklich, ging es ihr durch den Sinn, an Devin in dieser Weise zu denken.
Sie konnte sich nicht erklären, was in sie gefahren war. Sie mochte Sex nicht einmal. Im Gegenteil, körperliche Intimität war etwas, das sie im Laufe der Jahre zu fürchten gelernt hatte. Wenn Joe sich ihr näherte, hatte sie es immer stumm über sich ergehen lassen, in der Hoffnung, dass es bald vorbei sein möge. Vergnügen hatte ihr Sex niemals bereitet. Für diese Art der Zweisamkeit war sie nicht geschaffen, das war ihr recht bald nach der Hochzeitsnacht klar geworden.
Doch als sie jetzt aufstand, zitterten ihr die Knie. Als sie tief Luft holte, nahm sie den feinen Rosenduft wahr, der in der Luft lag.
Also bist du doch nicht ganz allein, dachte sie. Abigail war bei ihr.
Getröstet verließ sie den Salon und ging nach oben in ihre Wohnung, um noch ein letztes Mal nach den Kindern zu schauen, ehe sie sich ebenfalls wieder zu Bett begab.
Devin saß am Schreibtisch über die Schreibmaschine gebeugt und hackte seinen Bericht über den Einbruch in Duff’s Tavern herunter. Mit den drei Jugendlichen, die Duff um einige Kästen Bier erleichtert hatten, hatte er, wie er es gehofft hatte, leichtes Spiel gehabt. Bereits nach einer Stunde war es ihm gelungen, sie aufzuspüren.
Nach Fertigstellung des Berichts würde er zum Mittagessen gehen. Falls nichts dazwischenkam.
Am Schreibtisch gegenüber saß sein junger Deputy Donnie Banks und blätterte eifrig einen Stoß Strafzettel durch. Ab und an unterbrach er seine Tätigkeit, um laut mit den Fingerspitzen auf der Schreibtischplatte herumzutrommeln, was Devin langsam, aber sicher verrückt machte.
Draußen war es warm, und die Fenster standen offen. Für eine Klimaanlage war das Budget zu schmal. Verkehrslärm – falls man das Brummen der Autos, die in größeren Abständen vorbeifuhren, so bezeichnen konnte – drang herein, und gelegentlich quietschte die eine oder andere Bremse, wenn jemand zu
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