Sterne einer Sommernacht
Kaffee in die Nase.
Was ihn daran erinnerte, dass er schon seit Tagen nichts Anständiges mehr gegessen hatte. Das musste er unbedingt so schnell wie möglich ändern.
Nachdem er den anwesenden Gästen freundlich zugenickt hatte, ging er zum Tresen und ließ sich auf einem Barhocker nieder.
„Hallo, Sheriff.” Ed winkte ihm von der Küchentür aus zu. Wie üblich baumelte ihre Bril e an einer Goldkette über ihrer flachen Brust. Sie trug eine fettbespritzte Schürze, darunter jedoch hatte sie sich bereits für die Feierlichkeiten herausgeputzt mit einem weit ausgeschnittenen, eng anliegenden, ärmellosen Top, das so feuerrot war wie ihr Haar, und Shorts, die so knapp saßen, dass die Anstandsgrenze fast überschritten war.
Auf ihren Augendeckeln klebte zentnerdick leuchtend blauer Lidschatten, der fast bis zu den fein säuberlich gezupften, schmalen Brauen hinaufreichte, und ihr Mund war so rot wie ein Feuermelder. An ihren Ohrläppchen baumelten Ohrringe, die so lang waren, dass sie fast die Schultern streiften.
Devin grinste ihr zu. Nur Edwina Crump konnte es sich erlauben, sich in einem derartigen Aufzug unter die Leute zu wagen.
„Rühreier mit Speck, Ed. Und komm gleich mit dem Kaffee rüber.”
„Al es, was du willst, Süßer.” Obwohl sie alt genug war, seine Mutter sein zu können, flirtete sie schamlos mit ihm. „Du siehst ja traumhaft aus in deiner Uniform. Zum Dahinschmelzen.”
„Na, ich komme mir eher vor wie ein Pfadfinder”, brummte er.
„Oh, du wirst es nicht glauben, aber einer meiner ersten Verehrer war tatsächlich ein Pfadfinder.” Mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte sie versonnen ihre Doughnut-Vorräte und legte anschließend ein Gebäckstück auf einen Teller, den sie Devin hinschob. „Und er war auch wirklich allzeit bereit.” Mit einem vielsagenden Augenzwinkern schenkte sie ihm Kaffee ein, ehe sie sich abwandte und wieder in die Küche ging.
Devin legte sein Notizbuch vor sich auf die Theke, überlegte und machte sich ein paar Notizen. Eine halbe Stunde später wischte er sich zufrieden mit der Serviette den Mund ab. Eds Eier mit Speck waren unübertrefflich.
„Hallo, Sheriff. Wieder mal jemand hinter Gitter gebracht in letzter Zeit?”
Er schwang auf dem Stuhl herum und schaute in das erstaunte, nicht allzu freundliche Gesicht seiner Schwägerin. Wenn Savannah einen Raum betrat, setzte der Herzschlag eines jeden Mannes mindestens einmal aus.
Liegt wahrscheinlich an den atemberaubenden Kurven, dachte Devin. Und an dem dicken schwarzen Haar, das ihr lang und glänzend über die Schultern herabfiel. Von den dunklen, mandelförmigen Augen und der Haut, die wirkte, als sei sie mit feinem Goldstaub überzogen, ganz zu schweigen.
„In der letzten Zeit, ehrlich gesagt, nicht.” Devin grinste dem Jungen an ihrer Seite – seinem Neffen Bryan – zu, egal ob das Savannah nun gefiel oder nicht.
Bryan war groß für sein Alter und ebenso dunkelhaarig und hübsch wie seine Mutter. Heute trug er sein Baseballtrikot sowie die dazugehörige Kappe. „Marschierst du in der Parade mit?”
„Nicht marschieren. Ich und Connor und noch ein paar andere dürfen in einem offenen Wagen mitfahren. Cool, nicht?”
Devin nickte und wandte sich dann wieder Savannah zu. „Ihr seid aber früh auf den Beinen.”
„Wir haben noch ein paar Dinge zu erledigen”, gab Savannah zurück.
„Und Connor müssen wir auch noch abholen. Bryan will nur rasch was frühstücken, dann müssen wir los.”
„He, Ed, hier draußen sitzt ein Verhungernder.”
„Ich komme schon.” Die Tür zur Küche schwang auf, und Ed kam heraus. Als ihr Blick auf Bryan fiel, begann sie zu strahlen. „Oh, hallo Champ.” Edwina Crump, die die Antietam Cannons sponserte, platzte fast vor Stolz. „Das war vielleicht ein Spiel am Samstag.” Sie begrüßte Savannah freundlich, bevor sie Bryan in eine eingehende Diskussion über Baseball verwickelte.
Devin rutschte von seinem Barhocker herunter, ging zu dem Kinderwagen und nahm seine Nichte heraus. Dann ließ er sich, mit Layla auf dem Schoß, wieder auf seinem Platz nieder.
Unter dem mit Rüschen besetzten Sonnenhut kringelten sich Laylas dunkle weiche Locken. Ihr Mund – der Mund ihrer Mutter – blieb ernst, während sie ihren Onkel mit großen Augen, die bei der Geburt noch blau gewesen waren und nun langsam das typische MacKade-Grün anzunehmen begannen, interessiert betrachtete.
„Hallo, du Schöne.” Er beugte sich vor, um ihr einen Kuss zu geben,
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