Sterne einer Sommernacht
Punkten der Route Posten bezogen hatten, immer wieder Fragen hatten.
Auf der Straßenseite gegenüber, an der Ecke hinter der Tankstelle, verkaufte ein Clown bunte Luftballons. Einen halben Häuserblock weiter unten machten der Eismann und der Stand mit dem Popcorn blühende Geschäfte.
Aus der Ferne wehten die ersten Klänge von Marschmusik zu ihm herüber. Durch das blecherne Scheppern und das harte Klack-Klack der Stiefel fühlte er sich plötzlich wieder in seine Kindheit zurückversetzt.
„Officer! Officer!”
Abrupt aus seinen Träumen gerissen, wandte sich Devin um. Vor der Absperrung war ein funkelnagelneuer Sedan zum Stehen gekommen, in dem ein verärgertes Paar mittleren Alters saß. Die Frau fuchtelte wild mit den Armen herum.
„Ja, Ma’am?” Er marschierte zu dem Sedan hinüber und beugte sich zu dem offenen Fenster hinunter, wobei er sein verbindlichstes Lächeln aufsetzte. „Was kann ich für Sie tun?”
„Wir müssen hier durch”, schaltete sich der Fahrer verärgert ein.
„Ich hab dir gleich gesagt, dass du nicht vom Highway runterfahren sollst, George. Nie hältst du dich an die vorgeschriebene Route.”
„Halt den Mund, Marsha.” Nachdem der Mann die Frau mit einer unwirschen Handbewegung zum Schweigen gebracht hatte, wandte er sich wieder Devin zu. „Wir müssen hier durch”, wiederholte er mit finsterem Gesicht.
„Tja, nun …” Devin fuhr sich mit der Hand übers Kinn. „Das Problem ist nur, dass hier gerade eine Parade anfängt.” Wie auf ein Stichwort hin begann die Kapelle einen Tusch zu spielen, dann setzten ohrenbetäubend die Trompeten ein, denen ein nicht minder ohrenbetäubender Trommelwirbel folgte. Devin musste seine Stimme heben, um gegen das Getöse anzukommen. „Wir können die Straße erst in einer Stunde wieder freigeben”, schrie er.
Diese Auskunft entfachte einen hitzigen Streit zwischen dem Paar und zog Beschimpfungen und Anklagen nach sich. Devin behielt unerschütterlich sein verbindliches Lächeln bei. „Wohin müssen Sie denn? Vielleicht kann ich Ihnen helfen?”
„D. C.”
„Nun, das Einzige, was Sie tun können, wenn Sie in Eile sind, ist umzudrehen und auf dieser Straße etwa fünf Meilen weiterzufahren, bis Sie auf die Route 70 kommen. Die fahren Sie in Richtung Osten, bis Sie auf die 495 stoßen. Das dauert so etwa eine Stunde.”
„Ich habe dir gleich gesagt, dass du nicht vom Highway abfahren sollst”, keifte Marsha.
„Woher soll ich denn wissen, dass hier in diesem Kuhkaff die Straßen gesperrt sind? Bin ich vielleicht Hellseher?”, gab George beleidigt zurück.
„Wenn Sie es jedoch nicht ganz so eilig haben”, versuchte Devin mit unerschütterlicher Ruhe die Wogen zu glätten, „könnten Sie Ihren Wagen auf dem Parkplatz abstellen. Es kostet nichts, und die Parade wird Ihnen sicher Spaß machen.” Er blickte auf, als eine Majorette ihren Taktstock durch die Luft wirbelte und wieder auffing, begleitet vom begeisterten Applaus der Menge. „Und danach fahren Sie dann ganz gemächlich nach D. C.”
„Ich habe keine Zeit für irgendeine idiotische Parade.” George plusterte empört die Backen auf, sodass er aussah wie ein Hamster, und schaltete wütend in den Rückwärtsgang. Devin gelang es gerade noch, rechtzeitig zur Seite zu springen.
„Unverschämtheit”, brummte er. Als er sich umdrehte, trat er Cassie dabei fast auf den Fuß. Er griff instinktiv nach ihr, ließ sie jedoch gleich wieder los, als hätte er sich an ihr verbrannt. „Entschuldige. Ich hab dich nicht gesehen.”
„Ich dachte mir, es sei besser zu warten, bis du deine diplomatischen Anstrengungen beendet hast.”
„Ja. George und Marsha wissen gar nicht, was sie sich entgehen lassen.”
Lächelnd sah Cassie den Tambourinmädchen zu, aber im Grunde genommen hatte sie nur Augen für Devin. Wie gut er in der Uniform aussah! So kompetent und männlich. „Stimmt. Aber sag, ist dir nicht schrecklich heiß? Soll ich dir was zu trinken holen? Oder kann ich dir sonst etwas anbieten?”
„Nein, danke … geht schon. Äh …” In seiner Zunge war plötzlich ein Knoten. Er überlegte, wann er sie das letzte Mal in Shorts gesehen hatte. Es musste eine Ewigkeit her sein. Und die ganzen Jahre über hatte er es tunlichst vermieden, sich ihre Beine vorzustellen. „Wo ist Emma?”
„Sie schließt gerade mit der kleinen Lucy McCutcheon Freundschaft. Die beiden sind in Lucys Garten.” Es fiel ihr leichter, mit ihm zu sprechen, wenn sie es vermied, ihn
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