Sterne einer Sommernacht
anzusehen. Deshalb konzentrierte sich Cassie auf die Dinge, die um sie herum vor sich gingen. „Bist du böse mit mir, Devin?”
„Nein, natürlich nicht. Warum sollte ich?” Er starrte die Prinzessin, die jetzt in einem Wagen mit zurückgeschlagenem Verdeck langsam vorbeirollte, so durchdringend an, dass die ihm ein strahlendes, hoffnungsvolles Lächeln schenkte und ihm zuwinkte. Doch er hatte nur Augen für Cassie.
„Jetzt hast du Julie ganz durcheinandergebracht”, murmelte Cassie.
„Julie? Wer ist Julie?”
Ihr kurzes Auflachen überraschte sie beide. Dann starrten sie sich wieder an. „Bist du sicher, dass du mir nicht böse bist?”
„Nein. Ja. Ja, ich bin sicher.” Um seine Hände in Sicherheit zu bringen, rammte er sie in die Taschen seiner Uniformjacke. „Dir bin ich nicht böse, sondern mir. Wie ich schon sagte, ich war an diesem Tag irgendwie völlig daneben.”
„Ist mir gar nicht aufgefallen.”
Das Getöse, das die nächste vorbeiziehende Kapelle veranstaltete, hallte in seinen Ohren nach. Er war sich sicher, dass er sich verhört hatte.
„Wie bitte?”
„Ich habe gesagt, dass …” Sie unterbrach sich, als sein Walkie-Talkie zu quäken anfing.
„Sheriff. Sheriff. Hier ist Donnie. Wir haben im Quadrant C ein kleines Problem und brauchen Sie. Hören Sie mich, Sheriff?”
„Quadrant C, du lieber Himmel”, brummte Devin. „Sieht wirklich zu viele Krimiserien, der Junge.”
„Ich lass dich jetzt wohl besser allein”, sagte Cassie rasch, als Devin sein Funkgerät auf Senden stellte. „Du hast zu tun.”
„Wenn du …” Er fluchte, weil sie sich ohne ein weiteres Wort umdrehte und in der Menge verschwand. „MacKade”, bellte er in sein Walkie-Talkie.
Das kleine Problem stellte sich als eine harmlose Rempelei zwischen einigen Schülern zweier rivalisierender Highschools heraus. Devin machte der Sache im Handumdrehen ein Ende und schnauzte Donnie an, weil er nicht allein damit fertig geworden war.
Als der letzte Stiefeltritt verklungen, die letzte Fahne in der Ferne verschwunden und der letzte Luftballon gen Himmel aufgestiegen war, beeilte er sich, zum Park zu kommen, um den Ansturm der Massen in geordnete Bahnen zu leiten, die sich jetzt mit Sack und Pack auf den Weg machten, um die festliche Stimmung mit einem Picknick zu krönen.
Unterwegs gab er der Reinigungsmannschaft den Befehl zum Einsatz und half ein paar weinenden Kindern, ihre Mütter im Gewühl wiederzufinden.
Nachdem er den Pflichtteil des Tages schließlich beendet hatte, fuhr er in sein Büro und stellte sich in Vorbereitung auf die Kür unter die eiskalte Dusche, anschließend versenkte er erleichtert seine Uniform bis zum nächsten offiziellen Ereignis in den Tiefen seines Kleiderschranks. Als er schließlich im Park ankam, war das fröhliche Treiben schon in vollem Gange.
Devin entdeckte Shane, der mit Frannie Spader, der üppigen Rothaarigen, die sein Bruder ihm vor ein paar Tagen so großzügig ans Herz gelegt hatte, schmuste.
Rafe und Jared spielten Cricket, und Regan und Savannah saßen mit ihren Babys auf einer Decke unter einer alten Eiche im Schatten und plauderten.
Hunde jagten sich, und Kinder tollten durch die Gegend, und dort war auch Cy, der Bürgermeister, der einen höchst lächerlichen Anblick bot in seinen schreiend bunten, groß gemusterten Bermuda-Shorts, die entschieden zu viel von seinen haarigen Beinen enthüllten.
Mrs. Metz kaute voller Hingabe an einem Hühnerbein, feuerte mit vollem Mund ihre in einen Wettkampf verwickelten Enkel an und tratschte mit Miss Sarah Jane.
Heiliger Himmel, dachte Devin, ich mag sie, wie sie da sind, mit ihren Schrullen und Fehlern. Ich mag sie wirklich alle.
Die Hände in den Gesäßtaschen seiner verwaschenen Jeans, schlenderte er gemächlich über den Rasen, blieb hier und da stehen, um ein paar Worte zu wechseln, sich eine Beschwerde anzuhören oder den neuesten Tratsch erzählen zu lassen.
Gerade als er mit dem alten Mr. Wineberger über die verschiedenen Techniken des Beschlagens von Pferdehufen diskutierte, kam Emma mit ausgebreiteten Armen über den Rasen auf ihn zugerannt. Er hob sie hoch, wirbelte sie ein paarmal herum und behielt sie auf dem Arm, während Mr. Wineberger kurzatmig eine wagemutige Theorie aufstellte. Doch jetzt war Devin nicht mehr bei der Sache. Rasch eiste er sich von Mr. Wineberger los und wandte sich dem Kind zu.
Klein-Emma duftete nach Sonnenschein und fühlte sich zart und zerbrechlich an wie ein
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