Sterne einer Sommernacht
du übernimmst jetzt. Wir gehen zum Lunch zu Ed’s.”
„Al es klar.”
„Und wenn die Jungs von der Staatspolizei wegen dem Messner-Fall anrufen, sag ihnen, dass sie am Montag meinen Bericht kriegen.”
„Al es klar”, sagte Donnie wieder und beugte sich mit zusammengezogenen Augenbrauen über die Akte, die er eben bearbeitete.
Sobald die drei auf der Straße waren, begannen die beiden Jungen, Devin mit ihren Fragen zu bombardieren.
„Hallo, Sheriff.”
Devin wandte sich um und sah mit einem innerlichen Seufzer den betagten Eigentümer des Gemischtwarenladens um die Ecke heran geschlurft kommen. Der Mann quasselte einen schier um den Verstand.
„Hallo, Mr. Grant. Wie läuft das Geschäft?”
„Oh, mal so, mal so, Sheriff. Ein Auf und Ab wie das ganze Leben.” Mr.
Grant legte eine Pause ein und zupfte sich einen Fussel von seinem zerknitterten braunen Hemd. „Ich dachte, ich sollte es Sie besser wissen lassen, Sheriff … nicht etwa, dass ich meine Nase in fremder Leute Angelegenheiten stecken würde. Sie wissen ja, mein Motto ist leben und leben lassen …”
In Wirklichkeit traf zwar das genaue Gegenteil zu, aber Mr. Grants Fähigkeiten zur Selbsteinschätzung waren eben schwach ausgeprägt.
„Was wollten Sie mich wissen lassen, Mr. Grant?”
„Oh, ja … also, ich wollte eben nur einen Moment Luft schnappen und bin die Straße runter zur Bank gegangen. Sie hat ja über Mittag zu, wie Sie wissen.”
„Ja, ich weiß.”
„Ahem, ja also, da kam’s mir doch so vor, als wär da jemand drin.”
„Ich verstehe nicht ganz.”
„Es hatte für mich den Anschein”, Grant gab sich alle Mühe, sich diesmal präzise auszudrücken, „als würde da gerade jemand die Bank ausheben.”
Noch bevor die beiden Jungen eine Miene verziehen konnten, reagierte Devin. „Geht schon mal vor zu Ed’s. Und rührt euch nicht von der Stelle.”
„Aber Devin …”
„Tu, was ich sage, Bryan. Geht jetzt, beide. Ihr wartet dort auf mich und sagt niemandem ein Wort, verstanden?”
„Und was machen Sie jetzt?”, erkundigte sich Connor.
„Ich werde mich um die Angelegenheit kümmern. Jetzt geht schon endlich. Los, bewegt euch.”
Als sie losrannten, sah Devin ihnen noch einen Augenblick nach, um sicherzugehen, dass sie auch gehorchten und in die richtige Richtung liefen. „Hätten Sie die Freundlichkeit, mit mir zu kommen, Mr. Grant? Dann können Sie mir an Ort und Stelle zeigen, was Sie gemeint haben.”
„Aber selbstverständlich.”
Die Bank, ein altes rotes Backsteingebäude, befand sich einen halben Häuserblock die Straße hinunter, schräg gegenüber von Ed’s Café. Ein rascher Blick durchs Fenster überzeugte Devin davon, dass die beiden Jungen in der Tat hineingegangen waren. Jetzt drückten sie sich neugierig die Nasen an der Scheibe platt.
Devin suchte die Straße sorgfältig ab. Da Samstag war, herrschte reger Einkaufsverkehr, auf jeden Fall genug, dass es Probleme geben könnte, wenn sich tatsächlich jemand unbefugten Zutritt zur Bank verschafft hatte.
„Haben Sie den Mann erkennen können, Mr. Grant?”
„Nicht genau. Aber ich glaube, er war jung, so etwa Ihr Alter, sah ‘n bisschen so aus wie der Harris-Junge, wenn Sie wissen, wen ich meine.”
Devin nickte. Dann erblickte er einen schmutzig weißen Wagen mit Nummernschildern aus Delaware hinter der Kurve. „Kennen Sie das Auto?”
Mr. Grant überlegte. „Könnte ich nicht behaupten.”
„Warten Sie hier.” Mit einem langen Satz war Devin bei der Tür und stieß sie leise auf. Hinter dem Kassenschalter starrte eine verstörte Kassiererin in die Mündung einer 45er.
Devin schaltete augenblicklich. Er schloss die Tür wieder und winkte Mr.
Grant. „Mr. Grant, gehen Sie sofort in mein Büro rüber und geben Sie Donnie Bescheid, dass er herkommen soll. Banküberfall. Aber machen Sie rasch und sagen Sie es ihm um Himmels willen in diesem besonderen Fall einmal ohne Umschweife. Und ich will keine Sirenen. Außerdem soll Donnie draußen warten, bis ich ihm ein Zeichen gebe. Haben Sie verstanden?”
„Aber selbstverständlich, Sheriff. Ich fühle mich geehrt, Ihnen helfen zu dürfen.”
„Und Sie gehen anschließend wieder in Ihr Geschäft, Mr. Grant.
Kommen Sie auf keinen Fall wieder her.”
Devin wollte sich eben umwenden, als er Rafe gemütlich die Straße hinunterschlendern sah. „He, Rafe!”, schrie er und winkte ihn zu sich. Noch bevor Rafe ihm zur Begrüßung auf die Schulter klopfen konnte, sagte Devin:
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