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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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haben. So einen Schwachsinn in seinem Blatt abzudrucken! Verstehst du, worauf die hinauswollen? Wir sollen unser eigenes Pachtland kaufen.«
    Victor überflog den Artikel kurz. »Das wollte ich dir schon die ganze Zeit über klarmachen.«
    »Davon war nie die Rede! Du hast nur gesagt, diese verdammten Siedler stünden Schlange, um ein Stück von meinem Land zu kaufen!«
    »Das stimmt ja auch. Sie wollen es von der Regierung erwerben, wenn wir es nicht tun. Doch es gibt keinen Grund zur Panik. Die Landvergabegesetze werden niemals verabschiedet.«
    Austins Gesicht war flammend rot, sein weißes Haar sträubte sich. »Von wegen, ich soll nicht in Panik geraten, du verdammter Grünschnabel! Ich möchte nicht wissen, was aus Springfield wird, wenn ich es Leuten wie dir überlasse. Ich will, daß auf der Stelle etwas dagegen unternommen wird!«
    Victor seufzte. »Man unternimmt doch schon etwas. Die Siedler können erst Ansprüche anmelden, wenn die Gesetze verabschiedet sind. Harry hat die Sache im Griff. Sie werden die Gesetzesvorlage bis zum Jüngsten Gericht verschleppen mit ihren diversen Änderungsanträgen. Das hat er dir doch letzte Woche geschrieben.«
    »Harry ist ein verdammter Leichtfuß, das weißt du doch! Stolziert in Brisbane herum, als sei er ein Gottesgeschenk an die Gesellschaft. Und dazu noch sein verwöhntes Frauenzimmer! Ich muß von Sinnen gewesen sein, als ich glaubte, er könne uns dort nützlich sein. Ich sollte Rupe hinschicken. So etwas wie ihn brauchen sie im Parlament, blutdürstige, sture Kerle, die pausenlos um sich treten.«
    Victor nahm eine von Minnie gerollte Zigarette aus der Dose, zündete sie an und rauchte lässig, während sein Vater tobte. Es war immer dasselbe. Rupe und Austin gerieten bei jeder Gelegenheit aneinander, doch seinen Brüdern wurde Rupe wie ein Heiliger vorgehalten, wie ein junger Austin Broderick, was er keineswegs war. Sicher, Harry war als Politiker nicht gerade ein Volltreffer, doch Victor mißbilligte die Haltung seines Vaters. Er selbst war ein hervorragender Verwalter, das wußte er genau, doch von seinem Vater hatte er stets nur Kritik und Häme geerntet. Es war schwer genug, eine Farm dieser Größe mit all ihren Problemen zu leiten. Nicht zuletzt die Bewohner – Familie, Stammesangehörige, Mitarbeiter und aufgeblasene Besucher – galt es im Zaum zu halten. Da brauchte man nicht auch noch einen Vater, der einem bei jeder Gelegenheit in die Quere kam und ausdrückliche Anweisungen ignorierte. Ignorierte? dachte Victor zornig, das ist ein typischer Harry-Ausdruck. Genau das würde Harry sagen, verdammt noch mal! Austin ignoriert nicht nur, er schmeißt die Anweisungen eigenmächtig um. Läßt mich vor den Männern wie ein Idiot dastehen. Verschiebt andauernd die Grenzen, so wie er es mit Jock Walker und allen anderen auch macht.
    Es war Charlottes Idee gewesen, Austin solle sich zurückziehen und Victor die Leitung der Farm überlassen. Mit ihrer sanften, schmeichlerischen Art hatte sie dem alten Mann das Gefühl vermittelt, er selbst habe diese Entscheidung getroffen. Vor seinen Freunden hatte er sich mit seinem Ruhestand gebrüstet. Schmiß eine Party, die drei Tage dauerte und auf der er den Rückzug von Austin Gaunt Broderick ins Privatleben verkündete, der die Zügel an die nachfolgende Generation übergab. Jede Zeitung in Queensland, ja sogar der
Sydney Morning Herald,
hatte pflichtschuldig darüber berichtet. Es war eine tolle Zeit gewesen, die jedoch mit dem Aufbruch des letzten Gastes ihr jähes Ende gefunden hatte. Victor hatte auf Springfield nach wie vor nicht mehr zu sagen als Minnie in der Küche, wo sie seit Jahren unter der Fuchtel der Köchin Hannah stand.
    »Hörst du mir überhaupt zu?« knurrte Austin. »Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, daß wenn diese verdammten Landvergabegesetze durchkommen …«
    »Das können sie gar nicht«, beharrte Victor.
    »Das ist doch alles nur eine Frage von Zahlen, du Idiot! Politiker sind käuflich. Ein paar von denen, die auf unserer Seite sind, könnten krank werden. Oder den Aufruf verpassen. Und was geschieht dann? Schwachköpfe wie Harry sitzen da und gucken dumm aus der Wäsche. Besiegt! Es braucht nur eine einzige Abstimmung!«
    Victor schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Du vergißt, daß die halbe Opposition auf unserer Gehaltsliste steht. Ganz zu schweigen von den Verbindungen, die wir überall haben – zu Friedensrichtern, Stadträten, hohen Bankbeamten, Polizisten, sogar der

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