Sterne im Sand
des pelzigen Körpers an ihrem Rücken.
Im Antworttelegramm bestätigen die Anwälte den Inhalt von Charlottes Schreiben. Ihre Schwiegertochter freute sich. »Ich bin ja so erleichtert«, sagte sie zu Cleo. »Die Männer hatten sich schon Sorgen gemacht, daß sich Siedler bei uns eingenistet hätten. Zum Glück haben Charlotte und Fern Broderick die Grundstücke gekauft und dazu beigetragen, die Farm zu erhalten.«
»Das ist schön. Mir sind die Auseinandersetzungen wegen des Testaments natürlich nicht entgangen. Meinen Sie, sie will ihren Söhnen auf diesem Wege ein Friedensangebot unterbreiten?«
»Schon möglich. Es wird ja auch allmählich Zeit. Eigentlich gab es von Anfang an keinen Grund zum Streiten, da Austins Anweisungen sehr deutlich formuliert sind.«
»Da haben Sie wohl recht.« Dennoch hegte Cleo gewisse Vorbehalte bezüglich der Gerechtigkeit dieses Testaments. Sie hatte lange über den Standpunkt der Witwe nachgedacht und konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß Austin Broderick seine Söhne auf Kosten seiner Frau allzu großzügig bedacht hatte. Was hatte er ihr denn schon hinterlassen? Nur das Recht, im Haus zu leben. Cleo konnte es Charlotte nicht verdenken, daß sie darüber entrüstet war und nun versuchte, einen sichereren Zugriff auf den Besitz zu erhalten. Aber natürlich stand es ihr nicht zu, einen Kommentar dazu abzugeben.
Als die Tageshitze nachließ, unternahm sie mit Teddy einen Spaziergang bis zum Abhang, von dem aus sich ein Blick auf das weite Tal bot.
»Da ist Daddy«, rief der Junge und deutete auf eine Gruppe von Reitern, die die Talsohle durchquerte. Die Reihe der Männer auf den rhythmisch dahintrabenden Tieren wirkte sehr anmutig. Bei genauerem Hinsehen entdeckte Cleo, daß nicht Victor, sondern Rupe die Gruppe anführte. Sie wünschte, sie könnte diesen Anblick auf einem Bild festhalten: die gelassen reitenden Männer, die Silhouetten der Pferde vor den zarten Staubwolken, das vergilbende Wintergras und dahinter das üppige Grün des Gebüschs an den Hängen jenseits des Tales.
»Das dort vorn ist Onkel Rupe«, sagte sie mit Stolz in der Stimme.
»Und da ist mein Daddy, auf dem grauen Pferd.«
Sie spähte wieder in die Ferne. »Stimmt. Sollen wir ihnen entgegengehen?«
»Ja! Ja!« schrie Teddy begeistert und ergriff ihre Hand.
»Komm, Cleo, lauf. Sonst sind sie vor uns da.«
Victor erfuhr als erster von der Bestätigung der Anwälte.
»Was soll das heißen, es war nur Charlotte?« Er nahm den Hut ab und warf ihn aufs Sofa.
»Und Fern Broderick. Es waren gar keine fremden Siedler.«
Gereizt sagte er zu Louisa: »Du redest wirres Zeug. Wer hat was gekauft?«
»Das habe ich dir doch gesagt. Jock Walker hatte recht. Zwei weitere Grundstücke sind jetzt in freien Grundbesitz übergegangen, und zwar jene, die auf Charlotte und Fern eingetragen waren.«
»Wer hat sie bezahlt?«
»Die beiden, nehme ich an.«
»Wo ist Charlottes Brief? Und das Telegramm?«
Er las beides durch, stürmte – darin erinnerte er an Austin – ans Fenster und rief nach Rupe, der gerade mit Cleo aus den Stallungen kam.
»Willst du meine Bilder sehen?« fragte Teddy.
»Jetzt nicht. Geh und sag Rupe, er soll sofort zu mir kommen.«
Der Junge rannte davon. Louisa sah ihren Mann erstaunt an.
»Ich dachte, es würde dich freuen.«
»Freuen? Begreifst du denn nicht? Sie haben einen Teil von Springfield gekauft. Er gehört uns nicht mehr!«
»Aber du hast doch selbst gesagt, es stehe lediglich auf dem Papier. Daß dieses ganze Aufteilen von Springfield nur wegen der neuen Gesetze durchgeführt wird …«
Victor kochte. »Aber bloß dann, wenn wir die Grundstücke selbst erwerben.«
»Was macht es denn für einen Unterschied? Charlotte und Fern gehören doch zur Familie.«
Victor zog Rupe fast über die Schwelle. »Komm rein, los! Würdest du meiner Frau bitte erklären, wie es für uns aussieht, wenn Charlotte das Grundstück gekauft hat, das wir ihr auf der Käuferliste zugeteilt haben?«
Rupe lachte. »Das kann sie gar nicht! Sie hat kein Geld.«
»Oh doch, sie steckt mit Fern unter einer Decke. Sie haben die auf sie eingetragenen Grundstücke gekauft, offensichtlich mit Ferns Geld. Wahrscheinlich hat Mutter sie gegen uns aufgehetzt, um sich an uns zu rächen.« Er gab Rupe Charlottes Brief, der ebenso knapp wie deutlich war und sich auf die nüchternen Tatsachen beschränkte.
Rupe starrte fassungslos darauf. »Das verstehe ich nicht. Wie haben die beiden das
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