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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Augen entging nichts, daher waren sie auch so gute Fährtenleser. Doch Spinner hatte diese Kunst verlernt, da er sie in seinem neuen Leben nicht brauchte.
    Er aß seine Pastete auf und wünschte sich, er könne sich noch eine leisten, weil sie so gut geschmeckt hatte. Sie war mit dicken Fleischstücken gefüllt und troff von Bratensoße. Er leckte sich die Finger und dachte nach. Wenn die Leute deutliche Zeichen im Busch entdeckt hatten, mußte ihre Vermutung stimmen. Was aber hatte das mit ihm zu tun? Wäre Boß Broderick noch am Leben, so hätte er ihm diese Neuigkeiten bereitwillig überbracht, um seine Umsicht unter Beweis zu stellen. Das hätte dem alten Mr. Austin gefallen. Er hätte dem Boß erzählen können, daß er all diese Zeichen selbst bemerkt hatte. Sich als großartigen Kerl darstellen. Doch Victor und Rupe besaßen keinen Draht zu den Schwarzen und konnten vermutlich ganz gut auf ihre Gegenwart verzichten.
    Am besten er vergaß die ganze Sache gleich wieder. Nur Moobuluk konnte er nicht ignorieren; doch wenn der Zauberer etwas von ihm wollte, würde er sich mit Sicherheit bei ihm melden. Wäre er zornig, würde er als Dingo mit flammenden Fängen auftauchen. Bisher aber hatte er keinen Grund, zornig zu sein. Von den kleinen Jungen gab es nach wie vor keine Spur, dessen war Spinner gewiß.
    Um kurz vor fünf erhielt er ein Antworttelegramm für Victor Broderick. Er ritt damit rasch durch die Dunkelheit, wobei er verzweifelt an seine Liebste dachte und die Geister anflehte, Moobuluk möge ihn von seinem uneinlösbaren Versprechen entbinden, nach Kindern Ausschau zu halten, die nie zurückkehren würden.
    Nioka sah von ihrem Lager aus, wie der Reiter, der in Richtung des Hauses unterwegs war, eine Abkürzung durch den Busch nahm, blieb aber im Verborgenen. Es war Spinner, der ihr ohnehin nicht weiterhelfen konnte. Sie würde bis zu diesem und notfalls auch den nächsten zwanzig Weihnachtsfesten auf die Jungen warten. Sie würden nach Hause kommen, dessen war sie sicher.
    Dennoch legte sich ein Hauch von Melancholie über sie, während sich die Tage hinzogen und die Einsamkeit sie wie eine lästige Wespe umsummte. Wie oft sie sie auch zu vertreiben suchte, sie kehrte immer wieder zurück. Die Euphorie der ersten Tage war verflogen. Zunächst hatte es Spaß gemacht, allein die alten Stammesorte aufzusuchen; auch an Nahrung mangelte es ihr nicht. Wie im Rausch war sie durch den unberührten Busch gestreift, hatte ein Lager aufgeschlagen, wo es ihr gefiel, war in die hochgelegenen Wälder gewandert und hatte auf die weiten Grasebenen hinuntergeblickt, bis sie wieder eins wurde mit der natürlichen Schönheit des Landes und seiner Geschöpfe, doch selbst dieses Gefühl von Freiheit und Macht begann nun zu verblassen.
    Sicher, die Heimkehr hatte ihr neues Selbstvertrauen geschenkt. In der Fremde war sie nie sie selbst gewesen, obwohl die Horde am See sie freundlich behandelt hatte. Auch Liebe hatte sie dort erfahren, die jedoch vom tragischen Ende ihrer Schwester und der ständigen Sorge um die Jungen überschattet wurde. Nioka zweifelte nicht daran, daß ihre Rückkehr der richtige Schritt gewesen war. Sie gehörte hierher, wo sie eine starke Frau sein konnte, die nicht von Kummer und Unsicherheit gequält wurde.
    Andererseits vermißte sie nach Wochen selbstgewählter Einsamkeit allmählich doch andere Menschen. Diese Schwäche vertrug sich natürlich nicht mit ihrem großartigen Plan, allein zu leben, bis die Jungen wiederkehrten. Sie wünschte, die anderen würden ebenfalls heimkommen, doch diese Hoffnung war vergeblich. Die Angst des Clans, weitere Kinder zu verlieren, war einfach zu groß.
    Möglicherweise konnte sie sich der Horde anschließen, die auf Jocks Farm lebte. Dort würde man sie bestimmt willkommen heißen. Doch ihre Widerspenstigkeit hielt sie davon ab. Man würde ihr viele Fragen stellen, auch die Weißen würden neugierig werden und wissen wollen, woher sie kam und was aus den anderen Leuten des Clans geworden war. Sie war nicht in der Stimmung, ihnen irgend etwas zu erzählen. Was ihre Leute taten und ließen, ging die Weißen überhaupt nichts an.
    Tief im Busch stieß sie auf ein junges Känguruh, das allein umherhüpfte. Seine Mutter war vermutlich tot, vielleicht den Dingos zum Opfer gefallen, und sie drückte es an sich. Nioka war dankbar für die Gesellschaft. Sie flocht einen Beutel aus Schilf, legte das Tierchen hinein, hängte ihn sich über die Schulter und genoß die Wärme

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