Sterne im Sand
geschafft?«
»Ganz einfach. Wir haben die Ansprüche auf ihre Namen angemeldet, und das haben sie ausgenutzt. Sie haben diese Grundstücke erworben und beanspruchen nun die Eigentumsrechte daran.«
»Das wollten wir doch ohnehin.«
Victor explodierte. »Wieso kapiert das denn keiner von euch? Wir hätten diese Grundstücke als Eigentümer von Springfield und mit unserem Geld erworben, so wie es ursprünglich geplant war …«
»Das stimmt, und sie haben uns nun die Mühe abgenommen und Kosten erspart«, fügte Rupe hinzu.
»Du verdammter Dummkopf! Sie haben uns gar nichts erspart. Ihnen gehört ein Abschnitt im Herzen der Farm und einer auf dem Land, das wir verkaufen wollten. In der Mitte von Springfield klafft somit ein Loch.«
Rupe ließ sich in einen Sessel fallen. »Na gut, aber was ist so schlimm daran? Dann wird Charlotte es uns eben wieder überschreiben. Wir haben Vieh auf dem Land stehen.«
Endlich dämmerte es Louisa. »Oh Gott, ihr wolltet ihr keinen Anteil geben, also hat sie sich einen gekauft.«
»Brillante Schlußfolgerung!« meinte Victor sarkastisch.
»Rede nicht in diesem Ton mit mir! Es ist so verdammt kompliziert. Ihr gehört demnach gutes Weideland – und wenn schon? Eure eigene Mutter wird euch doch keine Schwierigkeiten machen wollen.«
»Sie hat unser Land gestohlen!« sagte nun auch Rupe wütend. »Da sie das Testament nicht anfechten konnte, hat sie es sich hinter unserem Rücken erschlichen. Und ist durchaus in der Lage, uns eine Menge Ärger zu bereiten.«
»Wie denn zum Beispiel?« fragte Louisa.
Victor zündete sich einen Stumpen an, den Blick auf Austins Porträt gerichtet. »Zuerst einmal könnte sie oder diese verfluchte Fern das Land verkaufen, wann immer es ihr paßt.«
»Falls wir dem keinen Riegel vorschieben«, sagte Rupe. »Wir werden bestraft, weil Charlotte ihren Willen nicht bekommen hat. Sie könnten verlangen, daß wir unser Vieh von ihrem Land entfernen. Sie können eigene Herden aufbauen. Eine Einzäunung fordern. Verwalter einstellen, die eigene Häuser brauchen.«
»Vergiß Ferns Land«, entgegnete Victor. »Ich mache mir Sorgen um Charlottes Grundstück. Es könnte tatsächlich zu einer Farm innerhalb von Springfield werden. Was aber sollten wir dagegen unternehmen? Wir können sie nicht damit durchkommen lassen.«
Auch beim Abendessen war das Thema allgegenwärtig. Cleo hörte höflich zu, obwohl sie die ganze Sache eher belustigend fand, doch sie behielt ihre Meinung wohlweislich für sich. Schließlich beschloß man, Victor solle an Charlotte schreiben und seiner Entrüstung darüber Ausdruck verleihen, daß sie ihre gemeinsamen Erwerbspläne für eigene Zwecke ausgenutzt habe.
Er brauchte mehrere Entwürfe, bis er ein Schreiben aufgesetzt hatte, das auch Rupe zufriedenstellte.
Darin teilte Victor seiner Mutter mit, daß sie anscheinend keine Unterstützung durch ihre Söhne mehr benötige, wo sie sich den Erwerb eines so großen Grundstücks leisten könne. Die Zahlungen an sie würden deshalb umgehend eingestellt. Außerdem wies er darauf hin, daß man ihr den Zugang zu ihrem Grundstück verwehren würde, obgleich er bezweifelte, daß dieses Verbot vor Gericht standhalten würde. Immerhin hatte er das Recht, ihr die Benutzung der Wollschuppen zu untersagen.
Auf Rupes Drängen drohte er weitere drakonische Maßnahmen an, die den Betrieb einer Farm innerhalb Springfields äußerst schwierig gestalten würden.
Zuletzt äußerte er auf Anraten seiner Frau den Wunsch, daß diese unerfreuliche Situation bald ein Ende finden möge. In einem reichlich späten Versuch, sich versöhnlich zu zeigen, entschuldigte er sich für die Mißstimmung, die zwischen ihnen entstanden sei und gab der Hoffnung Ausdruck, daß man von nun an glücklicheren Tagen entgegensehe.
Victor überblickte sehr viel besser als Louisa und Rupe, welche Schwierigkeiten auf sie zukommen konnten, und war überaus nervös. Charlotte war eindeutig auf dem Kriegspfad und erwies sich als durchaus ernst zu nehmende Gegnerin. Rupe hatte ihnen letztlich doch von der Zurückweisung durch Ada Crossley erzählt, was seine Sorge nur noch verstärkte. Im Notfall konnte Charlotte im Bezirk ganz sicher auf größere Unterstützung zählen als sein Bruder und er.
Bevor er den Brief versiegelte, schob er ohne das Wissen der anderen einen kleinen Zettel in den Umschlag.
Teddy vermißt seine Großmutter.
Victor und Jock planten, dem Zuchtwidder der Brodericks einige von Jocks Mutterschafen
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