Sterne im Sand
schüttelte den Kopf. »Jock schon, sie nicht. Ada hat uns den Fehdehandschuh hingeworfen. Du mußt wissen, daß nicht mehr er, sondern sie auf der Farm das Sagen hat. Lochearn ist nach Springfield der größte Besitz in den Downs. Wenn sie es auf uns abgesehen hat, sitzen wir in der Patsche, das weiß sie ganz genau.«
»Was kann sie denn schon tun, außer uns unfreundlich zu behandeln?«
»Uns in die Isolation treiben. Scherer abwerben. Ihnen sagen, daß sie sich entscheiden müssen, entweder bei uns oder bei allen anderen zu arbeiten. Das ist schon vorgekommen. Austin hat vor einigen Jahren einen Squatter boykottiert, der Schafe von Nachbarfarmen gestohlen hatte. Man hat ihn förmlich vertrieben.«
»Das ist aber etwas anderes. Er war immerhin ein Dieb.«
»Mag sein, aber die Squatter bilden eine sehr enge Gemeinschaft. Austin war sehr beliebt, doch wir haben nie darüber nachgedacht, daß Charlotte ebenso großes Ansehen genießt …«
»Hat Ada Crossley es etwa geschafft, alle gegen uns aufzuhetzen?«
»Nur wenn sie glauben, wir täten Charlotte Unrecht. Ada hat uns heute eine faire Warnung zukommen lassen. Louisa, wir sind in ernsten Schwierigkeiten.«
Er unternahm den Versuch, Rupe soweit zu überzeugen, daß dieser die Situation ernst nahm. »Bevor uns alles entgleitet, sollten wir mit Charlotte einen Waffenstillstand schließen.«
»Wie denn?«
»Wir geben ihrer ursprünglichen Forderung nach. Mehr will sie ja gar nicht. Dann gehört ihr ein Drittel von Springfield. Ich vermute, sie ist zufrieden, wenn sie dem Namen nach Mitbesitzerin ist, und wird uns die Farm führen lassen. Sie fühlt sich einfach ausgeschlossen. Wir müssen ihr nur geben, was sie verlangt, und zwar unter der Bedingung, daß sie uns ihr und Ferns Grundstück überschreibt.«
Rupe goß sich noch einen Whisky ein und betrachtete nachdenklich sein Glas. »Wir geben ihr also ein Drittel und erhalten im Gegenzug ein Zehntel. Ich war nie ein Rechengenie, aber das scheint mir doch ein sehr schlechtes Geschäft zu sein. Da muß sie uns schon etwas mehr anbieten.«
»Was denn zum Beispiel?«
»Laß das doch ihre Sorge sein.«
Ada Crossley verschwendete keine Zeit. Sie verzichtete zwar darauf, Charlotte mitzuteilen, daß sämtliche Freunde sie im Kampf gegen ihre geldgierigen Söhne unterstützen würden, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen, aber da ihr das einzige Hotel in Cobbside gehörte, wies sie den Geschäftsführer an, die Viehhüter von Springfield künftig abzuweisen.
Diese Entscheidung stiftete Unruhe in der Stadt, und es kam zu einigen Tätlichkeiten, doch das kümmerte sie nicht. Einige Männer von Springfield wurden wegen Ruhestörung eingesperrt – immerhin war der Friedensrichter Adas Cousin. In mehreren Agrargemeinschaften bildeten sich neue Ausschüsse, in die die Brodericks nicht als Mitglieder aufgenommen wurden. Die Tennisturniere, die gewöhnlich auf Springfield stattfanden, wurden verlegt. Der Metzger und der Pferdepfleger, die beide für Springfield und Lochearn arbeiteten, erklärten übereinstimmend, daß die Arbeit bei Jock sie zu sehr in Anspruch nehme, um noch nach Springfield zu kommen. So ging es immer weiter.
Victor flehte Rupe an, nachzugeben. Er wußte, daß eine gemeinsame Leitung der Farm auch ohne diese zusätzlichen Probleme schwierig genug wäre. Außerdem war ihm der Gedanke gekommen, daß Charlotte ihn Rupe als Boß vorziehen und als Puffer zwischen ihnen beiden fungieren könnte.
Doch Rupe blieb eisern bei seiner Haltung, trat großspuriger auf denn je und sonnte sich in seiner neuen Rolle als Mitglied des Landadels mit eigenem Einkommen.
»Auf die Lokalmatadore können wir doch verzichten. Ich habe beschlossen, einige Freunde aus Brisbane zu einer Wochenendparty einzuladen. Vielleicht bleiben sie auch länger, wenn sie Lust haben. Wir können eine Jagd, einen Angelausflug und eine Dinnerparty für den Samstag organisieren.«
»Das solltest du besser erst mit Louisa abklären.«
»Wieso?«
»Aus Höflichkeit.«
Rupe runzelte die Stirn. »Victor, eines möchte ich ein für allemal klarstellen: Das hier ist mein Zuhause. Ich brauche Louisa nicht um Erlaubnis zu fragen, wenn ich Gäste einladen möchte. Ich entscheide, wen ich wann herbitte. Und wenn Charlotte heimkehrt, gilt das gleiche für sie. Wir haben eine Köchin und mehrere Hausmädchen; es reicht, wenn sie entsprechend instruiert sind.«
»Zum Teufel damit!« schrie Victor und packte Rupe an den Schultern. »Das hier
Weitere Kostenlose Bücher