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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Springfield geduldet hatte. Er setzte seine Peitsche ein, um Lärm zu verursachen, nicht Schmerz. Und wenn er mit der Arbeit fertig war, blieben seine Pferde gezähmt. Bei brutalen Zureitern hingegen, die halbgezähmte Tiere übergaben, verfielen diese, sobald sich eine Gelegenheit ergab, in ihre alten Gewohnheiten zurück.
    Marty wahrte Distanz zum Tier, dessen wilde, wachsame Blicke ihn im Auge behielten, während es jetzt, ruhiger geworden, im Kreis trabte. Gelegentlich ließ es sein Temperament an den Zaunlatten aus, wobei die Viehhüter herunterfielen und sich auf allen vieren davonmachen mußten, um den Hufen zu entkommen.
    Da sich dieses Verfahren noch eine Weile hinziehen würde, beschloß Rupe, inzwischen nach Cleo zu sehen. Er glitt vom Zaun hinunter und lief den Hügel hinauf zum Haus. Die Gouvernante saß mit einem Buch auf der schattigen Seitenveranda. Sie trug ein fließendes, weißes Musselinkleid, ein dazu passendes Seidenband hielt die dunklen Locken zusammen. Bei ihrem Anblick machte Rupes Herz einen Sprung; er mußte an sich halten, um nicht auf sie zuzustürmen und sie in seine Arme zu reißen.
    Einen Moment schloß er die Augen, als wolle er diese allzu heftigen Gefühle verdrängen. Er begehrte Cleo, doch es ärgerte ihn, sich seine Liebe für sie eingestehen zu müssen. Darüber hinaus fiel es ihm schwer, zwischen sexuellem Verlangen und echter Liebe zu unterscheiden.
    Seufzend wandte er sich ab und ging zum Haus.
    Rupe duschte, rasierte sich und bürstete sein blondes Haar, das laut Louisa die Schere vertragen hätte. Cleo mochte es jedoch, wenn er es länger trug. Er zog ein frisches Hemd an, enge Moleskin-Hosen, unter denen sich seine kräftigen Schenkel abzeichneten, und kurze Reitstiefel, die eher modisch als praktisch waren. Dann schlenderte er wie zufällig über die Veranda.
    »Was liest du da?«
    »Dickens.
Die Pickwickier.
Kennst du das Buch?«
    »Verschone mich damit. Wir haben dieses Zeug in der Schule lesen müssen. Magst du Dickens wirklich?«
    »Ja, du etwa nicht?«
    Er wollte die Frage schon bejahen, nur um ihr eine Freude zu machen, doch das ging gegen seine Natur. »Nein, mir war dieses gefühlsduselige Gewäsch einfach zuviel. Wir hielten es für Weiberkram.«
    Cleo lachte. »Für einen Haufen wilder Internatsschüler ist es das wohl auch. Was liest du denn gern?«
    »Weiß ich nicht mehr. Ich hab’ ein paar gute Bücher gelesen, aber mir fällt nicht mehr ein, von wem sie waren. Im übrigen solltest du an einem so schönen Nachmittag nicht hier sitzen. Wie wär’s mit einem Spaziergang? Ich zeige dir die Vögel.«
    Cleo war sichtlich erfreut. »Wirklich? Hannah sagte, da draußen seien Abertausende von ihnen, doch es sei ziemlich weit weg.«
    »Für Hannah schon. Sie findet den Weg von der Küche zur Molkerei schon weit. Wenn wir die Abkürzung durch den Obstgarten nehmen, ist es nur ein Katzensprung. Früher kamen die Vögel viel näher ans Haus, aber sie haben sich zurückgezogen, weil hier so viel Trubel ist.«
    »Schön, gehen wir.«
    Als sie aufstand, fiel sein Blick auf ihre Schuhe. »Der Fluß geht allmählich zurück, das Ufer dürfte schlammig sein. Vögel mögen Sumpfgebiete, aber du wirst dir deine schönen Schuhe ruinieren.«
    »Einen Moment, ich ziehe rasch andere an.«
    Im Handumdrehen kehrte sie in schwarzen Stiefeln zurück. Daß sie nicht zu ihrem luftigen Kleid paßten, schien sie nicht weiter zu stören. Rupe gefiel diese Einstellung, zumal er selbst es inzwischen bereute, seine schicken Stiefel angezogen zu haben. Immerhin lohnte es den Einsatz, wenn er Cleo auf diese Weise vom Haus weglotsen konnte. Außerdem war es nicht überall sumpfig; die Wiesen am Fluß waren trocken und vor allem sehr, sehr abgelegen.
    In diesem Moment schoß Teddy um die Ecke.
    »Cleo, wo gehst du hin?«
    »Die Vögel ansehen.«
    »Darf ich mitkommen?«
    »Nein«, erwiderte Rupe, »lauf zu deiner Mutter.«
    »Sie schläft. Bitte, bitte, nehmt mich mit.«
    »Natürlich darfst du mit«, sagte Cleo. »Wir machen uns einen schönen Nachmittag.«
     
    Teddy ging so langsam, daß Rupe ihn die meiste Zeit Huckepack tragen mußte. Als sie in Hörweite der gefiederten Besucher waren, setzte er ihn ab. Sie folgten einem Weg, der durch die Büsche auf einen hohen Hügel führte, von dem aus man den Fluß überblicken konnte. Dort suchten Hunderte von Vögeln eifrig nach Futter. Enten segelten über den breiten Fluß, Schnepfen kratzten am Ufer herum, Kraniche pickten anmutig im seichten

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