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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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eigentlich noch einmal das Ufer absuchen, hätte Teddy in seinem rotkarierten Hemd jedoch gar nicht übersehen können. Also gehorchte sie und stürzte in den Busch. Als sie den Pfad erreichte, fing sie an zu laufen. Das wilde Buschland am Fluß war keine halbe Meile breit, und sie hatten die Strecke auf dem Hinweg im Nu zurückgelegt, doch nun kam sie ihr endlos vor.
    Als sie endlich aus den Büschen auftauchte, blieb sie keuchend stehen, legte die Hand über die Augen und suchte im Licht der untergehenden Sonne die Koppel ab. Keine Spur von Teddy. Konnte er überhaupt so weit gekommen sein?
    »Lieber Gott«, schluchzte sie, »ich hoffe es so sehr.«
    Rupe folgte ihr auf dem Pfad. Er war wütend und schimpfte wie ein Rohrspatz, doch seine Angst war nicht zu überhören.
    »Der kleine Mistkerl. Wo kann er bloß stecken? Wir nehmen den anderen Weg, in Richtung der Vögel. Du gehst hier entlang, ich bleibe in Flußnähe. Er muß doch hier irgendwo sein.«
    »Und wenn er nun doch in den Fluß gefallen ist?«
    »Dann hätte er gerufen, und wir hätten ihn gehört.«
    »Nicht, wenn er schon zu weit weg war!« kreischte sie. »Er könnte ertrunken sein!«
    Cleo schluchzte unbeherrscht. Rupe packte und schüttelte sie. »Hör auf damit! Deine Tränen bringen uns nicht weiter.«
    Sie hielt sich am Rande des Buschlandes und machte immer wieder einige Schritte hinein, wobei sie den Signalruf »Kui« ausstieß. Sie hoffte auf eine Antwort, da Teddy stolz war, diesen Ruf zu beherrschen. Nichts. Nachdem sich die Vögel zerstreut hatten, senkte sich tiefe Stille über den Busch.
     
    Rupe setzte seine Suche am hochgelegenen Flußufer fort, von dem aus sie die Vögel beobachtet hatten und wo er Cleo – vor einer Ewigkeit, wie es ihm nun schien – um ihre Hand gebeten hatte. Er verfluchte sich, weil sie Teddy sich selbst überlassen hatten.
    Vorsichtig näherte er sich dem Ort, an dem er Teddy das letzte Mal mit seinem Stock gesehen hatte. Er selbst hatte den Zweig von einem Baum abgebrochen, geschält und seinem Neffen gegeben, der damit wie die Schwarzen herumstöbern konnte. Teddy hatte sich sehr über den Stock gefreut.
    Rupes Angst wuchs. Er umkreiste die Stelle, an der er mit Cleo im Gras gelegen hatte, und näherte sich auf Umwegen dem Fluß, wie man es von einem übermütigen Kind zu tun erwarten könnte, das den Erwachsenen einen Streich spielen will.
    Dann sah er ihn! Teddys Stock steckte in einer Erdfurche, unmittelbar neben einem steil abfallenden Uferstück.
    Rupe rührte ihn nicht an; er beugte sich nieder, um das Ufer zu untersuchen. Ein Grasbüschel, an dem frische Erde haftete, war abgerissen, doch er bewahrte einen klaren Kopf. Das konnte auch Cleo bei ihrer gehetzten Suche gewesen sein.
    Aber nein, dazu hätte sie sich im Wasser befinden müssen. Beinahe unwillig richtete er seine Aufmerksamkeit auf den schmalen Schlammstreifen zwischen Fluß und Gras und erkannte die Krallenspuren auf der glatten, glänzenden Oberfläche des Schlamms. Dort war jemand hinuntergerutscht.
    Er wollte sich einreden, es seien die Spuren eines Tieres, vielleicht, eines Schnabeltieres. Aber ein Schnabeltier hätte Fußspuren hinterlassen, keine Krallenabdrücke. Oder waren es Kratzspuren von Kinderhänden?
    Die Wahrheit traf ihn wie ein Schlag, doch er wollte sie sich noch immer nicht eingestehen. Er sprang auf, schrie nach dem Jungen und stürzte dann die Uferböschung entlang. Er lief schneller und sicherer als Cleo, raste um die Biegung und warf sich halb wahnsinnig vor Angst in den Fluß, als könne er den Jungen im wirbelnden Wasser tatsächlich aufspüren.
    Die Strömung spülte ihn beinahe bis ans andere Ufer; die Wassermassen rauschten wild über den höhlenartigen Tiefen dahin und schossen ungezügelt auf die sechzig Meilen entfernte Mündung in einen größeren Fluß zu.
     
    Als Rupe nicht zurückkehrte, bekam Cleo Angst. Die untergehende Sonne hatte den Himmel scharlachrot gefärbt und verströmte ihr letztes, unheilvoll wirkendes Licht, bevor sie verschwand. Cleo wartete eine Ewigkeit, rief nach ihm und Teddy, fürchtete sich vor einer Rückkehr in den Busch. Sie rang hilflos die Hände und ging ruhelos auf und ab.
    Sie hörte die trauervollen Rufe der Brachvögel und das Kreischen eines Vogelschwarms, der aus den Bäumen aufstieg. Zwei Emus liefen über die Koppel. Alle Vögel kehrten heim, es war schon spät. Sehr spät. Louisa würde wütend sein, denn Teddy hätte eigentlich um fünf Uhr baden sollen.
    Alle

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