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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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die Männer auf die Ufer und hielten ängstlich Ausschau nach einem kleinen Körper, der dort angespült worden wäre.
    Nachdem Rupe seinen Schock überwunden hatte, schloß er sich dem Suchtrupp an. Vielleicht war Teddy ja doch nur umhergewandert, müde geworden und irgendwo eingeschlafen. Kinder taten so etwas doch häufig.
    Jack Ballard brachte Louisa, die kurz vor einem Zusammenbruch stand, auf Victors Anweisung ins Haus zurück.
    »Sie werden ihn finden«, sagte er und schob sie in die Küche.
    »Die Jungen finden ihn, Louisa. Kommen Sie rein, ich hole Ihnen einen Brandy. Sie zittern ja.«
    Cleo wartete voller Angst auf sie. Ihre bange Frage erübrigte sich.
    Louisa sank auf einen Stuhl, umklammerte mit zitternden Händen das Brandyglas und trank es in einem Schluck leer.
    Als sie wieder zu Atem gekommen war, beugte sie sich über den Tisch und sagte drohend: »Verlaß auf der Stelle mein Haus! Raus!«
    Schluchzend sprang Cleo auf und floh aus der Küche.
    »Ganz ruhig«, sagte Hannah und legte den Arm um Louisa.
    »Das arme Mädchen ist schrecklich durcheinander.«
    »Durcheinander?« kreischte Louisa. »Sie hat auch allen Grund dazu! Jack, sie kann heute nacht noch bleiben, aber dann will ich sie nicht mehr sehen. Morgen früh bringt jemand sie nach Cobbside. Von dort aus kann sie selber zusehen, wie sie weiterkommt, diese Schlampe!«
    Jack nickte. »Gut, ich werde mich darum kümmern. Möchten Sie sich ein bißchen hinlegen? Hannah kocht Ihnen eine schöne Tasse Tee.«
    »Nein, ich bleibe hier! Sie gehen zurück, ich warte bei Hannah.«
    Sie suchten die ganze Nacht, dehnten das Suchgebiet immer weiter aus, durchkämmten schließlich sogar das Haus und sämtliche Nebengebäude in der schwachen Hoffnung, das Kind könne auf irgendeinem Weg zurückgekehrt sein.
    Jack schickte einen Mann zum alten Jock, um einen schwarzen Fährtenleser zu holen, obgleich die Gegend inzwischen vermutlich derart zertrampelt war, daß keine Spuren mehr zu erkennen sein würden.
    Jock Walker war entsetzt angesichts dieser Katastrophe und machte sich gleich selbst auf den Weg. Er brachte Simon mit, einen hochgewachsenen Aborigine. »Er ist unser bester Fährtenleser und wird den Jungen finden, sobald es hell ist«, versicherte er.
    Die müden Männer fanden sich auf der Farm ein, um etwas zu essen und heißen Tee zu trinken. Sie ruhten sich kurz aus und machten sich bei Tageslicht mit neuer Hoffnung auf die Suche. Nur Rupe blieb zurück; er konnte es nicht mehr ertragen, weiterzusuchen. Man brachte Simon zu ihm; er mußte ihm erklären, wo er den Jungen zuletzt gesehen hatte, und ihn mit Victor zum Fluß begleiten.
    Wie Jack erwartet hatte, schüttelte der Fährtenleser beim Anblick der durcheinanderlaufenden Fußspuren von über zwanzig Leuten den Kopf. Er suchte das steile Ufer ab, während Victor und Rupe wie gebannt warteten.
    Rupe wußte, daß der Stock noch immer in der Furche steckte, wagte aber nicht, sie darauf aufmerksam zu machen. Am liebsten hätte er ihn gepackt und in den Fluß geworfen, damit er ihn nicht mehr sehen mußte, war aber vor Angst und Schuldgefühlen wie gelähmt.
    Simon hockte sich hin und untersuchte sorgfältig den Hügel, auf dem Rupe und Cleo gesessen hatten; glücklicherweise verkniff er sich einen Kommentar. Dann suchte er schrittweise die Büsche und den Boden ab.
    »Leider sind die Männer überall gewesen«, sagte Victor.
    Simon sah hoch. »Männer sind groß, sehen nur nach oben. Hier liegen Dreckklumpen. Kleine Linien am Boden. Jemand hat mit Stock gegraben, unten in Erde. Wer war das?«
    Alle Augen richteten sich auf Rupe. Er krümmte sich innerlich. Jock, Victor und Jack Ballard fixierten ihn, ohne sich der Tragweite dieser Frage bewußt zu sein. Dann wieder Simon:
    »Wer hatte Stock zum Graben?«
    »Teddy«, flüsterte Rupe. »Er hat damit herumgestochert.«
    Simon nickte und machte sich wieder an die Arbeit. Langsam, beinahe unerbittlich, wie es Rupe schien, nahm er die Spuren des Stocks auf. Er drang bei seiner Suche tiefer in den Busch vor, den Abhang hinunter, seufzte bei Hindernissen, bewegte sich aber unentwegt weiter, bis er unten am Ufer auftauchte.
    Dort hockte er sich hin und deutete auf etwas.
    »Was ist los?« schrie Victor. Der Stock ragte nur etwa dreißig Zentimeter aus der Erde.
    Simon bedeutete ihnen stehenzubleiben, während er den Stock Zentimeter für Zentimeter einkreiste, ohne ihn jedoch zu berühren.
    Rupe wußte, daß der schwarze Fährtenleser bald das getrocknete

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