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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Victor ist vielleicht sauer auf Rupe! Ich glaube, er wird ihn erwürgen, wenn er ihn in die Finger bekommt. Wo hast du eigentlich Minnie gelassen? Warum ist sie nicht mit dir gekommen?«
    Nioka erzählte ihm von ihrer Schwester, und er entschuldigte sich für seine taktlose Frage.
    »Aber ihr seid alle gegangen, ohne mir etwas zu sagen«, beschwerte er sich. »Wo seid ihr hingewandert?«
    Sie erklärte ihm, daß sie aus Angst um die anderen Kinder die Gegend verlassen und ein schönes, sicheres Plätzchen zum Leben gefunden hatten, das sie sich mit Angehörigen eines anderen Clans teilten.
    Sein Gesicht verdüsterte sich. »Man ist nirgendwo mehr sicher. Ist das Land gut? Erzähl mir davon. Bekommt ihr dort viele Weiße zu Gesicht? Wie weit ist es von Farmen und Dörfern entfernt?«
    Nachdem sie ihm alle Fragen beantwortet hatte, schüttelte Spinner den Kopf. »Es hat keinen Sinn, Nioka, es ist nicht von Dauer. Mehr und mehr weiße Leute kommen her und brauchen viel Land für ihr Vieh und den Ackerbau. Du solltest deiner Horde besser raten zurückzukehren.«
    »Das geht nicht! Es ist zu gefährlich für unsere Kinder.«
    »Dort oben, inmitten von Fremden, ist es das auch. Und es geht nicht nur um die Kinder. Ihr werdet alle in Reservate gesteckt.« Er ließ ihr Zeit, darüber nachzudenken.
    Schließlich schlug sie sich mit verschränkten Händen gegen die Brust, als wolle sie von dort eine Antwort hervorzaubern, die aber nicht zu kommen schien.
    »Ich muß Harry fragen.«
    »Beeil dich lieber damit. Er lebt nicht mehr hier. Seit der Boß gestorben ist, hat sich vieles verändert. Die Schwarzen sind nicht die einzigen, die überrannt werden. Es kommen immer mehr Weiße, die auf Springfield leben und Häuser bauen wollen. Sie sagen, die Brodericks hätten zuviel Land, so wie sie es früher über die Schwarzen gesagt haben.«
    »Nein!«
    »Doch! Dasselbe passiert bei Jock. Es gibt große Probleme, glaub’ mir!«
    Nioka starrte ihn fassungslos an. Wie war das möglich? Die Welt stand kopf. Sie konnte einfach nicht begreifen, daß eine weitere Invasion des Tales und der offenen Grasebenen dahinter bevorstehen sollte.
    Sie seufzte. »Geh jetzt, Spinner. Und vergiß nicht, mir dein Mädchen vorzustellen.«
     
    In der Zwischenzeit hatten Victor und Louisa unerwarteten Besuch bekommen. Sergeant Perkins aus Cobbside hatte von dem Unfall im Fluß erfahren, den er nun näher zu untersuchen gedachte, und Reverend Whiley wollte sein Beileid ausdrücken und seine Hilfe anbieten.
    Beide Männer waren hocherfreut über die guten Neuigkeiten und feierten nur zu gerne mit den Brodericks.
    Dann brachte ein Hausmädchen Teddy nach unten. »Tut mir leid, Missus, aber er will nicht mehr schlafen.«
    Louisa lachte und nahm Teddy mit einem Schwung auf den Schoß. »Macht nichts, er kann hierbleiben. Als unser Ehrengast.«
     
    Rupe war überwältigt angesichts der guten Nachricht, die ihn so plötzlich traf, daß er weiche Knie bekam. Jock goß ihm einen Brandy ein.
    »Ich trinke einen mit. Was für ein Tag! Ich bin ja so erleichtert. Du mußt auf Wolke sieben schweben.«
    Das stimmte, doch die bevorstehende Begegnung mit Victor lag ihm schwer auf dem Magen. Nun hatte er keinen Grund mehr, sich länger bei Jock zu verstecken. Teddy war in Sicherheit, und er mußte heimkehren.
    Er hielt sich an seinem Brandy fest und suchte nach einer Ausrede, um das Unvermeidliche hinauszuzögern, doch sie wollte nicht kommen.
     
    An diesem Nachmittag ließ Ada Crossley ihren Fahrer am Kolonialwarenladen am Stadtrand von Toowoomba vorfahren, damit er die Kutsche gründlich reinigen konnte. Sie waren gut vorangekommen, hatten eine Zwischenübernachtung bei Freunden eingelegt und dort die Pferde gewechselt, so daß diese kurze Verzögerung kaum ins Gewicht fiel.
    Charlotte erwartete sie bereits vor dem Hotel. »Gott sei Dank!« rief sie und drängte sich an dem Kutscher vorbei, der Ada heraushelfen wollte. »Ich bin fast wahnsinnig geworden. Niemand hier weiß Bescheid. Ich dachte schon, du kommst nicht mehr.«
    »Ich habe mich so gut beeilt, wie ich konnte!«
    »Was ist mit Teddy? Was in Gottes Namen ist mit ihm geschehen?«
    Ada nahm sie am Arm. »Laß uns reingehen. Ich hoffe, du hast ein gutes Zimmer für mich gebucht. Wir gehen hinauf, trinken Tee und unterhalten uns.« Sie teilte ihr erst mit, was geschehen war, als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. Wie erwartet, brach Charlotte beinahe zusammen.
    »Teddy?« schrie sie. »Mein süßer,

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