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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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seufzte. »Mach mich auch glücklich. Sag Louisa, tut mir leid.«
    »Keine Sorge, das werde ich. Du hast ihm das Leben gerettet, nur das zählt.«
    Plötzlich fiel ihm der alte Mann wieder ein. »Oh Gott, das hätte ich ja beinahe vergessen. Ich habe mit Moobuluk gesprochen. Er wußte, daß Teddy noch am Leben war, sagte, ich solle dich suchen. Ich muß mich bei ihm bedanken gehen.«
    Sie starrte ihn an. »Kannst du nicht. Ist gegangen. Nicht gut, jetzt seinen Namen nennen.«
    Harry wußte, was das bedeutete. Nun starrte er sie an. Wieder einmal sträubten sich ihm die Haare, und er beschloß, dieses komplizierte Thema nicht weiter zu diskutieren, sondern lieber Spinner an den Fluß zu schicken, um Moobuluk zu suchen. Nur für den Fall, daß sich Nioka irrte.
    »Du machst dir noch immer Sorgen um eure Jungen, was?« fragte er und erschauderte, als er den Schmerz in ihren Augen sah.
    »Wo sind sie?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden.«
    »Du tust das?« Sie sprang vom Bett und ergriff seine Hand.
    »Ich arbeite«, schluchzte sie, »ich arbeite gut, bin nicht mehr frech. Sag ihnen, Harry, ich bin gut. Aber bring Babys wieder.«
    Er wich zurück, peinlich berührt und zugleich erschüttert, daß sie ihn auf diese ungewohnt zahme, demütige Weise anflehte. Über Nioka und ihre Mutter war auf der Farm oft gesprochen worden. Die Broderick-Jungen waren fasziniert gewesen von diesen beiden Frauen, die es sogar mit Austin aufnahmen, eine Haltung, der Austin überraschenderweise Anerkennung zollte. Er hatte immer behauptet, nichts und niemand könne die junge Nioka zähmen.
    Mit Bedauern sah Harry nun, daß sich Austin geirrt hatte. Nioka konnte sehr wohl gezähmt werden.
    Er zog sie an sich und umarmte sie. »Gib nicht auf, Nioka, du mußt durchhalten. Ich werde sie finden, das verspreche ich.« Er seufzte, als er diese Verpflichtung ein zweites Mal einging. »Es kann dauern, aber ich fahre nach Brisbane und suche sie.« Er lachte grimmig. »Ich habe dort einmal etwas gegolten. Vielleicht ist ja noch ein bißchen von diesem Einfluß übrig.«
    Auf dem Weg durch den Gang zum Haupthaus spürte er beim Gedanken an Springfield, seinen Vater, die Schwarzen, denen dieses Land einmal gehört hatte, eine Welle der Nostalgie in sich aufsteigen. Doch die sorglosen Tage seiner Jugend waren vorüber. Die Aborigines, seine Freunde, waren alle verschwunden; die Farm lief laut Victor Gefahr, im Namen des Fortschritts zerstückelt zu werden, das gleiche Schicksal zu erleiden wie viele Besitzungen im Süden des Landes auch, wo die rasch anwachsende Bevölkerung sich nicht mehr hatte zurückdrängen lassen.
    Dieser Tag war Harry endlos erschienen, dabei war es erst Mittag. Alle waren wieder an ihre Arbeit gegangen, nur Louisa und Victor feierten noch immer mit strahlenden Augen im Eßzimmer.
    »Teddy schläft«, rief Victor ihm zu. »Komm doch zu uns. Wir haben eine Flasche Champagner aufgemacht. Das ist der schönste Tag meines Lebens! Ich bin schon ein bißchen betrunken, aber was soll’s!«
    »Ich mache mir Sorgen um Charlotte. Wir haben noch nichts von ihr gehört.«
    »Das ist auch nicht nötig«, grinste Victor, »Jock sagt, Ada habe sie in ihrer schicken Kutsche abgeholt.«
    »Wieso Ada?«
    Louisa lachte. An diesem Tag konnte ihr nichts die Laune verderben. »Wieso nicht? Komm, trink ein Glas Champagner mit uns.«
    »Na gut, um dir eine Freude zu machen«, entgegnete Harry, »aber dann muß ich Spinner suchen. Er soll einen Auftrag für mich übernehmen.«
    »Hat keinen Zweck, nach ihm zu suchen«, sagte Victor und goß Champagner in ein drittes Glas. »Er ist zu Jock geritten. Hat etwas mit den Schwarzen zu tun.«
    »Worum geht es?«
    »Du kennst doch noch den alten Moobuluk, der sich immer hier herumgetrieben hat. Anscheinend ist er gestorben, und sie halten Wache bei ihm. Alle Schwarzen aus dem Bezirk sind gekommen.«
    »Wo ist er denn gestorben?«
    »Woher soll ich das wissen? Hier, trink, du Held.«
    Sie redeten unentwegt über Teddy, wie knapp er dem Tod entronnen und auf wie wunderbare Weise er gerettet worden war.
    Nicht ein Mal wurde Kritik an Nioka laut. Sie schienen es als selbstverständlich zu erachten, daß sie ihr Bestes getan hatte, indem sie ihn ausruhen ließ und – darüber mußten alle lachen – mit Maden und Jamswurzeln fütterte, bis er sich erholt hatte.
    Louisa war sehr aufgeräumt. »Er sagt, sie hätte ihm gekochten Aal gegeben, doch er roch so komisch, daß er ihn nicht hat essen

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