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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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können.
    Als Barney ihn schließlich holen kam, sprang er auf und lief auf Deck. Erstaunt betrachtete er die riesengroßen Gebäude, die sich vor ihm auftürmten.
    »Wie heißt das hier?«
    »Brisbane.«
    Bobbo fuhr zusammen. Er war aus einer großen Stadt aufs Land geflohen, und nun hatten sie ihn wieder in eine große Stadt gebracht. Er wollte doch den Fluß überqueren, um zurück in den Busch zu gelangen.
    »Nein! Nein!« schrie er und krümmte sich. »Schlimmer Ort hier. Geh nicht mehr dahin. Nein!«
    Der Kapitän trat auf ihn zu. »Was ist denn nun schon wieder los?«
    »Er will nicht an Land.«
    »Das werden wir ja sehen.« Theo hob Bobbo auf, ohne sich um dessen Geschrei zu kümmern, und setzte ihn am Kai ab. »Hau ab. Du kannst von Glück sagen, daß ich dir keine Tracht Prügel verpaßt habe.« Dann stampfte er drohend mit dem Fuß auf, bis das Kind davonrannte.
    Pünktlich um zwei Uhr an diesem Nachmittag dampfte die
Marigold
wieder flußaufwärts. Um die überhöhten Gebühren und Abgaben für einen Liegeplatz am Kai von Brisbane zu umgehen, hatte Theo ein Abkommen mit den Einwohnern von Somerset getroffen, einer kleinen Siedlung weiter flußaufwärts. Die
Marigold
durfte dort gebührenfrei anlegen, sie erhielten im Gegenzug eine regelmäßige Transportmöglichkeit nach Brisbane. Die Leute aus Somerset erklärten sich bereit, eigens für die
Marigold
einen Kai zu bauen, und beide Seiten profitierten davon. Die Einheimischen, vor allem die Damen, waren hocherfreut, daß ihr Dorf nicht mehr von der Außenwelt abgeschnitten war. Die Fähre legte sechsmal zwischen Somerset und Brisbane an, und die Farmer aus der Umgebung waren froh über diesen neuen Service. Selbst nach mehreren Jahren auf dieser Strecke verdiente Theo nicht allzu viel, doch für ihn reichte es. Er lebte auf der
Marigold,
deren hinteren Salon er in eine Kabine mit Kombüse umgebaut hatte. Nachts hatte er das Boot für sich allein. Der Kapitän genoß die Abende, wenn er mit seiner Pfeife und einem Glas Rum auf Deck sitzen konnte. Die Farmer versorgten ihn mit frischen Eiern, fertig gerupftem Geflügel oder Gemüse und weigerten sich, Geld dafür zu nehmen. Logan, dem es als altem Schotten jedoch schwerfiel, Almosen anzunehmen, revanchierte sich für diese Freundschaftsbeweise, indem er Pakete und Nachrichten kostenlos überbrachte oder an den Anlegestellen Geschenke für die Kinder hinterließ. Der brummige alte Mann war am Brisbane River zu einer Legende geworden; seine Donnerstimme und sein Jähzorn wirkten weniger furchterregend als vielmehr belustigend.
    An diesem Tag beförderte er die übliche Zahl von Passagieren flußaufwärts; im Frachtraum befand sich eine Ladung Holz. Ausnahmsweise war selbst mit den Matrosen alles glatt gelaufen, doch dann entdeckte Barney erneut das schwarze Kind im Frachtraum. Diesmal ging er allein zum Kapitän und erstattete Bericht.
    »Er ist schon wieder unten.«
    »Wer?«
    »Der blinde Passagier. Dieser schwarze Junge.«
    »Der, den wir heute morgen vom Schiff geworfen haben?«
    »Genau der.«
    Theo ging in die Luft. »Muß ich denn auf alles alleine aufpassen, du verdammter Idiot? Es gibt doch nur die eine verfluchte Rampe, könnt ihr nicht mal die im Auge behalten? Oder muß ich mich jetzt jeden Tag mit blinden Passagieren herumschlagen? Schaff das Gör von meinem Boot!«
    »Wie denn?« Barney sah hilflos auf den Fluß, der in kleinen Wellen an ihnen vorüberfloß.
    »Popils Anlegestelle. Der nächste Halt. Wirf ihn runter, und sorg dafür, daß er draußen bleibt!«
    Um sicherzugehen, daß er den Störenfried los war, sah Theo zu, wie Barney das magere Kind über das Deck schleifte, nachdem die Fahrgäste ausgestiegen waren. Doch bevor sie die aus einer Planke bestehende Gangway betraten, stürzte das Kind ohnmächtig zu Boden.
    Überrascht und verärgert lief Theo aufs Deck.
    »Heb ihn auf und bring ihn runter in meine Kabine. Ich komme gleich nach.«
    Nachdem er seine Arbeit erledigt hatte, eilte Theo in die Kabine und sah hinunter auf das zerbrechliche Kind, das in seiner Koje lag.
    »Meinen Sie, er ist krank?« fragte Barney.
    »Nein«, antwortete Theo nachdenklich, wobei die grausame Erinnerung an seine eigene Kindheit schmerzlich in ihm aufstieg, »nur halb verhungert.«
     
    Erzbischof Pedley freute sich, Harry Broderick in seinem Amtssitz begrüßen zu dürfen. Natürlich wußte er von Harrys Vergangenheit, sein gesellschaftlicher Absturz war schließlich niemandem verborgen geblieben. Er hatte

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