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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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von zahlreichen Knochenbrüchen gelähmten Bein und dem verdrehten Handgelenk. Daher hatte er sich auf den Walfang in der ruhigeren Moreton Bay verlegt, fühlte sich aber als Landratte nicht recht wohl. Doch man konnte im Leben nicht alles haben, und es reichte, daß er Marigold, seine Frau, gefunden hatte.
    Es waren ihnen zehn Jahre miteinander vergönnt, dann hauchte Marigold mit nie gekannter Würde ihr Leben aus. Nach ihrem letzten Herzanfall schloß Theo das Pub, damit sie in Frieden sterben konnte. Draußen in der Gasse hielten die treuesten Gäste mit Kerzen in den Händen Wache.
    Theo öffnete das Ship Inn nicht wieder, sondern verkaufte es und begab sich auf die Suche nach einem neuen Lebensinhalt. Schließlich erwarb er eine große Fähre, die er auf den Namen
Marigold
taufte.
    So wurde er zu Captain Logan, dem endlich ein eigenes Schiff gehörte, und schipperte kreuz und quer über den Brisbane River, beförderte Passagiere, leichte Fracht, Post, sogar Vieh. Flußauf, flußab war er bald als alter Brummbär mit aufbrausendem Temperament bekannt, auf den jedoch unbedingt Verlaß war.
    Doch niemand wußte von seinem Schmerz. Theo vermißte seine Frau, ihr verrücktes Gelächter, ihren bissigen Humor, ihre Nähe. Nicht umsonst hatte er sie stets als seine bessere Hälfte bezeichnet. Obwohl er nun ein Boot besaß, fühlte er sich unendlich einsam. Niemals, auch in hundert Jahren nicht, würde er eine zweite Marigold finden.
    Theo beschäftigte zwei Matrosen. Es hatten schon unzählige Männer bei ihm angeheuert, die sich allesamt als Nichtsnutze erwiesen und nie lange blieben; er pflegte sie als Nägel zu seinem Sarg zu bezeichnen. Als er an diesem Tag nach Brisbane zurückkehrte, lud er Kartoffeln und andere landwirtschaftliche Produkte, darunter auch Tomaten und Eier. Nach dem Beladen ließ er wie üblich die Passagiere an Bord und bemerkte erst dann, daß am Ufer noch Kartoffelsäcke übriggeblieben waren, die eigentlich zuerst aufs Schiff gemußt hätten, um Schäden an der leichteren Fracht zu vermeiden.
    Wütend wies er seine Matrosen an, den Rest der Ladung zu holen. Die Burschen rannten die Gangway entlang und drängten sich an den Passagieren vorbei, was den Kapitän noch zorniger machte. In diesem Durcheinander fiel ihm gar nicht auf, daß ein kleiner Junge an Bord schlüpfte und unter Deck verschwand.
    Ungefähr zwanzig Passagiere waren zugestiegen. Theo kassierte das Geld ein und gab die Fahrkarten aus. Wer nicht aufs Schiff gehörte, war an Land gegangen, die Kartoffeln hatte man sicher verstaut, so daß die
Marigold
endlich ablegen konnte und den gewundenen Brisbane River hinuntertuckern konnte bis zu den geschäftigen Kais der Stadt.
     
    Bobbo war mit sich zufrieden. Nun hatte er tatsächlich einen Weg gefunden, den breiten Fluß zu überqueren. Er hockte zwischen den sperrigen Säcken im Frachtraum und erkannte allmählich seine Umgebung, als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er schnappte sich eine fleischige Tomate aus einem Sack und biß hinein. Mit zwei weiteren stillte er den schlimmsten Hunger. Er vermutete noch andere Lebensmittel im Frachtraum und machte sich auf die Suche, wurde dabei aber von Barney, einem der Matrosen, aufgestöbert.
    Dieser zerrte das widerspenstige schwarze Kind ins Ruderhaus und ließ es vor die Füße des Kapitäns plumpsen.
    »Wer ist denn das?« rief Theo. »Wo kommt der her?«
    »Hab’ ihn im Frachtraum gefunden. Hat Tomaten geklaut. Dreckiger Bengel.«
    Theo sah ihn drohend an. »Wer bist du? Was hast du auf meinem Boot zu suchen? Schnell, sonst fliegst du über Bord.«
    »Bobbo. Geh nach Hause, Mister.«
    »Wo ist dein Zuhause?«
    »Springfield.«
    »Nie gehört. Was hat ein Kind in deinem Alter allein hier verloren? Wo ist deine Ma?«
    »Springfield.«
    »Woher kommst du?«
    Bobbo wies mit dem Kopf nach hinten. »Von da.«
    »Das weiß ich. Aber von wo genau?«
    Da das schwarze Kind nicht antwortete, gab Theo seine Fragerei auf. Es hatte auch keinen Sinn, ihm Vorträge über Fahrkarten oder Schadenersatz für stibitzte Tomaten zu halten.
    »Bring ihn zurück in den Frachtraum«, knurrte er. »Er kann hier nicht frei herumlaufen. Sobald wir anlegen, schaffe ich ihn an Land.«
    Barney schleppte Bobbo zurück in den Frachtraum. »Du bleibst gefälligst hier. Wag es ja nicht, herauszukommen, kapiert?«
    Bobbo war das nur recht. Er rollte sich auf den Säcken zusammen und döste ein. Wie schön, den Fluß auf so bequeme Weise überqueren zu

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