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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Austin Broderick gekannt, wenn auch leider eher auf gesellschaftlicher als auf seelsorgerischer Ebene, und war neugierig darauf, dessen Sohn kennenzulernen. Er lächelte, als Harry ins Zimmer trat. Innerhalb der Squattokratie spielte die Familie noch immer eine bedeutende Rolle; bei Freund und Feind waren diese Leute wegen ihres luxuriösen Lebensstils und immensen Grundbesitzes als ›Grasherzöge‹ bekannt. Dieser Broderick mit seinen feingeschnittenen Gesichtszügen sah tatsächlich ein wenig aristokratisch aus. Er war groß und schlank und trug einen maßgeschneiderten Tweedanzug im Country-Stil; zudem verfügte er über ausgezeichnete Manieren, wie der Erzbischof im Verlaufe ihres Morgentees feststellen konnte.
    Nach dem üblichen Austausch von Höflichkeiten kam Harry auf den Grund seines Besuchs zu sprechen. Er sei auf der Suche nach drei schwarzen Kindern, die aus ihrer angestammten Umgebung weggebracht worden waren. Der Erzbischof freute sich über Harry Brodericks Interesse, da dies eines seiner Lieblingsprojekte war.
    »Die Kirche kostet dieses Experiment eine Menge Geld«, erklärte er. »Unser Budget ist zum Zerreißen gespannt, da wir auch die Kathedrale noch nicht abbezahlt haben, doch selbst wenn es noch sehr viel teurer wird, hat sich die Mühe gelohnt. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr es mich freut, daß Sie sich von den Fortschritten der Kinder mit eigenen Augen überzeugen wollen.«
    Harry stellte seine Teetasse ab. »Das trifft nicht ganz zu, Sir. Ich würde allerdings gern erfahren, wie das System funktioniert, da Sie sehr viel mehr darüber zu wissen scheinen als die Leute, mit denen ich bisher gesprochen habe. Die meisten hatten eine äußerst unklare Vorstellung davon.«
    »Ich werde ich es Ihnen gerne erklären.«
    Harry hörte zu, ohne den Erzbischof zu unterbrechen. Er begegnete Pedley an diesem Tag zum ersten Mal und schätzte ihn als intelligenten, gütigen Mann ein, der nicht allzu fromm daherredete. Und doch …
    » … wie Sie sehen, haben wir damit eine ungeheure Herausforderung angenommen, Harry.«
    »Und das Ziel besteht in der Assimilation?«
    »Natürlich. Wir können diese Kinder nicht unzivilisiert aufwachsen lassen, das wäre für sie ebenso entwürdigend wie für ihre Vormunde. Da wir dieses Land kolonialisieren, tragen wir eine gewisse Verantwortung für die Eingeborenen.«
    Harry lächelte grimmig. »Im Norden dieses Staates setzen sich zahlreiche Stämme gegen diese Kolonialisierung zur Wehr. Sie kämpfen um ihr Leben.«
    »Das ist wahrlich traurig, doch daran können wir nichts ändern, oder? Es ist nun einmal der Lauf der Welt.«
    »Vermutlich«, stimmte Harry bedrückt zu. »Aber sagen Sie mir eins: Was ist mit den Eltern dieser Kinder? Ich nehme an, sie sind zutiefst erschüttert; meinen Ermittlungen zufolge muß es Tausende solcher Eltern geben.«
    Der Erzbischof nickte. »Dieses Problem ist mir nicht neu …«
    »Es ein Problem zu nennen ist wohl leicht untertrieben. Für sie bedeutet es furchtbares Leid.«
    »Wir wollen nur das Beste für ihre Kinder.«
    »Indem Sie den Eltern die Kinder für immer entziehen?«
    »Wenn nötig, ja, da wir dies als die bessere Alternative erachten.«
    »Ohne Rücksicht auf den Schmerz, den Sie Eltern und Kindern damit zufügen?«
    Pedleys Gesicht wirkte plötzlich härter. »Ich glaube, wir sind hier unterschiedlicher Meinung, obwohl es mich überrascht. Viele Squatter bitten Regierung und Kirche, sie von den Schwarzen auf ihren Besitzungen zu befreien.«
    »Das bezweifle ich nicht. Gerade derartige Organisationen scheinen in höchstem Maße anfällig zu sein für Selbstsucht und Rücksichtslosigkeit.«
    Der Erzbischof war alles andere als glücklich über den Verlauf der Diskussion. »Anscheinend können wir bei diesem Thema tatsächlich nicht zu einer Übereinstimmung gelangen.«
    Harry knabberte geistesabwesend an einem Graunußkeks.
    »Eminenz, bitte haben Sie Geduld mit mir. Ich möchte Ihren Standpunkt gern verstehen.« Er holte einen zusammengefalteten Zeitungsausschnitt aus der Tasche.
    »Kennen Sie einen Mr. Tobias Waller?«
    »Ja, ein wunderbarer Bursche. Schreibt anspruchsvolle Artikel für den
Sydney Morning Herald
und unseren
Courier.
Ein Denker. Ich lese seine Artikel ausgesprochen gern.«
    »So? Ich habe hier einen seiner Artikel mitgebracht, in dem er behauptet, das Ziel der Trennung dieser Kinder von ihren Eltern bestehe nicht in der Assimilation, sondern in der Ausrottung der Aborigines. Und er ist

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