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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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meine Tante weckt und verpflegt mich recht früh, bevor sie ins Geschäft geht.«
    »Nun, ich will Sie nicht lange aufhalten. Ich bin im Damenkomitee des Wohltätigkeitsvereins, wir setzen uns für die Instandhaltung des Armenhauses ein. Es ist sehr viel Arbeit damit verbunden, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls habe ich Sie gestern zufällig dort gesehen und erfahren, daß Sie sich nach dem Verbleib einiger schwarzer Kinder erkundigt haben.«
    »Das stimmt«, entgegnete Harry bedrückt. »Ich suche nach ihnen und hoffte, sie dort zu finden. Leider hat sich diese Spur nur als eine weitere Sackgasse erwiesen.«
    »Aber sie waren da!« rief Charmaine aufgeregt. »Ich erinnere mich sehr genau an sie.«
    »Der Direktor sagte, sie nähmen keine Waisen auf. Wir sind die Bücher durchgegangen, es gibt keine diesbezügliche Eintragung. Er hätte mich doch nicht belogen, oder?«
    »Du lieber Himmel, nein. Der arme Kerl tut sein Bestes. Soweit ich mich erinnere, wurden die drei Kinder vor dem Tor ausgesetzt. Einer hieß Bobbo, einer Jack, und … der dritte Name will mir nicht einfallen …«
    »Das sind sie!« stieß Harry hervor. »Warum hat mir der Direktor das nicht gesagt?«
    »Weil er nichts darüber weiß, es war vor seiner Zeit. Wir hatten damals eine ausgezeichnete Aufseherin, die leider in den Ruhestand gegangen ist. Sie konnte es nicht übers Herz bringen, die Kinder wegzuschicken, und hat sie heimlich dabehalten, bis sie ein Zuhause für sie gefunden hatte.«
    »Wurden sie gut behandelt?«
    »Das schon, aber es war natürlich keine Umgebung für Kinder, zuviel Gesindel.«
    »Wie hieß diese Aufseherin?«
    »Molly Giles. Ihr Bruder Buster hat auch dort gearbeitet. Er war nicht besonders helle, hatte aber ein gutes Herz.«
    »Ist er noch da?«
    »Nein, er wurde im Zuge des vor einiger Zeit erfolgten Personalabbaus entlassen.«
    Harry seufzte. »Ich glaube, Bobbo wurde ins Waisenhaus gebracht.«
    »Ja, das stimmt. Er war als erster fort.«
    »Er ist von dort weggelaufen. Ich hoffte, er sei vielleicht ins Armenhaus zurückgekehrt, aber das war wohl nicht der Fall. Ich muß Molly Giles finden, sie weiß vielleicht, wo die Kinder jetzt sind.«
    Mrs. Collins lächelte ihn selbstzufrieden an. »Ich kann Ihnen noch mehr sagen. Jack, ein hübscher kleiner Kerl, wurde von einer gewissen Mrs. Adam Smith aufgenommen.«
    »Den Namen habe ich noch nie gehört.«
    »Ich muß zugeben, ich fand es damals ziemlich töricht von ihr. Ich möchte sie nicht kritisieren, vielleicht wollte sie ihm ja wirklich etwas Gutes tun, aber … wie soll ich es ausdrücken? Er wurde wie eine Puppe behandelt. Alle Damen, die sie besuchten, machten sich darüber lustig. Sie staffierte ihn mit allerlei komischen Kleidern aus.«
    »Das könnte Jagga gewesen sein. Ist er noch da?«
    »Möglich. Ich gebe Ihnen die Adresse, ich habe sie seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen. Mrs. Smith kam nur einige Male ins Armenhaus. Nicht jeder ist für diese Art von Arbeit geschaffen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Fern holte Papier und Stift und schrieb die Adresse auf.
    »Kennst du zufällig auch die Anschrift der Aufseherin?«
    »Nein, aber sie hat gesagt, sie wolle sich in ihr Cottage in Camp Hill zurückziehen. Vermutlich haben sie im Armenhaus die genaue Anschrift. Sie war eine überaus tüchtige Frau.«
    Harry lehnte sich zurück. »Mrs. Collins, ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.«
    »Stillen Sie meine Neugier. Warum sind Sie auf der Suche nach diesen Kindern?«
    Harry wollte keine Diskussion über die Rechte schwarzer Kinder anfangen und beschränkte sich auf das Nötigste. »Auf Springfield ereignete sich ein Unfall. Mein kleiner Neffe fiel in den Fluß und wäre ohne die Hilfe einer Aborigine-Frau ertrunken. Wir waren ihr natürlich sehr dankbar. Es stellte sich heraus, daß vor einiger Zeit Missionare ihren Sohn und zwei weitere Kinder mitgenommen hatten, um sie im Rahmen des Programms, das Kirche und Regierung gemeinsam erarbeitet haben – Sie haben sicher auch schon davon gehört – erziehen zu lassen.«
    Sie nickte.
    »Also habe ich dieser Frau – Nioka heißt sie – versprochen, nach den kleinen Jungen zu suchen. Es ist das mindeste, was ich für sie tun kann.«
    Mrs. Collins nickte wieder. »Natürlich.«
    »Als ich in Brisbane eintraf, mußte ich feststellen, daß es sich bei den Missionaren um Betrüger handelte. Sie haben die Kinder nur benutzt, um Spenden zu ergattern. Die Kirche des Heiligen Wortes

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