Sterne im Sand
kaufen«, bemerkte Victor. »Die Gesetze legen genau fest, wieviel Land ein Mann besitzen darf.«
»Kein Problem«, grinste Rupe, »wir setzen verschiedene Namen aus unserer Familie als Besitzer ein.«
»Das wird nicht reichen.«
Doch sein Vater wollte sich von solchen Bagatellen nicht von seinem Plan abbringen lassen.
»Dann benutzen wir eben Strohmänner. Unsere Viehhüter und Farmhelfer werden schon nichts dagegen haben, als stellvertretende Käufer zu fungieren, und wer sollte je davon erfahren? Du machst dir unnötige Sorgen, Victor.«
»Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Du zerbrichst dir den Kopf über etwas, das gar nicht passieren wird. Es wäre das reinste Chaos.«
»Die Politiker verursachen doch nichts als Chaos, anstatt endlich einmal etwas Handfestes zuwege zu bringen. Morgen fangen wir mit der anderen Flußseite an.«
Unterdessen schäumte der Reverend vor Wut. Er fühlte sich brüskiert, da er glaubte, Broderick gehe ihm absichtlich aus dem Weg. Was konnte denn schon wichtiger sein als seine Mission? Tom Billings kaufte ihm seine diesbezüglichen Entschuldigungen nicht ab. Er wollte sich aber auch nicht dazu herablassen, das Thema noch einmal mit den Frauen zu besprechen. Dennoch mußte etwas geschehen. Für Amy war es nicht förderlich, in diesem dekadenten Haushalt herumzufaulenzen, der ihr nur den Kopf verdrehte.
Schließlich paßte er Broderick auf dem Weg von den Ställen zum Haus ab.
»Sir, wenn ich um eine kurze Unterredung bitten dürfte.«
Broderick blieb stehen, nahm den Hut ab und wischte sich mit einem Taschentuch übers Gesicht. »Kann das nicht warten? Ich bin ein bißchen müde.«
Er sah wirklich erschöpft aus, doch Tom konnte kein Mitleid aufbringen für einen Mann seines Alters, der in dieser Hitze unbedingt wie ein Herzog über seine Besitzungen reiten zu müssen glaubte.
»Leider nicht. Mrs. Billings und ich würde gern aufbrechen, wenn Sie erlauben …«
Entdeckte er da ein plötzliches Interesse bei seinem Gegenüber? Tom beschloß, sein Gekränktsein darüber für sich zu behalten, und fuhr fort: »Ich wollte mit Ihnen über unseren Plan sprechen, drei schwarze Jungen mitzunehmen und ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen.«
»Ja.« Broderick nickte. »Meine Frau erwähnte so etwas. Klingt vernünftig. Werden Sie sich um sie kümmern?«
»Allerdings, Sir. Ich habe einen Brief von meinem Bischof mitgebracht, in dem er das Programm vorstellt. Sie werden daraus ersehen können, daß wir bemüht sind, so viele junge Seelen wie möglich zu retten und in die zivilisierte Welt einzuführen. In der Missionsschule bieten wir ihnen Kost und Logis. Unsere Laienhelfer, die sich dem christlichen Leben verschrieben haben, sorgen für sie. Natürlich kostet all das Geld, und der Bischof hoffte …«
»Sie wollen eine Spende? Wieviel? Oder soll ich für ihre Schulgebühren aufkommen? Das erscheint mir sinnvoller. Wieviel pro Kind?«
Er setzte seinen Weg zum Haus fort, und Tom beeilte sich, seinen ausladenden Schritten zu folgen. »Wir nehmen keine Schulgebühren, diese Arbeit ist rein karitativ. Das gleiche Programm wird in viel größerem Umfang von anderen Kirchen und Wohltätigkeitsorganisationen durchgeführt …«
»Davon habe ich gehört.«
»Aber auch sie sind abhängig von Spenden. Eine direkte Gabe an Bischof Frawley …«
»Ist mir gänzlich unbekannt.«
»Er ist das Oberhaupt der Kirche des Heiligen Wortes und wird nicht nur in Queensland, sondern auch in Neuseeland hoch geschätzt.«
»In Ordnung. Bringen Sie mir den Brief und die Namen der drei Jungen ins Büro. Klingt nach einer einzigartigen Chance. Wann wollten Sie doch gleich aufbrechen?«
»Wir könnten morgen losfahren …«
»Dann kommen Sie um sechs Uhr in mein Büro, dann besprechen wir alles Weitere. Sie müssen mich jetzt entschuldigen, ich möchte duschen und mich ein wenig ausruhen.«
Als die Standuhr in der Halle sechs schlug, mußte der Reverend mehrfach an Brodericks Tür klopfen, bevor er eine Antwort erhielt. Bei seinem Eintreten stand Broderick mit einem Glas Whisky in der Hand über einen Tisch gebeugt, der über und über mit Landkarten bedeckt war. Tom fiel die Größe des teuer eingerichteten Raumes auf, in dem es nach Geld, Alkohol und Tabak roch. Typisch für die Brodericks mit ihrem anrüchigen Lebensstil.
»Nehmen Sie Platz«, sagte Broderick über die Schulter gewandt. Tom sah sich nach einem Stuhl um. Auf allen Sitzgelegenheiten waren Landkarten ausgebreitet, sogar
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