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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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wiedererkennen. Heute abend habe ich ihn bei dem flachen Felsen entdeckt.«
    »Du bist betrunken! Hau ab.«
    Minnie errötete. Die eine Nacht, in der sie nach einer Party bei den Brodericks die Reste aus Flaschen und Gläsern getrunken und man sie am folgenden Tag hilflos umhertappend und zusammenhanglos lallend im Busch gefunden hatte, würde man sie nicht so schnell vergessen lassen.
    »Das ist nicht wahr«, rief sie, doch Nioka war bereits wieder eingeschlafen. Minnie legte sich neben die beiden Jungen, nahm sie in die Arme und schlief ein.
     
    Moobuluk jedoch war viel weiter entfernt, als Minnie glaubte. Die Sorge um die beiden Mädchen quälte ihn, und er sandte ihnen einen einfachen Zauber, damit sie wußten, daß ihr Verwandter, wenn auch nicht körperlich, so doch im Geiste bei ihnen war. Sein alter Körper war gebrechlich. Maß man die Entfernung nach Art der Weißen, so lag seine verborgene Höhle Hunderte von Meilen nördlich der Broderick-Farm und seiner ursprünglichen Heimat. Dort wachte er über die heiligen Malereien, die die Geschichte der Traumzeit darstellten und noch nicht von Eindringlingen entweiht worden waren. Als junger Mann mit flinken Füßen hatte er an einem Tag große Strecken zurücklegen und sogar nachts weiterlaufen gekonnt, doch diese Zeiten waren vorbei. Da jedoch die heiße, regenreiche Zeit bevorstand, in der die breiten Flüsse anschwollen und die trockenen Gegenden im Süden unvorbereitet trafen, würde er mit etwas Glück auf Angehörige der Flußstämme treffen, die ihn ein gutes Stück in ihren Einbäumen mitnehmen könnten.
    Moobuluk nickte seinem Hund zu, während sie die Berghänge hinunterstiegen. »Weshalb laufen, wenn wir im Boot fahren können? Selbst die Weißen würden einen häßlichen, alten Kerl wie mich mitnehmen.«
    Wochen später kämpfte er sich durch den Regenwald. Alles um ihn herum schien voller Spannung auf den Monsun zu warten. Das Unterholz war trocken und spröde, Schlingpflanzen hingen träge von durstigen Bäumen; kleine Tiere huschten geschäftig unter riesigen Blättern umher und brachten sich vor den stets wachsamen Schlangen in Sicherheit. Der alte Mann lächelte und sprach mit ihnen, während er sich dem Fluß näherte. Er führte wenig Wasser. Krokodile dösten am schlammigen Ufer, und über dem Sumpfland hing ein Verwesungsgeruch, doch Moobuluk machte das nichts aus. Alles war, wie es sein sollte.
    Er stieg entschlossen über die freiliegenden Mangrovenwurzeln hinweg und folgte dem Fluß bis zu einem hohen Wasserfall. Wenn der Regen kam, würde sich der Fluß in einen reißenden Strom verwandeln, über die Felsen donnern und die Welt aufwecken.
    Und so wanderte er weiter, begleitet von seinem Hund. Er würde zur rechten Zeit bei seinen Verwandten ankommen, wie es die Natur vorsah. Er hoffte, daß sie nicht zuviel von ihm erwarteten. Manche glaubten, er könne die Zeit aufhalten und Veränderungen rückgängig machen, die die Weißen verursacht hatten, doch das lag nicht in seiner Macht. Die Logik sagte ihm, daß, sofern es erneut Unruhen im offenen Land gab, wo der kleine Clan noch immer lebte, der Grund dafür wieder einmal bei den Weißen zu finden wäre. Er seufzte. Vielleicht war es an der Zeit, seine Leute tiefer ins Landesinnere zu bringen.
     
    Tagelang ritten die drei Brodericks über den riesigen Besitz und teilten ihn in separate Weiden ein, die sie durchnumerierten. Dabei kam es zu hitzigen Diskussionen, denn jeder hatte seine eigene Vorstellung von den besten Weidegebieten. Austin bestand darauf, alle Wasserstellen und -läufe zu beanspruchen, was Victors Versuche, sie in seinem Notizbuch aufzuzeichnen, in einem Wirrwarr von Zickzacklinien enden ließ.
    Nichtsdestotrotz arbeiteten sie weiter, immer unter Austins Aufsicht. Rupe brannte Bäume nieder und brachte Kreidemarkierungen für die Landvermesser an, während Victor bemüht war, System in die ganze Angelegenheit zu bringen.
    Abends saßen sie in Austins Höhle, zeichneten neue Landkarten, änderten sie wieder und legten die Grenzen neu fest, was Victor im übrigen für Zeitverschwendung hielt. Rupe hingegen hatte seinen Spaß und störte sich auch nicht daran, daß Austin ein falsches Spiel trieb und seine Weiden beinahe die doppelte Größe der zulässigen Höchstgrenze erreichten, die in den bisher noch nicht auf die Probe gestellten Landgesetzen festgelegt worden war.
    »Von deinen offensichtlichen Betrügereien einmal abgesehen, kannst du diese ganzen Weiden ohnehin nicht

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