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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Söhne um sie kümmern würden. Aber welcher von ihnen? Und mit welcher Schwiegertochter würde sie auskommen müssen? Keine von beiden zeigte echtes Interesse an Springfield. Würde sie nach Austins Tod wie ein alte unverheiratete Tante im Hinterzimmer enden?
    »Von wegen«, verkündete sie laut und zerschnitt den Brief von Fern Broderick fein säuberlich in tausend Stücke.
     
    Da sich Fern große Sorgen um Austin machte, beschloß sie, ihren Neffen Harry im Parlamentsgebäude aufzusuchen und nach Neuigkeiten zu fragen. Erst gestern hatte sie zu ihrer Überraschung gehört, daß er sich noch in der Stadt aufhielt.
    Sie war davon ausgegangen, Connie und er seien bereits vor Wochen nach Springfield gefahren, aber vermutlich erwartete Austin, daß sich sein Sohn während der Sitzungsperiode nicht von der Stelle rührte. Fern betrachtete das als gutes Zeichen.
    Sie ging durch das Haupttor und überquerte den weitläufigen Hof. Kleine Gruppen von Männern standen im ernsten Gespräch beieinander. Manche lächelten wohlwollend und lüfteten grüßend den Hut, als die elegante Dame an ihnen vorbeischritt.
    Das prachtvolle Gebäude beeindruckte sie immer wieder aufs neue. Die Palmen und Jakarandabäume im Vorhof warfen filigrane Schatten auf die hohen Sandsteinmauern und milderten die Strenge der Fassade mit den gotischen Fenstern und niedrigen Balustraden. Fern nahm nicht den Haupteingang, sondern ging unter den geschwungenen Kolonnaden bis zum Seiteneingang, der den Abgeordneten vorbehalten war.
    Der diensthabende Beamte kannte sie. »Einen guten Tag, Mrs. Broderick. Schön, Sie zu sehen.«
    »Vielen Dank, Linus. Geht es Ihnen gut?«
    »Ich kann nicht klagen. Was kann ich für Sie tun? Suchen Sie den jungen Mr. Broderick?«
    »Ja. Ich hatte gehofft, ihn vor der Nachmittagssitzung zu erwischen.«
    »Es ist noch ein wenig Zeit bis dahin. Er könnte in seinem Zimmer sein. Falls nicht, schicke ich einen der Botenjungen nach ihm. Soll ich Ihnen den Weg zeigen?«
    Da inzwischen mehrere Abgeordnete hinter ihr warteten, schüttelte Fern den Kopf. »Vielen Dank, Linus, ich finde mich schon zurecht.«
    Sie ging durch den Flur und bog nach links ab, wobei sie voller Bewunderung die blank polierte Täfelung aus Zedernholz sowie die schimmernden Lampen und Türknäufe aus Messing betrachtete.
    Wie wunderschön, dachte sie beim Anblick der vergoldeten Zahlen an der langen Türenreihe. Harrys Zimmer im Erdgeschoß trug die Nummer  35 . Er war noch Hinterbänkler, aber auf dem Weg nach oben. Fern, die fest zu den Brodericks hielt, zweifelte nicht an seinem Aufstieg. Mindestens in den zweiten Stock, dachte sie lächelnd, in dem Wissen, daß sich dort die Ministerbüros befanden.
    Sie wollte gerade an Harrys Tür klopfen, die nur leicht angelehnt war, wich aber zurück, als sie drinnen Stimmen hörte. Sie nahm auf einer der polierten Holzbänke Platz, die vor den Büros für Besucher aufgestellt waren, und nickte den Vorübergehenden höflich zu.
    Fern erkannte Harrys Stimme, die ebenso tief klang wie die seines Vaters, vermochte jedoch nicht zu verstehen, was gesprochen wurde, bemühte sich auch gar nicht darum. Als die Stimmen lauter und heftiger wurden, konnte Fern aber nicht umhin, alles mit anzuhören. Anscheinend ging es in dem Streit um eine Abstimmung.
    Doch schließlich waren lautstarke Diskussionen nichts Ungewöhnliches an einem Ort wie diesem.
    »Ich kann diesem Gesetz nicht zustimmen«, sagte Harry gerade. »Das ist unmöglich. Ich war von Anfang an dagegen. Sie haben wirklich Nerven, mich das zu fragen, James!«
    »Begreifen Sie doch endlich, daß ich Sie nicht frage, sondern Ihnen lediglich einen guten Rat geben möchte. Mehr als diese paar kleinen Abänderungen werden Sie nicht durchsetzen können. Harry, Ihr Problem ist, daß Sie vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen. Die Zeiten ändern sich; Sie müssen sich anpassen oder untergehen.«
    »Es heißt, der freie Erwerb ruiniere die Squatter.«
    »Jesus! Es heißt … es hieß auch einmal, wir würden niemals eine Telegrafenleitung nach London bekommen. Es hieß, Brisbane sei ein Sumpf, in dem nur Sträflinge leben könnten. Es hieß, wir könnten niemals unabhängig von Neusüdwales werden und uns in Queensland selbst regieren.«
    »Ja, das stimmt, doch der freie Landerwerb ist etwas völlig anderes.«
    Fern hörte, wie ein Streichholz entfacht wurde, und nahm kurz darauf den Geruch von Zigarrenrauch wahr. Dann sprach der Mann namens James wieder. Seine Stimme kam

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