Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
Mark zu stürzen; sie wäre mit oder ohne Hannahs Intervention bald zu Ende gewesen. Hannah hatte sich nicht über Nacht in einen reizenden Teenager verwandelt. Ihre Stieftochter hasste sie, daran würde sich nichts ändern. Maddie musste sich ein dickeres Fell zulegen.
Marks Vergangenheit war nur insofern wichtig, als diese ihm den Weg zur Liebe versperrte. Er musste diese Schranken niederreißen. Leider war Maddie nicht die Frau, die ihm dabei helfen konnte. Wenn sie sich jetzt auf eine Beziehung einließ, konnte sie Hannah nicht das stabile Umfeld geben, das diese brauchte. Hannah war fast sechzehn und würde bestimmt mit achtzehn von zu Hause ausziehen. Dann konnte Maddie sich ein neues Leben aufbauen. Vielleicht wäre Mark noch da, aber erwarten konnte sie das nicht. Sie straffte die Schultern.
Durch die Nadelbäume drang gedämpftes Sonnenlicht. Das Handy in der Hand ging Maddie in Richtung Tor. Als sie Marks Nummer wählte, wäre sie fast von einem Auto überfahren worden. Der Fahrer des Wagens winkte ihr zur Entschuldigung zu. Maddie steckte das Handy mit zitternden Fingern in die Tasche und betrat den Krämerladen in der Nähe der Kirche.
Und begegnete Mark. Sein Geruch nach frischer Seife und herbem Aftershave stieg ihr in die Nase.
»Guten Morgen.«
»Ich wollte dich gerade anrufen.«
»Ach, tatsächlich?« Mark machte einen Schritt zur Seite, um eine Frau vorbeizulassen. »Sollen wir rausgehen?«
Sie nickte. »Können wir uns irgendwo in Ruhe unterhalten?«
»Bei mir«, schlug er vor.
»Nein, lieber nicht. Auch nicht in Trevenen.«
»Am Strand bei St. Anthony?«, schlug er vor.
»Ja, treffen wir uns dort.«
Mark kickte einen kleinen Stein ins Wasser. Irgendwann, dachte Maddie, würde sie ihn ohne Begierde ansehen können, aber im Moment gelang ihr das noch nicht. Eine frische Brise wehte über die Mündung des Flusses. Abgesehen von einem Reiher hatten sie das Ufer für sich allein.
»Hi«, begrüßte sie ihn.
Er wandte sich ihr mit einem Lächeln zu. »Da drüben ist eine Bank. Sollen wir hingehen?«
Sie nickte.
»Maddie, ich muss dir einiges erklären«, begann er leise.
»Ja.«
»Ich weiß nicht, was du gehört hast.« Er setzte sich auf die Bank. »Ich bin damals wegen des Architekturprogramms in die Staaten.«
»Ja.« Sie merkte, wie schwer es ihm fiel, darüber zu reden.
»Und ich bin nicht stolz auf das, was ich damals getan habe. Wenn ich die Uhr zurückdrehen könnte, würde ich vieles ändern, doch das geht nicht. Claire und ich hätten nicht heiraten sollen. Wir waren zu jung.«
»Du hast sie nicht geliebt?« Maddie beobachtete den Reiher.
»Doch, sogar sehr, aber ich war zweiundzwanzig und noch sehr unerfahren. Meine Mutter war gerade gestorben, die Welt, wie ich sie gekannt hatte, untergegangen. Claire war eine Zuflucht für mich.« Er warf ein Stück Rinde ins Wasser. »Wir haben zwei Monate nach dem Tod meiner Mutter geheiratet. Dann kam das Angebot mit dem Architekturprogramm in Chicago. Ich wusste, dass sich so eine Chance nie wieder ergeben würde. Ihr war das auch klar.« Er holte Luft. »Ich war damals ziemlich ehrgeizig und wollte die Welt erobern.«
»Was hat Claire dazu gesagt?«
»Sie hat sich wahnsinnig für mich gefreut und mich ermutigt. Es waren ja nur achtzehn Monate. Diese Zeit der Trennung konnten wir überstehen. Und an Weihnachten wollte ich heimkommen.«
»Warum hat sie dich nicht begleitet?«
»Sie steckte mitten in ihrer Ausbildung zur Physiotherapeutin.«
»Oh.«
»Zwei Monate nach der Hochzeit bin ich geflogen. Ich dachte, unsere Liebe würde das aushalten.« Er stand auf. »Ich ahnte nicht, dass sie zu dem Zeitpunkt schon krank war. Inzwischen habe ich erfahren, dass sie es wusste.«
»Wie bitte?«, fragte Maddie überrascht.
»Ja, sie hat es schon vor unserer Hochzeit gewusst.«
»Wieso hat sie es dir nicht gesagt?«
»Keine Ahnung. Sie war so jung, erst achtzehn. In dem Alter weiß man noch nicht viel über das Leben.«
»Wie konnte sie dir das nur verheimlichen?« Sie legte die Hand auf die seine.
»Das muss ich vermutlich Tamsin fragen. Claire war ihre beste Freundin. Ich wollte bis jetzt nicht mit ihr darüber reden.«
»Du wolltest es vergessen.« Maddie ließ die Finger über seinen Handrücken gleiten.
»Ja. Letztlich habe ich mich, glaube ich, in der Rolle des Schurken wohlgefühlt.« Mark hielt den Blick in die Ferne gerichtet. »Es war leicht, den Bösewicht zu spielen, bis mir klar wurde, dass sie mir ihre Krankheit
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