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Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Titel: Sterne über Cornwall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Fenwick
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sobald sie den Ort hinter sich gelassen hatten. Die Äste der Bäume hingen über die Straße. Hannahs Augen brauchten ewig, um sich an die Schwärze zu gewöhnen. Dazu kam, dass die Straße ziemlich uneben und kurvig war.
    »War das, was du vorher zu Tamsin gesagt hast, ernst gemeint?«, fragte Will, der seine langen Schritte den ihren anpasste.
    »Was hab ich denn gesagt?«
    »Dass es hier scheiße ist.«
    Hannah überlegte. In der Dunkelheit erahnte sie die Umrisse der Dinge eher, als dass sie sie sah. Eigentlich hätte sie sich gruseln müssen, doch das tat sie nicht, auch wenn sie nicht allein hier hätte gehen wollen. Sie war gern mit Will zusammen. »Nur irgendwie.«
    »Dann ist es gut.«
    »Warum?«
    »Weil es nicht scheiße ist und ich hier zu Hause bin. Ich wünschte, ich könnte die ganze Zeit da sein.«
    »Bist du das denn nicht?«
    »Nein, und das ist scheiße.« Er lachte.
    »Kann ich verstehen. Als wir von London weg sind, ist’s mir auch so gegangen.« Hannah schwieg kurz. »Warum bist du denn nicht die ganze Zeit hier?«
    »Wegen der Schule.«
    »Schule?«
    »Die ist in Devon«, antwortete er.
    »Gefällt’s dir da?« Sie blieb stehen, um Atem zu schöpfen, weil es nun steil bergan ging.
    »Die meiste Zeit schon. Ich mag nur nicht gern von hier weg.«
    Die Stille war komisch, fast so komisch wie die Tatsache, dass Will diese wilde Gegend mit den Fledermäusen liebte. »Okay. Ich wünschte, ich könnte auch woanders in die Schule gehen.«
    »Warum?«
    Sie setzte sich wieder in Bewegung. »Weil ich von der bösen Stiefmutter wegmöchte.«
    »Ich finde sie ganz in Ordnung.«
    »Klar, du bist ja auch ein Kerl«, murmelte Hannah und ging schneller. Ihr Schwips vom Bier hatte sich gelegt. So ein Drei-Kilometer-Marsch war da gar nicht so schlecht.
    Endlich zeichneten sich die Konturen von Trevenen vor dem dunklen Himmel ab. »Da steht Marks Wagen. Was macht der denn hier?«
    »Wahrscheinlich hat er Maddie heimgefahren.«
    »Na toll.« Sie blieb stehen und kickte einen Stein vom Straßenrand weg.
    »Wo ist das Problem?«, fragte er.
    »Ach, nichts.« Genau das ist das Problem , fügte Hannah für sich hinzu.
    Sie stolperte hinauf in ihr Zimmer, knallte die Tür hinter sich zu und drückte den Lichtschalter herunter. In dem Moment brannte die Glühbirne durch. Scheiße. Hannah tastete in der Dunkelheit nach ihrem Rucksack, in dem sich eine Taschenlampe befand.
    Als sie Schritte auf den Stufen hörte, hielt sie inne und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen. Nein, sie würde sie nicht hereinlassen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Maddie.
    »Verschwinde.« Endlich fand Hannah die Taschenlampe.
    »Bist du okay? Du bist raufgerannt, ohne Hallo zu sagen. Darf ich reinkommen?«
    Hannah hörte, wie sich die Türklinke bewegte. »Nein!«
    »Was ist los?«, wollte Maddie wissen.
    »Nichts, verschwinde.« Hannah versuchte die Taschenlampe anzuknipsen, doch nichts tat sich. Der Umzug hatte alles kaputt gemacht, sogar die Scheißtaschenlampe.
    »Was soll ich Will sagen? Er macht sich Sorgen.«
    »Verpiss dich. Der kriegt sich schon wieder ein.« Hannah schlug mit der Taschenlampe gegen das Kissen, und endlich leuchtete sie auf. Sie putzte sich die Nase. Was bildete Maddie sich ein? Sie hatte Dad nie geliebt, denn sonst hätte sie sich nicht an Mark rangemacht.
    Hannah schlug auf das Kissen ein, bis Federn herausquollen. Sie stand auf, trat gegen das Bett, humpelte zu dem Hammer auf dem Frisiertisch, mit dem sie einen Nagel für den Spiegel eingeschlagen hatte. Ihre Finger glitten über den glatten Holzgriff.
    Wie konnte Maddie nur an einen anderen Mann als ihren Dad denken? »Sie betrügt uns, Dad«, murmelte Hannah und schwang den Hammer. In dem schwachen Lichtstrahl verschwamm er wie ein sich drehendes Windrad – wie das blau-rote, das ihr Vater ihr einmal gekauft hatte, als sie fünf war.
    Als sie sich die Augen mit dem Ärmel abwischte, entglitt der Hammer ihrer feuchten Hand und landete mit lautem Krachen im unteren Teil des Schranks. Scheiße.
    Maddie, die den Lärm gehört hatte, war sofort wieder an Hannahs Tür. »Hannah, was war das? Alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    »Mark und Will sind gegangen. Darf ich reinkommen?«
    Hannah bekam einen trockenen Mund. »Nein. Was willst du?«
    »Reden.«
    »Vergiss es.«
    »Warum bist du so wütend? Du bist einfach weggelaufen.«
    Hannah hörte Maddies Atem durch die Tür.
    »Und?« Maddie war eine Schlampe und würde mit dem Erstbesten abhauen. Wie ihre

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