Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
kann warten.«
»Was kann warten?«, fragte eine tiefe Männerstimme.
»Sorry, Tristan, das ist mir jetzt peinlich.«
»Was?«
»Es könnte sein, dass Ihr Vater Petroc …« Maddie schwieg.
»Dass mein Vater was …?«, hakte er nach.
»Es ist nur eine Vermutung, aber meine Mutter ist bei der Geburt gestorben, und Ihr Vater und meine Mutter …« Maddie schwieg.
»Wollen Sie andeuten, dass Petroc Ihr Vater sein könnte?«
Maddie verkrampfte sich. »Ich weiß es nicht, aber die Theorie erscheint mir plausibel.«
Schweigen am anderen Ende der Leitung. Maddie hielt den Atem an. Sie hatte sich informiert. Ein DNS-Test war teuer und garantierte keine eindeutigen Resultate für Geschwister.
»Ich verstehe nicht, was das mit mir zu tun hat.«
»Letztlich nicht viel.« Maddie kaute auf ihrer Unterlippe. »Nach all den Jahren würde ich nur gern wissen, wer ich bin.«
Er lachte trocken. »Würde uns das nicht alle interessieren?«
12
D ie Lichter spiegelten sich in dem Weihnachtsflitter im Pub, in dem es von Leuten wimmelte. Maddie sank auf die Bank beim Kamin. Noch ein Tag bis Heiligabend. Trotz der Weihnachtslieder überall hatte sie gar nicht richtig wahrgenommen, dass das Fest nahte, und bei all den Aufregungen nicht die Energie zum Fröhlichsein gehabt. Nicht einmal die erstaunliche Verwandlung von Toms Haus durch Tamsin und die Jungs hatte sie in Weihnachtsstimmung versetzt.
»Euer Wein, meine Lieben. Den habt ihr euch verdient.« Anthony stellte eine Flasche auf den Tisch und entfernte sich.
»Allerdings.« Tamsin zog die Flasche näher heran.
Maddie sah zu Mark hinüber, der an der Bar lehnte. Unwillkürlich wanderte ihr Blick von seinen Beinen über seinen Po zu seinen Schultern hinauf. Seine starken Hände, die Old Tom so sanft ins Haus geholfen hatten, wölbten sich nun um ein Bierglas. Eine Frau gesellte sich zu ihm.
»Na, was geht in deinem Kopf vor?«, fragte Tamsin.
Maddie wurde rot. »Ach, nichts Wichtiges.«
»Du hast Marks Arsch angestarrt, also kann’s nichts Wichtiges gewesen sein.«
»Tamsin, du bist wirklich unmöglich.« Maddie schaute wieder zur Bar hinüber. Die Frau war in der Menge verschwunden, Mark mit seinem Bier allein.
»Ist nur eine Feststellung. Er hat einen tollen Hintern«, sagte Tamsin.
»Hat Anthony eigentlich was dagegen, wenn du die Hintern anderer Männer anschaust?«
»Ich habe nichts dagegen, wenn er anderen Frauen nachguckt, also sind wir quitt.«
Maddie nahm lachend einen Schluck Wein. Bei ihrem letzten Pubbesuch hatte sie Gunnar aus Norwegen kennengelernt. Mark hingegen gehörte hierher, die Gegend hatte ihn geformt. Und gar nicht schlecht.
»Du starrst ihn schon wieder an«, stellte Tamsin fest.
»Nein, ich versuche die Speisekarte hinter ihm zu lesen.«
»Unsinn.« Tamsin schmunzelte.
Anthony trat zu ihnen und verstellte Maddie den Blick. »Meine Damen, haben Sie gewählt?«
»Maddie weiß, was sie will.« Tamsin verkniff sich ein Lachen.
»Wieso habe ich das Gefühl, dass ihr Geheimnisse vor mir habt?«, fragte er.
»Meine Bestellung wäre kein Geheimnis«, sagte Tamsin grinsend.
Anthony legte den Kopf ein wenig schief. »Was möchtest du, meine Liebe?«
»Abgesehen von dir? Das Steak.« Tamsin ließ die Hand über Anthonys Oberschenkel gleiten.
»Gut, und du, Maddie?«, fragte er.
»Den Fisch, danke«, antwortete Maddie.
»Will keiner den Truthahn?« Anthony wartete.
»Von dem kriegen wir an Weihnachten noch genug«, sagte Tamsin.
»Truthahn kann man nie genug bekommen.«
»Am fünften Weihnachtstag bist du anderer Meinung, das prophezeie ich dir.« Tamsin sah ihm nach. »Männer …«
Maddie musterte ihre Freundin. »So angriffslustig heute?«
»Bin ich das?«
»Ja.«
»Das muss an der Weihnachtszeit mit den ganzen Lichtern und Mistelzweigen liegen.« Tamsin ließ den Blick schweifen.
»Oder am Rotwein?« Maddie strich über ihr Glas.
»Möglich. Aber was für einen Grund hast du? Warst du schon mit dem Wikinger im Bett?«
»Tamsin!«
»Also nein.«
»Hannah ist zu früh heimgekommen.«
Mark wandte sich ihnen zu. Maddie gefielen die Lachfältchen um seine Augen.
»Hat dir die Jugend wieder mal einen Strich durch die Rechnung gemacht«, stellte Tamsin schmunzelnd fest.
»Ja. Sie ist völlig ausgerastet. Dabei haben wir uns nur geküsst.«
»Nur geküsst? Du hattest mehr vor?«
Maddie überlegte. War dem so?
»Vergiss es. Ich mache mir Gedanken über sie. Könnte sein, dass ich mich täusche, aber ich glaube, sie denkt,
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