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Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Titel: Sterne über Cornwall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Fenwick
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ihn zu mögen.«
    Will sah sie an. »Wieso stört’s dich, dass er sich für sie interessiert?«
    »Sie ist in Trauer. Es ist noch nicht mal ein Jahr her.« Ihre Hand schloss sich fester um den Hals der Flasche, als sie an ihren Vater dachte und daran, dass Maddie zwei Männern schöne Augen machte.
    »Was hast du?« Will runzelte die Stirn.
    »Es ist noch nicht genug Zeit vergangen. Vielleicht hat sie Dad auch nie geliebt. Sie sollte noch nichts mit einem andern anfangen. Und Mark sollte die Finger von ihr lassen. Sie zieht die Männer an wie das Licht die Motten.«
    Will spielte mit einer Strähne von Hannahs Haaren. »Muss er sowieso, wenn sie was mit dem andern Typ angefangen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er gern teilt. Aber er ist eh nicht dafür bekannt, dass er Leute nahe an sich ranlässt. Also würde ich mir keine Sorgen machen.«
    »Interessant. Hast du eine Ahnung, warum?«
    »Tja …« Er trank einen Schluck Bier.
    »Raus mit der Sprache.« Sie küsste seine Hand.
    »Ich weiß auch nicht viel.«
    »Sag schon.« Sie ließ ihre Hand über seinen Oberschenkel gleiten.
    »Mark war mal verheiratet.«
    »Und?« Ihre Finger streichelten ihn ein wenig höher.
    »Das war nicht das Problem, sondern das, was danach passiert ist.«
    »Erzähl schon.« Ihre Hand verharrte kurz vor seinem Schritt.
    Will schluckte. »Er musste zu einem wichtigen Architekturprogramm in die Staaten, und Claire konnte nicht mit.«
    »Und?«
    »Sie war krank und ist in seiner Abwesenheit gestorben. Und er ist nicht nach Hause gekommen.«
    »Puh. Sonderlich bindungsfähig scheint er nicht zu sein, was?«
    Will zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich nicht.«
    »Und mit Krankheiten kann er auch nicht so gut umgehen, oder?«
    »Keine Ahnung.« Will zupfte am Etikett seiner Bierflasche.
    »Und?«
    »Mehr weiß ich nicht. Er ist lange mit niemandem mehr zusammen gewesen und hat sich Ewigkeiten von Cornwall ferngehalten.« Will sank in die Kissen zurück.
    »Das wundert mich nicht. Warum haben sie ihn überhaupt wiederkommen lassen? Stammte sie aus der Gegend?« Hannahs Hand streichelte weiter seinen Oberschenkel.
    »Ja.«
    »Aha, er hat seinen Ruf ruiniert.« Sie lachte.
    »Könnte man so sagen.« Will sah ihr tief in die Augen.
    Hannah lächelte.
    »Warum lächelst du?« Er stellte die Flasche weg.
    Sie schob ihre Hand ein Stück weiter nach oben und küsste ihn.
    »Sch, Kleines, nicht weinen, Mama bringt dir …« Maddie wachte von ihrer eigenen Stimme auf. Ihre Arme waren um ein Kissen geschlungen. Sie setzte sich auf. Halb drei Uhr morgens. Maddie schüttelte den Kopf, um die verstörenden Bilder aus ihren Träumen loszuwerden, doch die wollten nicht weichen. Plötzlich hörte sie das Weinen eines Neugeborenen.
    Maddie schlüpfte in ihren Morgenrock und trat ans Fenster, das innen mit einer dicken Eisschicht überzogen war. Sie hielt den Atem an. Woher kam das Geräusch? Konnte das der Wind sein? Nein, es war eine ruhige Nacht. Sie schluckte.
    Gern hätte sie sich im Bett verkrochen und die Decke über den Kopf gezogen, aber ihr war klar, dass das Geräusch ihr keine Ruhe lassen würde.
    Die Kälte drang durch den Stoff ihres Morgenrocks, als sie mit einer Taschenlampe ins Wohnzimmer hinunterging. Der Weihnachtsbaum sah aus wie ein großer, im Schatten lauernder Mensch. Maddie knipste das Licht an, schaltete die Lichterkette ein und ließ den Finger über den Lieblingschristbaumschmuck ihrer Mutter gleiten, eine kleine Krippe. Als Maddie das Gesicht der heiligen Maria betrachtete, hörte sie wieder das Weinen. Kein Zweifel: Das war ein Neugeborenes, keine Katze.
    Träumte sie? Nein, vor ihrem Mund bildeten sich in der Kälte kleine Atemwolken. Dies war kein Traum und kein Albtraum. Sie war an diesem frühen Morgen des Heiligen Abends aufgewacht, und ein Baby weinte. Entweder das war real, oder sie hatte den Verstand verloren. Mit zitternder Hand schaltete sie die Taschenlampe ein und ging zum Kamin.
    Alles in ihr sehnte sich danach, das Baby zu trösten. Mit jedem Schritt wurde das Weinen lauter. Obwohl Maddie wusste, dass in der Nische hinter dem Kamin kein kleines Kind sein konnte, zitterte sie. Wovor hatte sie Angst? Vor ihren eigenen Gedanken? Vor Spinnen? Einer eingeschlossenen Katze? Was meinte sie, dort zu finden? Einen Geist? Ihr Baby?
    Sie nahm allen Mut zusammen, betätigte den Riegel und bekreuzigte sich.
    Ihre Nackenhaare stellten sich auf, als sie die Taschenlampe durch die Öffnung hielt. Ihre Kehle schnürte sich

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