Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
ich bin ihrem Vater untreu.«
»Du meinst seinem Geist.« Tamsin nahm einen Schluck Wein.
»Darüber bitte keine Witze. Vor dem Kuss mit dem Wikinger habe ich klar und deutlich sein Gesicht vor mir gesehen.«
»Hat er gelächelt oder die Stirn gerunzelt?«, wollte Tamsin wissen.
»Gelächelt.«
Tamsin lehnte sich zurück. »Siehst du; der Geist des verstorbenen Gatten heißt es gut.«
»Was?« Maddie runzelte die Stirn. Dieses Gerede von Geistern ging ihr auf die Nerven. Es erinnerte sie an das gruselige Gefühl, das sie anfangs in Trevenen gehabt hatte. Sie bekam eine Gänsehaut.
»Er möchte, dass du dich küssen lässt. Du könntest es auch mit Mark probieren. Angeblich küsst er sehr gut. Übung genug dürfte er haben.«
»Weißt du das aus persönlicher Erfahrung, oder hat es sich einfach herumgesprochen?«, erkundigte sich Maddie.
»Keine persönliche Erfahrung. Nur hin und wieder ein Küsschen auf die Wange.« Tamsin verdrehte die Augen.
»Klingt, als wärst du darüber traurig.«
»Könnte sein, dass mir was entgangen ist. Ich habe Anthony einfach zu jung kennengelernt.«
»Wenn man euch zwei ein paar Minuten allein lässt, redet ihr gleich wieder über Sex.« Anthony schlüpfte neben seine Frau in die Nische.
»Ach was. Wir haben uns angeregt über Schlammwrestling unterhalten«, erklärte Tamsin.
»Toll. Macht ihr zwei mir das mal vor?«, erkundigte sich Anthony.
Maddie verschluckte sich. »Betreibt das irgendjemand ernsthaft?«
»Wir würden es sogar sehr ernst nehmen«, sagte Mark und setzte sich auf einen Barhocker neben sie.
»Und ihr würdet uns dabei selbstverständlich in knappen Bikinis sehen wollen, oder?«, fragte Maddie Mark.
»Selbstverständlich.« Seine Augen funkelten schelmisch. Er befand sich wieder mal im Flirtmodus, und diesmal war sie auch in Stimmung.
»Je knapper, desto besser«, fügte Anthony hinzu.
»Du mit deiner schmutzigen Fantasie.« Tamsin gab Anthony einen Klaps auf den Arm. »Da kommt das Essen. Ich habe einen Mordshunger.«
»Ich auch«, pflichtete Mark ihr bei, ohne den Blick von Maddie zu wenden.
OTs Schnarchen drang in die Küche, wo Hannah die Pizza in den Ofen schob und überlegte, ob sie einen Salat richten sollte. Wollte sie sich die Mühe machen? Hatte Will überhaupt Lust auf Salat? Er schaute mit einem Bier in der Hand irgendeinen dämlichen Jahresrückblick im Fernsehen. Sie hasste diesen Quatsch. Wer will sich schon an das vergangene Jahr erinnern? Das einzig gute Neue für sie waren Will und OT.
Wills Lachen übertönte fast OTs Schnarchen. Vielleicht hatte OT deshalb nie geheiratet. Wer hielt einen solchen Lärm aus? Gott sei Dank hatte sie nicht die Nachtschicht. Bei dem Lärm würde sie kein Auge zutun. Mark verbrachte über Weihnachten jede Nacht hier. Maddie hatte vorgeschlagen, dass sie und Hannah vorübergehend zu OT zogen, aber wahrscheinlich hatte der Plan mit der Kälte in Trevenen zu tun.
»Brauchst du Hilfe?«, rief Will.
»Nein. Möchtest du einen Salat?«, rief sie zurück.
»Nur dich und die Pizza.«
Hannah lächelte. Ja, genau so sollte das Leben sein. Sie machte es sich auf dem Sofa bequem und kuschelte sich in Wills Arm. »Wann kommt Mark zurück?«
»Hoffentlich noch nicht so bald, damit ich dich länger für mich habe.« Will knabberte an ihrem Ohr.
»Vergiss nicht, dass wir nicht allein sind.«
»Old Tom schläft tief und fest. So wie sich’s anhört, kriegt der nichts mit.« Er streichelte ihre Schulter und arbeitete sich nach unten vor.
»Stimmt, aber es könnte peinlich werden, wenn die andern zurückkommen.«
»Meinst du?«
»Ja, sogar sehr peinlich. Hast du deine Eltern je dabei erwischt?«
»Nein, Gott sei Dank nicht. Einmal war’s knapp. Und du?«
»Ja. Dad und Maddie haben gebumst wie die Karnickel und gar nicht gemerkt, wie ich ins Zimmer gekommen bin.« Sie verzog das Gesicht.
»Du Arme.«
»Es war krass.«
»Das glaube ich dir gern. Hast du Maddie seitdem noch mal ertappt?«, fragte er.
Hannah zögerte. Mark und Maddie verbrachten wegen OT viel Zeit miteinander. Vielleicht sollte sie ein bisschen Bewegung in die Sache bringen.
»Ja, ich hab dir doch von diesem Gunnar erzählt.«
»Das wird Mark nicht gefallen.« Will nahm einen Schluck Bier.
»Warum sollte den das interessieren?«, fragte Hannah mit Unschuldsmiene. Es lief alles nach Plan.
»Weil er auf sie steht.«
»Ach, tatsächlich?« Hannah spielte mit der Bierflasche in ihrer Hand.
»Ja.«
»Schade. Ich hatte grade angefangen,
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