Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
bekommen. Hannah hatte ihr nichts Neues gesagt: Mark war ein notorischer Frauenheld.
Maddie hatte nichts aus dem Schmerz der vergangenen Jahre gelernt und stürzte sich immer noch Hals über Kopf in Dinge, auch wenn die Vernunft ihr zur Zurückhaltung riet. Bei John und Hannah hatte sie genau das Gleiche getan, und was hatte es ihr gebracht?
Der frische Wind vom Fluss drang durch den dünnen Stoff ihrer Jacke. Fröstelnd schlang sie die Arme um den Körper und lief, um sich aufzuwärmen, den Hügel zum Wagen hinauf. Als sie ihn erreichte, klingelte ihr Handy. Auf dem Display erschien eine ausländische Nummer. »Hallo, hier Maddie Hollis.«
»Hallo, Maddie. Peter Johnson. Sie haben mir geschrieben.«
Sie erstarrte, den Schlüssel im Schloss der Wagentür. »Ja, stimmt. Danke, dass Sie mich anrufen.« Peter hatte sie in dem Chaos der letzten Tage völlig vergessen.
»Ich denke, wir haben etliches zu besprechen.«
»Ja.« Maddie stützte sich am Wagen ab.
»Sie sind also Nancy Penventons Tochter? 1971 geboren, sagt Google.«
»Ja.«
»Dann bin ich Ihr Vater.«
Maddie schluckte. Er bestritt es nicht. Was jetzt?
»Maddie, sind Sie noch dran?«
»Entschuldigung, ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sie das gleich zugeben würden.«
»Wieso nicht? Ihr Geburtsdatum ist doch der Beweis.«
»Und wie stehen Sie dazu?« Maddie versuchte, sich Peter vorzustellen. Sie hatte online einige Fotos von ihm gesehen.
»Ich muss zugeben, dass Ihre E-Mail mich ganz schön aus der Fassung gebracht hat. Das ist ein halbes Leben her. Ich habe es mir reiflich überlegt, Sie anzurufen. Danke, dass Sie die Entscheidung, mich bei Ihnen zu melden, mir überlassen haben.«
»Sie haben Familie. Ich wollte nicht …«
»Ich habe es meiner Frau und meinen Söhnen gesagt. Die Sache ist lange her. Wann hat Ihre Mutter Ihnen von mir erzählt?«
Oje, das hatte sie in der E-Mail nicht erwähnt. Maddie leckte sich über die Lippen. »Sie konnte mir nichts sagen, weil sie bei meiner Geburt gestorben ist.«
»Oh, das tut mir leid. Das erklärt vieles.«
»Zum Beispiel?«
»Dass die Briefe, die ich nach Trevenen geschickt habe, zurückgekommen sind.«
Maddie konnte sich gut vorstellen, dass Daphne den Kontakt zwischen Peter und Nancy hatte unterbinden wollen.
»Vielleicht sollten wir ein andermal weiterreden.«
»Ja.« Maddie holte tief Luft. »Sie haben recht. Danke für den Anruf.«
»Ich melde mich wieder. Meine Nummer sehen Sie ja bestimmt auf dem Display. Sie können mich jederzeit anrufen.«
Sie verabschiedeten sich voneinander, und Maddie steckte das Handy zitternd in die Tasche. Sie sehnte sich nach ihrem einfachen Leben von früher zurück. Was hatte sie nur mit der Mail an ihren Vater in Gang gesetzt? Und all die anderen Entscheidungen! Sie hatte John geheiratet, obwohl sie wusste, dass Hannah ihm das Wichtigste im Leben war. Bedauerte sie die Ehe mit ihm? Nein, sie hatten ein wunderbares Jahr miteinander gehabt. Hätte sie ihn nicht geheiratet, wenn sie geahnt hätte, wie alles enden würde? Maddie ging um den Wagen herum. Möglicherweise hätte sie einen anderen Mann kennengelernt und mit ihm ihre Träume von einer Familie verwirklicht, doch dann hätte sie auch niemals diese Liebe mit John erlebt. Und wie würde es nun mit Mark weitergehen?
Maddie klingelte an Marks Tür. Warum war er keine feste Beziehung mehr eingegangen? Wenn er nicht dazu in der Lage war, konnte sie die Sache gleich beenden, um sich weiteren Schmerz zu ersparen.
»Ich hab mich schon gefragt, wo du bleibst.« Mark nahm sie in seine Arme.
»Tut mir leid, dass ich so spät komme«, sagte sie und löste sich von ihm.
»Alles in Ordnung?«, fragte er.
Sie senkte den Blick. »Das Übliche mit Hannah.«
»Scheint übel gewesen zu sein.« Er nahm ihr die Jacke ab. »Die anderen sind in der Küche.« Er sah sie an. »Maddie, verschweigst du mir etwas?«
Sie erwiderte seinen Blick. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu sprechen. In ihrem Kopf herrschte zu große Verwirrung. »Später.« Sie ging hinein, um Tamsin und Anthony zu begrüßen. Ihre Vertrautheit wünschte sie sich, und sie war dumm genug gewesen, diesen Traum auf ihre Beziehung mit Mark zu projizieren.
»Hi. Wieso kommst du so spät?«, fragte Anthony.
»Streit mit Hannah. Nichts Neues.«
Anthony schenkte ihr ein Glas Wein ein. »Du siehst aus, als könntest du was zu trinken vertragen.«
»Ja.« Maddie lächelte. »Prost. Hier riecht’s aber fein.«
»Ja, der Junge
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