Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
Zeit im Haus vor sich hin. Hannah wusste nicht, was lief, konnte es sich aber denken. In der vergangenen Woche hatte Mark jede Nacht in Trevenen verbracht, angeblich, um Pläne und Maklerinformationen zu besprechen.
Nach der Abendeinladung war OT tagelang völlig erledigt gewesen. Hannah und Will hatten sich früh verabschiedet, doch Maddie und Mark waren geblieben, um das Haus wieder auf Vordermann zu bringen. Hannah konnte nur hoffen, dass OT sich inzwischen erholt hatte. Sie überlegte, ob sie ihre Zeit mit ihm oder mit Maddie verbringen sollte, und die Entscheidung lag auf der Hand.
Hannah sprang über die Pfützen, die den Weg nach Trevenen säumten. Das alte Haus schien den Regen gar nicht zu bemerken. Wie viele Jahre stand es wohl schon in Wind und Wetter? Sogar das Schloss an der Tür zeugte von der Vergangenheit, und die dicken Bretter stammten möglicherweise von einem Schiff. Als sie über die Geschichte von Trevenen nachdachte, fiel ihr ein, dass sie die Bibel noch nicht gefunden hatte. Vielleicht sollte sie Maddie danach fragen.
Hannah betrat das Haus und legte ihren Rucksack auf den Tisch.
»Nass draußen?«, erkundigte sich Maddie und hob kurz den Blick von ihrem Skizzenblock.
»Ja. Was gibt’s zu essen?«, wollte Hannah wissen.
»Keine Ahnung. Damit hab ich mich noch nicht beschäftigt.«
Hannah machte die Kühlschranktür auf: bloß ein verschimmelter Joghurt und eine schlaffe Selleriestaude.
»Wann warst du das letzte Mal einkaufen?«, fragte Hannah.
»Ich glaub, am Montag. Warum?« Maddies Hände waren voller Holzkohle.
»Weil nichts im Kühlschrank ist.«
»Oh.« Maddie zeichnete weiter.
Hannahs Blick fiel auf die Pläne für Trevenen, die auf dem Tisch lagen. »Wann sollen die Renovierungsarbeiten beginnen?«
»Die Baugenehmigung für den Schuppen ist noch nicht durch. Aber wir haben schon mal die Pläne für das Hauptgebäude eingereicht.«
»Glaubst du, du kriegst die Genehmigung?«
»Mrs Bates hält sie für beschlossene Sache, und …« Maddie verstummte.
»Was?«
»Obwohl der Schuppen noch nicht auf dem Markt ist, habe ich schon ein Angebot dafür.«
»Entspricht das den Vorschriften?«
»Jedenfalls verstößt es nicht dagegen.«
»Aha.« Auf dem Tisch lagen keine Fotos, nach denen Maddie hätte arbeiten können. Hannah trat näher heran. Auf dem Skizzenblock war ein ziemlich gut gebauter nackter Mann ohne Kopf zu sehen. Wer auch immer das sein mochte – Maddie zeichnete ihn aus dem Gedächtnis.
»Wer ist das? Der hat einen ganz schön großen Schwanz.« Hannah rümpfte die Nase.
»Ja, stimmt wohl.« Maddie wurde rot.
»Wer ist das?«, wiederholte Hannah und betrachtete die fertigen Zeichnungen auf dem Tisch.
»Ach, niemand.«
»Dein Traumprinz?« Hannah betrachtete die muskulösen Oberschenkel genauer.
»Ja.«
»Krass.«
Maddie hüstelte. »Der nackte Männerkörper ist nicht krass, sondern sehr schön. Manche Künstler finden ihn sogar schöner als den der Frau.«
»Das hab ich nicht gemeint. Es ist krass, dass du Schwänze zeichnest, auch wenn sie nur in deiner Fantasie existieren. Das könnte Dad sein.« Hannah verzog das Gesicht.
»Dein Vater war nicht so gebaut.«
»Das interessiert mich nicht. Themawechsel: Könntest du mal ans Essen denken?«
Maddie lachte. »Okay.«
Maddie wusch sich die Hände. Die Skizze ließ sie auf dem Tisch liegen. Irgendwie kam Hannah die Haltung des Mannes darauf bekannt vor. Scheiße, das war Mark. Maddie zeichnete Akte von Mark. Herr im Himmel.
»Hast du Lust auf Pasta mit Pesto?«, fragte Maddie, den Kopf halb im Vorratsschrank.
Jetzt kapierte Hannah endlich, warum Maddie so strahlte. Sie vögelte Mark. Die Pläne waren ihnen scheißegal. Hannah verließ die Küche, marschierte in ihr Zimmer, knallte die Tür hinter sich zu und ging in die Ecke, in der sie Handyempfang hatte, um Will eine SMS zu schicken.
Maddie schläft jetzt mit Mark. X
Sie wartete auf Wills Antwort.
Maddie wählte den Sender Radio One, weil Hannah halbwegs gute Laune hatte und die Musik möglicherweise dazu beitrug, dass das so blieb. Am Abend wollte Maddie zum Essen zu Mark gehen; Hannahs Pläne kannte sie nicht. Es war Samstag, Tamsins Jungs hatten sicher etwas vor. Mit ein bisschen Glück nahmen sie Hannah mit.
Als das Telefon klingelte, zuckte Maddie zusammen. »Hallo?«
»Ich hab an dich gedacht«, erklärte Mark.
»Ich studiere dich gerade«, sagte sie lächelnd.
»Wie das?«
»Als du weg warst, habe ich eine Skizze von dir
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