Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
Vom Netzwerk:
Rücksicht nehmen können, ob du dich in Sicherheit befindest oder mitten im Kugelhagel.«
    »Ihr werdet sehen, was ihr davon habt. Ihr werdet sehen, was euch blüht«, hallten die Worte in Salima wider, die Meje ein ums andere Mal im Mund geführt hatte wie eine Beschwörungsformel. Meje, Barghashs Schwester, die sich redlich bemüht hatte, ihren Bruder von seinen Plänen abzubringen, und die sich damit Choles Hass zugezogen hatte. Chole, die sich von einer samtpfotigen Katze zu einer Tigerin gewandelt hatte, die Reißzähne zeigte und die verletzende Krallen ausfuhr, wenn jemand es wagte, an Barghash und dessen Verhalten Kritik zu üben.
    Salima spürte ein Würgen im Hals. Sie fürchtete, dass sie sich sogleich übergeben musste. Es könnte so leicht sein, Sadafs Hand zu nehmen und mit ihr das Haus zu verlassen, zu Majid zu gehen, der sie mit offenen Armen empfangen würde. Doch was, wenn Barghashs Absichten von Erfolg gekrönt sein sollten – wie würde er ihr dann einen solchen Verrat vergelten? In diesem Moment hatte sie das Gefühl, zwischen zwei der turmhohen Häuser auf Sansibar eingeklemmt zu sein, die sich anschickten, sie zu zermalmen.
    »Welch unverhoffter Besuch, Sadaf«, kam es schneidend von der Tür her. Chole stand da, ein hasserfülltes Glosen in den Augen. »Wenn du unangemeldet kommst und nach Salima fragst, kann das nur bedeuten, dass Majid dich entsandt hat, um sie uns zu entfremden.«
    »Schämt ihr euch nicht«, erwiderte Sadaf langsam und mit überdeutlicher Betonung, »Salima für eure hinterlistigen Zwecke zu missbrauchen, du und Barghash? Ihr seiderwachsen, ihr mögt wissen, was ihr da Schändliches treibt. Salima ist jedoch noch ein halbes Kind!«
    Chole sah Salima an, die ihren Blick erwiderte, und sie führten einen stummen Dialog mit ihren Augen.
    Chole, du hast mich in eine Falle gelockt.
    Wäge weise ab, Salima, was du als Nächstes sagst oder tust.
    Weil ich schreiben kann, Chole, habt ihr mich in eure Pläne mit hineingezogen.
    Überleg dir gut, wem du die Treue hältst, Salima.
    Salima senkte die Lider, sie ertrug die Verletztheit, die lockende Zuneigung und die zornige Drohung in Choles Blick nicht mehr.
    »Immerhin ist Salima alt genug gewesen, um sowohl Barghash als auch mir ihr Wort zu geben, uns treu zur Seite zu stehen. Und eine Sayyida bricht niemals ihr Wort, nicht wahr, Salima?!«
    Salima sank in sich zusammen. Gleichgültig, wofür oder wogegen ich mich entscheide – ich habe nichts Gutes mehr zu erwarten. Entweder wird Majid mich hassen oder Barghash und Chole. Und deren Hass wird ungleich fürchterlicher sein, als ich es mir bei Majid je vorstellen könnte.
    Die Enttäuschung, die sie bei Chole wahrzunehmen glaubte, schob sich als schmutzig graue Wolke auf sie zu, presste sich unnachgiebig gegen ihre Brust, bis sie nach Atem rang und das Gleichgewicht zu verlieren drohte. Wie konnte sie Chole enttäuschen, die seit Djilfidans Tod immer um sie gewesen, die alles mit ihr geteilt hatte? Schwestern nur von halbem Blut, und doch schienen sich in den vergangenen Monaten ihre Seelen enger verbunden zu haben als die von Menschenkindern, die zur selben Zeit im selben Mutterleib herangewachsen waren.
    Den Blick auf den Boden zu ihren Füßen geheftet, nickte Salima schließlich.
    »Siehst du, Sadaf ?«, kam es geschmeidig von Chole. »Salima hat sich für uns entschieden. Das kluge Mädchen …« Unvermittelt bekam ihre Stimme etwas Metallisches, kippte dann in ein Keifen. »Und nun hinaus mit dir, du alte Vettel! Sieh zu, dass du fortkommst, und lass dich hier nie wieder blicken! Raus! Raus, hab ich gesagt!«
    »Allah schütze dich, mein Kind«, murmelte Sadaf, küsste Salima zärtlich auf die Stirn und machte, dass sie hinauskam.
    Salima glaubte, den Boden unter sich beben zu spüren, bis sie gewahr wurde, dass sie selbst es war, die am ganzen Leib zitterte.
    Nun gibt es kein Zurück mehr. Nur Allah weiß, was mir bevorstehen mag.
    Uns allen.
13
    »Lange könnt Ihr dem Treiben Eures Bruders nicht mehr tatenlos zusehen, Hoheit!« Sulayman bin Ali, einer von Sultan Majids Ministern, klang erregt. »Jeder Tag, der verstreicht, könnte das Zünglein an der Waage sein, das über Krieg oder Frieden entscheidet.«
    Majid lächelte milde. »Der Vorkehrungen sind genug getroffen worden, um einen Umsturz durch meinen Bruder zu verhindern.«
    »Mitnichten, Hoheit!«, meldete sich ein zweiter Minister zu Wort. »Zwar habt Ihr Söldner aus Belutschistan zur Beobachtung der drei Häuser

Weitere Kostenlose Bücher