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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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dem Tempel zu stehlen, Jack.«
    »Aber es darauf anlegen würden Sie nicht?«
    »Nein, denn für gewöhnlich stiehlt man nicht. Nirgendwo, weder in Heiligtümern noch woanders.«
    Jacks Lächeln verging, während er auf den Flachmann in seiner Hand starrte. »Emily starb, bevor ich sie heiraten konnte. Da war sie gerade mal einundzwanzig. Ihr Vater hat mir die Schuld dafür gegeben und ihren Leichnam nach England überführt. Aus Rache verwehrte er mir den Ort, an dem ich um sie trauern konnte.«
    Deshalb können Sie sie auch nicht vergessen, dachte Ricarda und empfand tiefes Mitleid mit Jack. Kein Schmerz brennt schlimmer als der Verlust eines geliebten Menschen.
    Gemeinsam blickten sie schweigend in die Dunkelheit, dann erhob er sich.
    »Ich denke, wir sollten für heute Schluss machen. Gute Nacht, Ricarda.«

8
 

    Nick Hoopers Zustand war ein paar Tage lang kritisch. Trotz Desinfektion und sauberer Verbände bekam er Fieber. Als kühle Wickel und Sitzbäder nichts mehr ausrichten konnten, ritt Manzoni noch spät nachts in die Stadt und holte Mr Spencer aus den Federn. Dank des Fieberpulvers, das er ihm nach Ricardas Anweisung mischte, sank die Temperatur schließlich, und die Wunde heilte.
    Als klar wurde, dass Hooper genesen würde, unternahm Ricarda kleine Ausflüge in die nähere Umgebung. Ihr Ziel war es, Pflanzen zu entdecken, die sie als Arznei gegen Fieber und Infektionen verwenden konnte. Immerhin hatte die Heilerin pflanzliche Medikamente gegen ihre Beschwerden eingesetzt.
    Die Fülle und Farbenpracht der hiesigen Pflanzenwelt war überwältigend. Ricarda sammelte zahlreiche Exemplare, wobei sie einige Kräuter frisch untersuchte, andere für ein Herbarium presste.
    An einem Vormittag, als Ricarda gerade die trocknenden Pflanzen überprüfte, steckte Jack den Kopf zur Tür herein.
    »Störe ich?«, fragte er, da er wieder einmal feststellte, dass sie vollkommen in ihre Arbeit versunken war.
    Ricarda sah überrascht auf und lächelte erfreut. »Nein, keineswegs, kommen Sie rein!«
    Manzoni beobachtete, wie vorsichtig sie die Finger über eines der Präparate gleiten ließ. Offenbar war es noch nicht trocken genug, denn sie deckte es gleich wieder mit Papier ab.
    »Gibt es Neuigkeiten?«, fragte Ricarda, während sie das Papier mit einem dicken Stein beschwerte.
    »Bisher nicht«, entgegnete Jack. »Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Nach Ihrem heldenhaften Einsatz in den vergangenen Tagen haben Sie ein wenig Erholung verdient.«
    Ricarda blickte ihn überrumpelt an. Habe ich denn so erledigt ausgesehen?, fragte sie sich.
    »Vielen Dank für Ihre Fürsorge, aber ich fühle mich keineswegs am Ende meiner Kräfte.«
    Er führt irgendwas im Schilde, dachte sie, und ihr Herz begann schneller zu schlagen.
    »Dennoch sollten Sie auch mal etwas Erfreuliches erleben.«
    »Und was haben Sie da im Sinn?«
    »Wussten Sie, dass die Maori um diese Zeit Neujahr feiern?«
    Ricarda schüttelte den Kopf.
    »Um diese Zeit werden am Sternenhimmel die Matariki sichtbar«, erklärte Jack. »Bei den Europäern heißen sie Plejaden.« Er verstummte. Es schien, als müsse er sich die Worte für sein Anliegen mühsam zusammenklauben. »Lassen Sie uns heute Nachmittag zum Neujahrsfest gehen!«, schlug er Ricarda schließlich vor.
    »Ins Maoridorf?«, fragte Ricarda überrascht.
    »Ja, genau«, antwortete Jack, von einer plötzlichen Nervosität übermannt.
    Wird sie mir anmerken, dass dieser Besuch kein reiner Freundschaftsbesuch ist, sondern eher meinen Nachforschungen dienen soll?
    Entgegen Ricardas Ratschlag hatte er die Polizei nicht eingeschaltet, sondern Kerrigan angewiesen, ein paar vertrauenswürdige Männer in der näheren Umgebung patrouillieren zu lassen.
    Bisher war alles ruhig geblieben.
    »Wird ihnen das denn recht sein nach den Spannungen der letzten Wochen?« Damit riss Ricarda ihn aus den Gedanken.
    »Moana hat mich eingeladen«, antwortete Jack. »Sie möchte, dass wir wieder Vertrauen zueinander fassen. Allerdings müssen Sie vorher das powhiri durchstehen.«
    »Was ist das?«
    »Ein Begrüßungsritual, bei dem man versucht, die wahre Gesinnung eines Gastes herauszufinden. Früher hat man Besucher, die es nicht durchgestanden haben, sofort angegriffen und oftmals getötet.«
    Ricarda schnappte erschrocken nach Luft. »Das klingt nicht gerade einladend.«
    »Mittlerweile ist dieses Ritual harmlos«, winkte Jack ab. »Damals war das powhiri lebenswichtig für den Stamm, aber

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