Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga
Hoopers Handgelenke zusammengebunden waren, zog Jack ihn wieder auf die Füße. Ein roter Fleck hatte sich auf dem frischen Verband gebildet. Durch die Rangelei war die Wunde am Bein offenbar wieder aufgerissen.
»Das werden Sie bereuen!«, fauchte Hooper, doch Jack nahm es gelassen.
»Ich denke eher, dass Sie einiges zu bereuen haben. Für diesen Angriff wandern Sie in den Knast. Wer weiß, was Ihnen noch nachgewiesen werden kann!«
Hooper blickte seinen Boss hasserfüllt an. Doch weitere Worte sparte er sich. Jack führte ihn nach draußen, wo Kerrigan bereits mit den Pferden wartete. In den Augen des Vormanns funkelten Wut und Enttäuschung.
»Kann ich nicht wenigstens meine Hose überziehen?«, fragte Hooper, als Kerrigan ihm in den Sattel helfen wollte.
»Deine Hose kannst du im Knast überziehen«, entgegnete der Vormann nur und versetzte Hooper einen unsanften Schubs. Er hielt ihn mit seinem Revolver in Schach, während Jack noch einmal ins Quartier zurückkehrte, um Hoopers Sachen zu holen.
Ricarda saß der Schreck immer noch in den Gliedern.
Jacks Frage, ob mit ihr alles in Ordnung sei, bejahte sie allerdings.
»Sie sind wirklich eine verdammt mutige Frau«, sagte er daraufhin. »Nicht jede hätte sich getraut, einen Mann zu beißen, der ihr ein Messer an die Kehle hält.«
»Mir zittern immer noch die Knie.«
»Kann ich Sie denn allein lassen?«
»Selbstverständlich«, entgegnete Ricarda und streckte sich entschlossen. »Noch jemand wird mich heute wohl nicht bedrohen.«
Jack verabschiedete sich mit einem bewundernden Lächeln.
Zwei Stunden später kehrte er ohne den Vormann zurück. Kerrigan war gleich wieder zur Weide geritten, um den Männern zu berichten, was geschehen war.
Nachdem sie Hooper den Constables übergeben hatten, hatte Jack eine große Erleichterung überkommen. Der Verdacht gegen die Maori schien jetzt aus der Welt geschafft zu sein.
Ob Moana die Jungen ausgeschickt hatte, um nach Beweisen gegen Hooper zu suchen, oder ob es wirklich nur ein Zufallsfund war, wusste er nicht. Aber das war in diesem Augenblick auch nebensächlich.
Nachdem er vom Pferd gestiegen war, stiefelte er zum Pavillon. Der Himmel hatte zwar etwas aufgeklart, dennoch flackerte in den Fenstern der schwache Lichtschein einer Petroleumlampe.
Als er eintrat, blickte Ricarda von ihren Aufzeichnungen auf. Ihr Lächeln wärmte ihm das Herz.
»Ah, da sind Sie ja wieder. Ist alles glattgegangen?«
Jack nickte, nachdem er sich den Hut vom Kopf gezogen hatte.
»Ja, so weit schon. Die Constables haben Hooper in eine Zelle gesperrt, dort wird er sitzen, bis der Fall aufgeklärt ist.«
»Woher haben Sie gewusst, dass es sein Messer war?«
»Ich wusste es nicht, ich hatte nur den Verdacht.« Jack lächelte hintergründig. »Da Bessett hin und wieder bei unseren Weiden auftaucht, glaubte ich zunächst, dass es einer seiner Männer gewesen sein könnte. Aber diese Geschichte erschien mir dann doch zu unglaubwürdig.«
»Das ist die Version, dass Hooper sich selbst verletzt hat, eigentlich auch.«
»Stimmt, aber ein Mann, der hasst, ist beinahe zu allem fähig. Hooper hat gemerkt, dass ich den Maori vertraue. Also hat er wohl vorgehabt, mein Misstrauen zu wecken. Was ihm ja auch beinahe gelungen wäre.«
»Wie sind Sie eigentlich an die Waffe gekommen?«
»Ein Maorijunge hat sie uns gebracht und mir die Stelle gezeigt, an der er sie gefunden hat. Ich bin sicher, dass er zuvor bei Moana war, um ihr seinen Fund zu zeigen.«
»Dann haben die Maori den Fall also gelöst.«
»Kann man so sagen. Und ich werde mich wohl in aller Form bei ihnen entschuldigen müssen.«
Nach diesen Worten blickten Jack und Ricarda einander einen Moment schweigend an.
»Es tut mir leid, dass Sie in Mitleidenschaft gezogen worden sind«, sagte er dann und schaute verlegen auf seine Stiefelspitzen.
»Mir ist ja nichts passiert.«
»Aber es hätte durchaus anders ausgehen können. Und ich hätte es nicht ...« - Jack stockte - » ... hätte es nicht ertragen, wenn Ihnen etwas zugestoßen wäre.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
Eine angenehme Wärme breitete sich in Ricarda aus und trieb ihr die Röte ins Gesicht. Hooper hat Recht, dachte sie. Da ist etwas zwischen uns, und offenbar ist es nicht zu übersehen. Wenn wir nur den Mut hätten, uns dazu zu bekennen ...
»Wie wird es nun mit ihm weitergehen?«, fragte sie schließlich, denn das Schweigen war ihr unangenehm.
»Zunächst einmal wird er eine Anklage wegen
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