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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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aus den Schornsteinen des Schiffs empor, Möwen kreischten.
    Ricarda hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass die Madeleine bereits in küstennahem Gewässer fuhr. Die Landschaft war eine Überraschung für Ricarda. Insgeheim hatte sie sich nur goldene, von Palmen begrünte Strände vorgestellt, aber als Erstes erblickte sie einen grünen Berg und tiefblaue Fjorde. Hinter zerklüfteten Felsen erstreckte sich Waldland, und nach einer Weile entdeckte sie doch noch einen von Palmen gesäumten Strand.
    »Können Sie mir sagen, was das für ein Berg ist?« Das Englisch kam ihr noch immer ein wenig stockend über die Lippen.
    Aber der Seemann, der unweit von ihr saß und an einer Pfeife zog, verstand es.
    »Das ist der Mount Maunganui, ein erloschener Vulkan. Auf der Nordinsel gibt es eine Menge von diesen Burschen. Ab und zu bricht sogar einer wieder aus. Auch wenn man diese Kolosse erloschen nennt, heißt das noch lange nicht, dass sie wirklich ruhig bleiben.«
    Ricarda betrachtete den Kegel. Würde er wirklich Feuer speien? Bisher kannte sie Vulkanausbrüche nur von Bildern, und obwohl es sie doch ein wenig mit Furcht erfüllte, erwachte in ihr der Wunsch, einmal einen zu erleben.
    »Und Tauranga liegt direkt am Fuße dieses Vulkans?«
    »Nein, auf einer Landzunge daneben. Aber wenn er wieder ausbrechen sollte, werden die Leute dort sehen müssen, dass sie wegkommen.«
    Ricarda sagte darauf erst einmal nichts. Sie betrachtete nur skeptisch den Gipfel.
    »Keine Sorge, Miss«, setzte ihr Nachbar unvermittelt hinzu. »Das letzte Mal ist schon sehr lange her. Damals wohnten dort nur Maori. Ich glaube, Sie und Ihre Kinder werden vor einem Ausbruch sicher sein.«
    Kinder, dachte Ricarda und spürte den leichten Anflug einer Sehnsucht, die bisher immer von ihrem Willen, Ärztin zu sein, überlagert worden war. Werde ich jemals Kinder haben? Aber warum sollte ich nicht heiraten und Kinder bekommen, wenn ich erst einmal eine Praxis habe? Eine Tochter, die in meine Fußstapfen treten kann, wäre doch wunderbar ...
    »Vor einigen Tieren sollten Sie sich allerdings in Acht nehmen, die dort herumkriechen.«
    »Sie meinen, es gibt Schlangen in Neuseeland?«, entgegnete Ricarda lachend. Sie war als Kind bei einem Ausflug auf das Land einmal einer Kreuzotter begegnet und wusste seitdem, dass die Reptilien harmlos waren, solange man sie in Ruhe ließ.
    »Nein, Miss, Schlangen gibt es in Neuseeland nicht, aber allerhand andere Kreaturen. Riesige Insekten, zum Beispiel, und Fledermäuse, die auf dem Boden herumlaufen. Und ehe ich's vergesse: Wale. Haben Sie schon mal einen Wal gesehen?«
    »In Büchern«, antwortete Ricarda, worauf der Seemann auflachte und erklärte: »Ich bin früher auf einem Walfänger gefahren, dessen Heimathafen Tauranga war. Ich habe diesen Ungeheuern ins Auge geblickt. Glauben Sie mir, sie können einen Menschen samt Boot verschlucken.«
    »Davor habe ich keine Angst«, erwiderte sie, und die Forscherin in ihr nahm sich vor, die Tier- und Pflanzenwelt ihrer neuen Heimat genau zu studieren.
    »Sie scheinen mutig zu sein. Ihr Gatte ist ein Glückspilz.«
    Ricarda zögerte. Sollte sie ihm erzählen, dass sie nicht verheiratet war? Sie wollte ihn auf keinen Fall zu Avancen ermuntern. Doch dann schalt sie sich für ihre Voreingenommenheit. Als ob jeder Mann gleich ans Heiraten dächte!
    »Ich habe keinen Ehemann«, antwortete sie, ohne den Blick von der faszinierenden Landschaft abzuwenden.
    »Nun, das wird sich in Neuseeland schnell ändern. Die Männer werden sich nur so darum reißen, Ihnen den Hof zu machen.«
    Ricarda bezweifelte das. Neuseeland mochte das Frauenwahlrecht eingeführt haben, doch das bedeutete noch lange nicht, dass dort auch berufstätige Frauen Heiratschancen hatten.
    »Wir werden sehen«, entgegnete sie knapp und verabschiedete sich mit einem Lächeln.

2
 

    Jack Manzoni stand vor dem Spiegel und bemühte sich, seine Krawatte zu binden. Dieses neumodische silbergraue Stück Seidenstoff erwies sich als störrischer als jedes Pferd, sodass Jack es bereits in die Ecke werfen und gegen das Halstuch austauschen wollte, das er für gewöhnlich trug. Doch zur bevorstehenden Versammlung der Farmer wäre es unpassend wie das grobe Hemd, die Weste und die Arbeitshose, die er sonst zu tragen pflegte.
    Als er es endlich geschafft hatte, einen zufriedenstellenden Knoten zu binden, warf er noch einen letzten Blick auf seine Erscheinung. Der schwarze Gehrock saß perfekt über der passenden Weste

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