Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
Vom Netzwerk:
und dem blütenweißen Hemd. Seine Beine steckten in schwarzen Reiterhosen. Die Stiefel waren blank gewienert, denn seine Mutter hatte ihn gelehrt, dass man einen Menschen an seinem Schuhwerk erkennt.
    Prüfend strich er über die glatt rasierten Wangen und schob sich eine Strähne aus der Stirn. Mutter wäre stolz auf mich, dachte er. Ich habe trotz meiner fünfunddreißig Jahre noch immer das lockige schwarze Haar, das ebenso an ihre italienischen Vorfahren erinnert wie meine hellbraunen Augen und mein olivenfarbener Teint.
    Die Versammlung der Geschäftsleute und Farmer fand jedes Vierteljahr im Hotel Tauranga statt. Man tauschte sich über Probleme aus, wollte sich aber auch gegenseitig mit den eigenen Erfolgen beeindrucken. Jack Manzoni gehörte zu den größeren Farmern. Sein Grundbesitz umfasste etwa tausend Hektar, wovon ein Großteil allerdings noch von Wald bedeckt war. Einen Teil des Landes hatte er von den Maori erworben und ihnen dafür das Recht gewährt, sich darauf aufzuhalten und zu ihrem eigenen Unterhalt zu jagen, wann immer sie wollten.
    Die Konflikte zwischen den Ureinwohnern und den Engländern lagen noch nicht lange zurück. Daher begegneten viele Weiße den Eingeborenen nur mit größtem Misstrauen. Auch Manzonis Vater hatte erlebt, dass es zwischen den Maori und den Siedlern unterschiedliche Auffassungen gab, was das Land betraf. Die Maori betrachteten als Pacht, was die Engländer als Kauf ansahen, wodurch es vorkommen konnte, dass Ländereien mehrfach vergeben wurden. Natürlich hatten die Weißen den eingeborenen Grundbesitzern Betrug unterstellt, denn das war leichter, als sich in die Tücken der Maorisprache hineinzufinden. Die folgenden Unruhen und Kämpfe hatten zu schweren Verstimmungen zwischen den beiden Völkern geführt, und sicher würde es noch eine geraume Zeit dauern, bis man einander wieder mit Sympathie begegnete.
    Manzoni glaubte sich auf dem besten Weg dahin. Die Maori auf seinem Land erlaubten ihm den Zutritt zu ihrer Siedlung, und einige der Stammesmitglieder besuchten ihn auf seiner Farm. Ihr Miteinander war von gegenseitigem Respekt geprägt.
    Auf dem Weg zur Tür passierte er den Salon, in dem ein Klavier stand, das einst seiner Mutter gehört hatte. Ich sollte mich endlich davon trennen, dachte Jack. Seit Emily tot ist, steht es nur nutzlos herum. Vermutlich ist es vollkommen verstimmt.
    Emily, seine Verlobte, war schon seit vielen Jahren begraben, aber immer wenn er das Instrument sah, dachte er wieder an sie und an die herrlichen Töne, die sie dem Instrument entlockt hatte. Weisen von reinster Harmonie und Schönheit. Keine Frau, die ihr nachgefolgt und für eine kurze Zeit sein Herz gewonnen hatte, war musikalisch gewesen. Und keine war so schön gewesen wie Emily.
    Jack seufzte. Du hast genug um sie getrauert, ermahnte er sich, konzentrier dich auf die Gegenwart!
    Auf der Veranda kam ihm sein Vormann entgegen. Seine Gesichtszüge wirkten angespannt.
    »Was gibt es, Tom?«, fragte Manzoni, der wusste, dass irgendwas nicht in Ordnung sein musste. Tom Kerrigan, der eigentlich aus Texas stammte, war kein Miesepeter; nur wenn ihm etwas Kummer bereitete, schaute er so drein.
    »Komme grad von der Weide«, antwortete er. »Ein paar unserer Tiere haben die Schafläuse. Hab heut Morgen gesehen, dass sie sich an den Bäumen reiben, das ist immer ein schlechtes Zeichen.«
    Manzoni nickte und atmete tief durch. Da hatten sie gerade mal ein Jahr Ruhe gehabt, und jetzt, so kurz vor der Schur, ging es wieder los. Er konnte nur hoffen, dass der Schaden eingedämmt werden konnte, bevor die gesamte Wolle wertlos wurde.
    »Wie viele Tiere sind befallen?«, wollte Jack wissen und griff unbewusst nach dem Kreuz, das er um den Hals trug.
    Er war nicht besonders gläubig, aber das Kreuz, das seiner Mutter gehört hatte, war wie ein Talisman für ihn, und er hatte es sich angewöhnt, danach zu greifen, wenn schlechte Nachrichten im Anmarsch waren.
    »Ich habe fünf gesehen, die sich reiben, ich denke mal, dass es mittlerweile so um die zwanzig sind, die die Viecher im Pelz haben. Ich hab den Jungs schon gesagt, dass sie sich jedes Einzelne vornehmen und die Wolle durchsuchen sollen. Wird 'ne Heidenarbeit, aber so ersparen wir uns Verluste nach der Schur.«
    Manzoni war jedes Mal aufs Neue davon beeindruckt, wie gut sein Vormann mitdachte. »Sondert die befallenen Tiere ab, und sperrt sie in das Seitengatter! Und untersucht jedes von ihnen gründlich. Wenn die Sache in Tauranga vorbei

Weitere Kostenlose Bücher