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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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unmöglich war, sich ein neues Kleid zu besorgen. Doch dafür war ohnehin kein Geld da. Sie musste ihre Ersparnisse gut einteilen, damit sie die Miete für die ersten Monate und alle anfallenden Kosten für die Niederlassung aufbringen konnte. Sie besaß zwar ein Stethoskop, einen Reflexhammer, einige Skalpelle und Spritzen, doch darüber hinaus benötigte sie Spezialinstrumente wie eine Geburtszange, ein Spekulum und weiteres chirurgisches Instrumentarium.
    Zudem brauchte sie Handwerker, die bereit waren, für geringen Lohn zu arbeiten. Mary hatte ihr empfohlen, in der ehemaligen Mission The Elms, die sich in der Nähe der Stadt befand, anzufragen. Sie war von anglikanischen Geistlichen gegründet worden und wurde inzwischen von drei Damen bewohnt, die Auswanderern ein vorübergehendes Quartier boten.
    Die Menschen, die dort lebten, würden sich vielleicht über eine Beschäftigung und vor allem über den Verdienst freuen, denn häufig mussten sie bei null anfangen, da sie ihre gesamte Habe ins Pfandhaus getragen hatten, um sich die Überfahrt nach Neuseeland leisten zu können.
    Während Ricarda aus dem Fenster schaute, verspürte sie plötzlich den Drang, durch die Stadt zu laufen und nachzuschauen, ob sie Manzoni irgendwo fand. Nur zu gern hätte sie ihm die Neuigkeit erzählt. Aber das war töricht, das wusste sie selbst. Also wandte sie sich wieder ihrer Anschaffungsliste zu.
 
    Als Manzoni Tauranga erreichte, zogen sich die Wolken am Himmel zusammen. Das bedeutete noch lange nicht, dass es Regen gab, aber dennoch hoffte er, dass Kerrigan es rechtzeitig bemerkte und dafür sorgte, dass alle Schafe in den Unterstand getrieben wurden, denn wenn die ungeschorenen Tiere nass wurden, würden die Scherer warten müssen, bis sie wieder trocken waren.
    Das Telegrafenamt war an diesem Nachmittag so gut besucht, dass darin eine unerträgliche Hitze herrschte. Jack reihte sich in die Schlange ein, die fast bis zur weit geöffneten Tür reichte. Das Rattern des Tickers übertönte die Gespräche der Wartenden, und unweigerlich fragte Jack sich, wie es ein Mensch den ganzen Tag in diesem Büro aushalten konnte. Der Clerk musste gute Nerven haben. Aber vielleicht hatte er sich bereits so an das Geräusch des Tickers gewöhnt, dass er nachts regelmäßig aus dem Schlaf schreckte, weil er es vermisste.
    Immer wieder wanderte Jacks Blick nach draußen. Er hatte selten die Muße, den Leuten dabei zuzusehen, wie sie über den Strand spazierten. Wie friedlich Tauranga doch wirkte, wenn man es aus der Ferne betrachtete! Die Passanten grüßten einander freundlich und fanden sich manchmal zu Grüppchen zusammen, um einen kleinen Plausch zu halten. Sicher gab es in der großen weiten Welt vergleichbare Orte, aber Jack konnte sich nicht vorstellen, irgendwoanders als in Tauranga zu leben.
    Nach einer Viertelstunde war er endlich an der Reihe. Die Nachricht hatte er bereits auf dem Ritt in Gedanken vorformuliert, sodass es nur wenige Minuten dauerte, bis er sie niedergeschrieben hatte.
    Der Angestellte nahm den Zettel mit der üblichen Gleichgültigkeit entgegen und machte sich ans Werk. Als er fertig war, bat Jack darum, man möge ihm die Antwort auf die Farm schicken. Er war sicher, dass die Wool Company nicht umgehend reagieren würde.
    Als er das Telegrafenamt verlassen hatte und sein Pferd losband, rief hinter ihm eine Frauenstimme: »Ah, Mr Manzoni, gut, dass ich Sie treffe!«
    Jack wandte sich um und erkannte Mary Cantrell, die mit dem energischen Schritt, den jeder in Tauranga kannte, auf ihn zumarschierte.
    »Lange nicht mehr gesehen, Mrs Cantrell. Wie geht es Ihnen und John?«, fragte Manzoni.
    Eigentlich stand ihm gerade nicht der Sinn nach Konversation, aber die Frau von John Cantrell ließ man nicht so einfach stehen. Jedenfalls nicht, wenn man weiterhin am gesellschaftlichen Leben der Stadt teilhaben wollte.
    »Sie kennen ihn doch, er hat immer viel zu tun«, antwortete Mary. »Aber Ende der Woche wird er wieder hier sein, und ich gebe einen kleinen Empfang, damit die Leute sich wieder mit seinem Anblick vertraut machen können. Was halten Sie davon, die Runde mit Ihrer Anwesenheit zu beehren? Ich denke, es könnten sich an diesem Abend einige interessante Dinge für Sie ergeben.« Verbindlich lächelnd legte sie ihm die Hand auf den Arm, eine Geste, die in ihrem Fall nicht Vertrautheit signalisierte, sondern klarstellte, dass er die Einladung nicht ausschlagen konnte.
    Jack fragte sich insgeheim spöttisch, ob ihr Mann

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