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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Erdbaum seufzte und gab sich den Erinnerungen hin, die diese Melodie weckte – an die Zeit, als Awarinheim noch sehr jung gewesen war und überall Hoffnung und Freude regierten. Langsam und nur halb willig ließ er dann von den Mysterien ab, mit denen er sich schon so lange beschäftigte, und sein Bewußtsein kehrte allmählich zurück. Je weiter es nach oben stieg und sich von den großen Höhlen im Erdinnern entfernte, in denen seine Wurzeln ausliefen, desto deutlicher spürte es, daß oben auf der Erde etwas nicht stimmte. Awarinheim wurde von einem grausamen Feind überfallen, noch schlimmer als damals vor zehnmal hundert Jahren. Widerliche Kreaturen schwärmten über die Lichtung, die der Baum sein Heim nannte.
    Der Erdbaum schrie vor Wut.
    Faraday verlor darüber fast die Verbindung mit dem Stamm, und ihr versagte die Stimme. Aber Sternenströmer drückte ihre Hand weiter an die Rinde, sang weiter wie bisher und verlieh ihr damit die Kraft, ihr Lied fortzusetzen, während rings um sie herum der Schrei des Heiligtums widerhallte. Die Edle erkannte, daß der Erdbaum nicht die Beherrschung über seinen Zorn verlieren durfte, denn dann hätte er nicht nur seine Feinde, sondern auch seine Freunde vernichtet. Nur Faraday konnte ihn mit ihrem Lied und ihrer verzauberten Musik davon abhalten. Sie sang mit neuer Inbrunst.
    Das Lied von Sternenströmer veränderte sich. Zunächst nur um ein paar Noten, dann um ganze Passagen. Faraday paßte ihr Lied dem seinen an, und einen Herzschlag später fiel der Erdbaum ein. Seine gewaltige Stimme erhob sich über den ganzen Norden von Awarinheim, und der Zauberer und die Baumfreundin schwiegen voller Ehrfurcht vor der Majestät des Heiligtums.
    Das Lied seiner Schöpfung erfüllte die ganze Lichtung und hüllte sie ein. Alle Kämpfer und Fliehenden hielten inne, und wie ein Mann brachen alle Skrälinge auseinander. Ihre Schädel spalteten sich, ihre Augen zerplatzten, die Arme fielen vom Rumpf und die Oberkörper krachten zu Boden, als die Beine darunter wegknickten. Die beiden Skräbolde, die den Angriff geleitet hatten, zogen aus dem Getümmel den Gefährten, dem immer noch der Pfeil aus dem Hals ragte. Sie heulten dem Baum ihren Trotz entgegen, besaßen aber keine Möglichkeit mehr, ihn aufzuhalten. Diese Macht hatte der Zerstörer ihnen nicht verliehen. Mit einem letzten Wutschrei verschwanden sie von der Lichtung.
    Die Ikarier und Awaren, die das Gemetzel überlebt hatten, erhoben sich und wandten sich dem Heiligtum zu. Ehrfurcht und Staunen erfüllte ihre Mienen.
    »Er singt, schöne Frau«, flüsterte Sternenströmer Faraday zu. »Dank Eurer Unterstützung. Vereint haben wir den Erdbaum mit der Musik der Sterne und der der Mutter geweckt. Jetzt singt er und wird Awarinheim mit all seiner Macht beschützen. Gorgrael wird der Einfall in den Süden wohl doch nicht so leicht fallen, wie er sich das vorgestellt hat.«
    Sie berührte ihn sachte. »Ihr seid Sternenströmer, der Vater von Axis. Er sucht nach Euch, Zauberer, denn er braucht Euch. Werdet Ihr ihm beistehen?«
    »Ihr kennt ihn?«
    Faradays Lächeln war wunderschön und unschuldig; noch wußte sie nicht, welche Macht es über einen Mann haben konnte. »Ich liebe ihn, Zauberer. Ihr habt einen wunderschönen Sohn.« Doch jetzt spürte sie, wie die Kraft der Mutter sich zurückzog und die Hand des Ikariers sie nicht mehr halten konnte. Schon trieb sie durch den Tunnel wieder nach oben. »Helft ihm, Sternenströmer!« rief sie ihm zu. »Kommt Eurem Sohn zu Hilfe!«
    »Helft ihm, Sternenströmer«, murmelte das Mädchen und wehrte sich gegen Yrs Griff. »Kommt Eurem Sohn zu Hilfe.« Dann schluckte sie, riß die Augen auf, erkannte die Katzenfrau und fiel in Ohnmacht.

17 D IE S TRASSEN VON G ORKEN

    Axis verbrachte verzweifelt eine Nacht damit, seine Truppen hinter den insgesamt fünf Verteidigungslinien zu sammeln, die sich halbkreisförmig um das Burgtor zogen. Tapfer hatte er sich mit seinen Soldaten so lange auf den Mauern gehalten, wie ihnen das nur möglich war. Aber dann mußte der Axtherr erkennen, daß sie sich schleunigst zurückziehen sollten, wenn sie nicht von den rückwärtigen Verteidigungslinien abgeschnitten werden wollten. Die wachsende Anzahl von Geistern, die von den Eiswürmern ausgespuckt wurde, drohte sich zwischen den Barrikaden und den Mauern auszubreiten. Aber der Rückzug von den Zinnen verlief nicht geordnet, sondern glich eher einer Flucht. Der Stadtbefehlshaber verlor einen Großteil seiner

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