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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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vor sich liegen. Allen taten die Beine weh, ein jeder fühlte sich am Ende seiner Kräfte, und immer öfter kochten die Gemüter über und wurde um Nichtigkeiten gestritten.
    Die Gruppe hatte sich so unauffällig wie möglich über das Land bewegt, die meisten Dörfer umgangen und die Städte nur im Schutz der Dunkelheit durchquert. Tagsüber schliefen die Reisenden, wo immer sie einen geschützten Ort fanden. Einige Male schlich die Katzenfrau in ein Dorf und kehrte mit Nahrungsmitteln zurück, um ihre schwindenden Vorräte zu ergänzen. Faraday fragte gar nicht erst, wie Yr daran geraten war, sondern schlang alles, gleich in welchem Zustand, in sich hinein. Der Schweinehirt erlaubte ihnen nicht immer ein Feuer, und wenn, dann oft nur ein kleines.
    Das Wetter verschlechterte sich während der Reise, und es wurde bitterkalt. Während der letzten Tage hatte es geschneit, und seit einer knappen Woche kämpften sie sich immer öfter durch Schneewehen, wogegen ihre Beine regelmäßig aufbegehrten. Manchmal setzte Timozel Faraday auf das Maultier, aber das arme Tier hatte es auch so schon schwer genug, durch den Schnee zu kommen, und die Edle befreite es rasch wieder von seiner Last. Alle vier trugen mittlerweile Decken über ihren Mänteln, und wenn Jack es für zu gefährlich hielt, ein Feuer anzuzünden, drängten sie sich wärmesuchend im Windschatten eines Hügels oder hinter einer Felsgruppe aneinander und bibberten um die Wette. Faraday behielt die Holzschale immer dicht am Körper, hatte bislang aber noch keine Gelegenheit gefunden, sie genauer zu betrachten oder irgendeinem Zweck zuzuführen. Als der Jüngling die Edle fragte, wo sie das Stück herhabe, zuckte sie die Achseln und entgegnete, die Bauersfrau habe es ihr überlassen. Während der anstrengenden vierzehntägigen Reise war ihr alles Gefühl der Stärke von der Verbindung mit der Mutter abhanden gekommen. Nur wenn Faraday ihren Geist sammelte, konnte sie es tief in sich noch spüren. Wenn sie es nur stark genug versuchte, so hoffte die junge Frau, würde sie durch den Beistand der Mutter irgendwie den Weg zurück in den Heiligen Hain finden. Die Erinnerung an diesen verzauberten und mächtigen Ort blieb ihr erhalten, und Faraday hielt sie wie einen Talismann gegen die Kälte und die Erschöpfung fest. Wenn die Edle sich schlafen legte, dachte sie an die Wärme und Freude zurück, die sie im Heiligen Hain erlebt hatte. Das bescherte ihr soviel Geborgenheit, daß sie regelmäßig rasch einschlief.
    Timozel wurde während der Reise immer einsilbiger und verbreitete zunehmend Düsternis. Er rasierte sich kaum noch, und ein hellbrauner Bart bedeckte mittlerweile seine Wangen. Seine Augen lagen tief in den Höhlen. Manchmal blickten sie so traurig drein, daß Faraday ihn fragte, was ihm denn fehle und ob sie ihm helfen könne. Dann lächelte der Jüngling sie an, und durch ihre bloße Aufmerksamkeit kehrte das Leuchten in seinem Blick zurück. Aber nur so lange, bis sie sich von ihm abwandte. Dann wurde es wieder finster in ihm. In der ersten Woche, nachdem sie den Farnbruchsee verlassen hatten, hatte die Katzenfrau zwei- oder dreimal das Lager mit ihm geteilt. Aber Timozel schien zu sehr mit sich und seinen Gedanken beschäftigt zu sein, um mehr Zeit und Zuwendung für Yr erübrigen zu können. Seitdem schlief die Wächterin an Faradays Rücken geschmiegt, um mit ihr die Wärme zu teilen.
    Jervois entpuppte sich als kleine Handelsstadt am großen Knie des Nordra, Tailem-Knie genannt. Von dem Ort aus bog der Strom nach Süden ab. In dieser Stadt verließen diejenigen von Bornhelds Truppen, die nicht die raschere Route über das Meer befuhren, ihre Flußkähne. Hier sammelten sie sich auch, um den langen Fußmarsch nach Gorken anzutreten. Der bis vor kurzem verschlafene Ort hatte sich in einen geschäftigen Großort verwandelt, und die Zeltstadt der Soldaten übertraf mittlerweile Jervois um das Sechsfache an Einwohnern. Ständig legten neue Flußschiffe an den Kais an, und aus ihren Bäuchen kamen Pferde, Männer und Vorräte hervor. Auf den Straßen wimmelte es von Soldaten, die ihre letzten freien Stunden den Vergnügungen widmen wollten, die hier geboten wurden. Die Kneipen- und Spelunkenwirte erzielten den Gewinn ihres Lebens.
    Faraday und ihre Begleiter erreichten spät nachmittags das Ufer des Nordra und bestaunten die Szene, die sich ihnen hier verheißungsvoll bot.
    »Ich kann schon ein sauberes Bett, Leinenlaken und ein heißes Bad riechen«, seufzte

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