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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Deck in sanftem Bogen empor, wie der Hals eines überdimensionalen Vogels, dessen Schnabel noch außer Sicht war. Nach achtern zu verdämmerte es zu einem vagen Schemen, der das kalte Licht der Galaxie verfinsterte.
    »Es ist ein Sternenschiff«, sagte Tabea mit gedämpfter Stimme, wie jemand, der zum ersten Mal seinen Fuß in eine herrliche Kathedrale setzt.
    Es war tatsächlich ein Sternenschiff. Es war die Porzellanzitadelle bei Sonnenaufgang , und so gänzlich unerwartet, wie sie ihr begegneten, und so nah, wie sie ihr dabei waren, erlebten sie sie in all der Erhabenheit, die ihr Name zum Ausdruck bringen sollte. Die gelben, grünen, runden und rautenförmigen Dinge, die da auf ihren weißen Decks glitzerten wie Fruchtbonbons, die jemand über ein Tischtuch verstreut hatte, waren eins ums andere Schiffe von der Größe einer Anakonda, wie sie über ihren Köpfen zurückblieb. Kugelkappen gleich den Köpfen von Ständerpilzen waren Rotunden, Beobachtungskuppeln und Geschütztürme. Ein Gespinst von Spuren so fein wie Marienfäden, gerade erst sichtbar geworden für das bloße Auge, waren Einschienbahnen und Pipelines, die Adern für Energie und Verkehr.
    Sarah drückte den bewusstlosen Cherub an ihre Schulter.
    »Sind das die Capellaner?«
    »Das sind die Capellaner.«
    Sarah drehte sich flugs aus Tabeas Arm und warf sich kopfüber, den freien Arm mit der Anmut eines Tauchers vom Körper weggestreckt.
Sie spähte hinunter auf einen freien Platz mitten zwischen den großen Maschinen. Da schien man sie absetzen zu wollen. Gestalten waren dort versammelt, nicht größer als Milben.
    »Guck mal.« Sie brachte den Arm nach vorne und zeigte auf die Stelle.
    Tabea hatte sich inzwischen in eine weniger anmutige Position manövriert. Arme und Beine in der Luft, sah sie aus wie jemand, der auf dem Rücken eine Rutschbahn hinuntergleitet. Sie kämpfte sich in eine sitzende Position und blickte durch ihre gespreizten Knie nach unten.
    Sie mochten noch doppelt so hoch über Deck sein wie die Gipfel der höchsten Türme. Die Maschinen blinzelten ihnen mit ihren glühenden, gläsernen Augen zu. Sie waren die Projektoren des Strahls, der sie ans Ziel brachte. Die winzigen Leute auf dem Platz dazwischen schienen auf die Neuankömmlinge zu warten. An diesen Leuten, bemerkte Tabea, als sie unter die ersten Dächer sanken, sah alles blau aus, uniformblau.
    »Eladeldi«, bestätigte Sarah das Unausweichliche.
    Wenn das Utopia war, dachte Tabea, dann hatte sie nichts darin verloren.
    Sarah packte Xtaska mit beiden Händen und tauchte eine Kehrtwende, als wollte sie gegen den Strom zurückschwimmen. Ihr Haar wogte wie eine Aureole aus weißem Seegras um ihren Kopf. Sie riss die Augen weit auf, rang nach Luft und starrte hinauf in den Dunst über ihnen.
    Tabea legte den Kopf in den Nacken und sah nach oben. Knapp zwanzig Meter über ihnen schaukelte und wippte ein riesiges, buckliges Monster, trudelte wie ein halbgefüllter Ballon, während es ihnen auf dem Weg nach unten folgte.
    Es war die Alice . Käpt’n Pepper übergab das Wrack, wie abgemacht. Seitlich darunter hing eine dunkle, zusammengerollte
Gestalt, die die Alice auf ihrem schwerfälligen Abstieg begleitete.
    Jetzt fielen die Frauen (drei, wenn man so will) in eine breite Schlucht aus glitzerndem Glas, erhaschten Blicke in Büros, Kontrollräume, Werkstätten, Balkone, bekamen flüchtig mit, wie Eladeldi, Hesper und Roboter ihre Tätigkeit unterbrachen und herüberstarrten, als sie vorbeisanken.
    Das Deck machte einen Satz auf sie zu. Ein Energiekissen bremste ihren Fall und den dieses zusammengekrümmten Dings, das eine Sekunde später aus dem gleißenden Licht fiel und hinter ihnen leicht titschend zur Ruhe kam.
    Sofort stürzten sich Eladeldi darauf. Es war die Frasqui, sie lag immer noch im Koma, zusammengekrümmt in einer asymmetrischen Energieflasche wie ein riesiger, aus Zweigen geschnürter Fötus. Mit in der Flasche waren Xtaskas fliegende Untertasse und ihr Schwanz. Käpt’n Pepper schien ihnen einfach alles hinterhergeschmissen zu haben.
    Und die Alice war noch nicht gelandet.
    Tabea stieß sich von der unsichtbaren Oberfläche des Kissens ab und tobte gegen die grapschenden Pfoten der Eladeldi an. Sie schrie nach Sarah, die, obwohl sonst so behände, immer noch rücklings auf dem Energiekissen lag, den bewusstlosen Cherub mit beiden Armen umklammert hielt und sich verzweifelt eines halben Dutzends geifernder Eladeldi erwehrte, indem sie planlos nach Schnauzen und

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