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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Köpfen trat.
    »Geht aus dem Weg!«, schrie Tabea.
    Mit einem Energieausbruch, den sie selbst nicht mehr für möglich gehalten hätte, hechtete sie in eine Lücke, riss sich von den Pfoten los, die sie zu packen suchten, und tauchte durch bis auf den Boden, prallte in der niedrigen Schwere dumpf mit der Schulter auf, drehte sich und schlitterte auf dem Rücken, alle viere in der
Luft, gut anderthalb Meter weit über das stählerne Deck. Nach dieser unfreiwilligen Rutschpartie warf sie sich herum, starrte wütend in das wilde blaue Gedränge und hielt nach ihren beiden so ungleichen Gefährten Ausschau, einen Arm unwillkürlich über den Kopf gewinkelt, als wollte sie damit die landende Alice Liddell aufhalten.
    Die gut siebzig Meter über dem Tumult hing und sanft im Glast eines verstärkten Traktorfeldes schaukelte.
    Tabea wurde von einem Dutzend Pfoten gepackt und unsanft auf die Beine gestellt. »Sarah!«, rief sie hustend. »Sarah!« Sie wollte boxen und um sich treten, aber sie konnte sich nicht bewegen. Ihr Brustkorb krampfte sich zusammen. Sie rang nach Luft. Sie griffen nach ihrem Kopf. Sie warf ihn hin und her. »Sarah!«
    Sie standen inmitten einer silbrigen Arena, umringt von gläsernen Türmen, die das Drama an Deck verfolgten. Hoch droben, das grüne Stäubchen im schimmernden Golddunst, das war die Nackte Wahrheit , die eben ihren Parkorbit um die Porzellanzitadelle einnahm. Offensichtlich lag Käpt’n Pepper nichts an einem persönlichen Kontakt mit seinen Auftraggebern.
    Unten an Deck trotteten blau uniformierte Offiziere mit Kopfgeschirr und Hundegesichtern auf und ab, gestikulierten und bellten Befehle. Zwei Teams von Technikern kämpften an den riesigen Steuerelementen der Strahlprojektoren um die Koordination auf den wenigen heiklen Metern, die die Alice Liddell noch unter sich hatte.
    Im Schatten des langsam absinkenden Wracks sah Tabea, wie Sarah, ansonsten fest im Griff von zwei Dutzend Pfoten, immer noch wild mit einem Fuß um sich trat, während drei flinke Schnauzen mit einer kleinen schwarzen Last davontrabten und dem Trupp folgten, der sich bereits mit dem regungslosen Frasquibündel entfernte.
    Tabea ließ sich zusammensacken; dann, als man ihr Gewicht auffing, versuchte sie, auf einen Fußspann zu stampfen und mit dem
Ellenbogen zu stoßen. Es war zwecklos. Man ließ ihr keinen Spielraum. Wieder rief sie nach Sarah, und eine haarige Pfote verschloss ihr den Mund. Sie zwang ihren Kopf um eine Winzigkeit zurück und fahndete mit rollenden Augen nach einer Fluchtmöglichkeit.
    Es gab kein Entrinnen.
    Jetzt verblasste das goldene Licht, die Atmosphäre ringsum wurde erst kabbelig, dann böig, als die Strahlprojektoren das verwaiste Schiff durch den letzten Meter senkten.
    Die beiden Frauen wurden hastig abgeführt, ihre Ohren pochten, ihre Lungen pumpten. Unter ihren Füßen spürten sie das Vibrieren unbegreiflich machtvoller Triebwerke: machtvoll genug, um die unsichtbare Barriere, jene Mauer rings um das System, zu durchbrechen, die Capella jenseits von Pluto errichtet hatte.
    Und alles diesseits dieser demütigenden und despotischen Mauer gehörte ihren Architekten, kraft ihrer Macht.
    Die Eladeldi bugsierten Sarah und Tabea eine breite Fahrbahn hinunter, die von eleganten Terrassen gesäumt wurde. Raunend und mit einem leichten Luftzug zog über ihren Köpfen die Alice vorbei, getragen von einem kleinen Lastschiff, das den Schnauzen folgte, die knapp hundert Meter voraus mit Xtaska und der Frasqui unterwegs waren. Es holte sie rasch ein und verschwand mit ihnen auf einer gewaltigen, abschüssigen Rampe unter Deck.
    Tabea legte den Kopf in den Nacken, als sie die Rampe betraten. Hoch oben zwischen den Ausläufern der majestätischen Schwingen dieses monumentalen Sternenschiffes beschrieb etwas, das von hier unten wie ein glänzender grüner Käfer aussah, gemächlich seinen Orbit.
    Käpt’n Pepper schlug wahrhaftig einen weiten Bogen um dieses Schiff.
    Unter Deck war die Luft reichhaltiger, sauberer, natürlicher. Harfenmusik rieselte in die Korridore. Saftige Grünpflanzen,
Pfingstrosen und Flamboyants quollen in verschwenderischer Pracht aus kunstvoll gestalteten Keramikwannen.
    Tabea und Sarah wurden durch eine verspiegelte Eingangshalle eskortiert. Die Musik war allgegenwärtig.
    Tabea versuchte, eine Pfote von ihrem Nacken abzuschütteln, die allzu fest zupackte.
    »Wo bringt man uns hin?«
    Der Wachoffizier sah unverwandt geradeaus. »Kybernator Perlmutter«, sagte er mit

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