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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Bergen-Kobold«, sagte er mit Nachdruck. »Der beste Kleinfrachter, der je gebaut wurde. So baut man heute nicht mehr. Sie ist solide, sie ist zuverlässig, sie ist mit einem wundervollen, sensiblen, menschlichen Ego ausgestattet. Wo findest du so etwas noch? Und sie hockt da im Weinberg und langweilt sich zu Tode. Sie hockt da schon seit sieben Jahren, weil sie zu alt ist für die Firma. Ich kann sie nicht brauchen, und ich kenne auch sonst niemanden, der sie brauchen könnte. Wenn du sie nicht mal geschenkt haben willst, wird sie da hocken, bis sie in ihre Einzelteile zerfällt, und wenn du das nicht für ein Verbrechen hältst, dann bist du nicht die Frau, für die ich dich halte.« Er saß da mit gerötetem Gesicht, schon ein bisschen außer Atem. Der Irrwisch schnurrte auf und ab und gab fiepende Geräusche von sich.
    > »Ja, ich weiß, Irrwisch, ich weiß«, sagte er. »Aber ich bin ein alter Mann, und ich habe ein Anrecht darauf, mich über die Dummheit der Jugend zu ärgern. Dazu ist die Jugend da! Um die Älteren und Erfahreneren in Rage zu bringen. Und weißt du, warum sie uns in Rage bringen? Weil sie an unsere Stelle treten wollen. Und weißt du, warum sie dumm sind? Weil sie eine gute Sache nicht erkennen, wenn wir sie ihnen auf einem Teller mit Schlagsahne und einer Kirsche obendrauf servieren!«
    > JUNGE FRAUEN.
    > Wie bitte?

    > ER MOCHTE JUNGE FRAUEN. ER BRACHTE JUNGE FRAUEN MIT IN DEN WEINBERG. WEGEN MIR.
    > Du meinst andere, außer mir noch andere?
    > JA, KÄPT’N. JUNGE FRAUEN, ZWEI- ODER DREIMAL HAT ER MICH GEWECKT.
    > Und warum hat dich keine mitgenommen?
    > WEGEN DER BEDINGUNGEN, DIE DARAN GEKNÜPFT WAREN.
    > Ja, damit hatte ich eigentlich auch gerechnet. Aber bei mir lagen die Dinge anders. Ich hatte ihm schließlich das Leben gerettet.
    > »Wenn wir gleich losgehen«, sagte er, »dann können wir noch vor dem Essen einen Blick drauf werfen.«
    > Er stülpte sich einen Sonnenhut auf, einfach über den anderen Sonnenschutz drüber, stützte sich aus dem Stuhl hoch und verlagerte das Gewicht auf seinen Spazierstock. Ich wusste, er wollte keine Hilfe. »Von dem Tag an, wo ich mir helfen lasse,« hatte er gesagt, »kann ich ebenso gut im Bett bleiben.«
    > Dass er einen Stock brauchte und dann dieser regelmäßige Schüttelfrost, mit dem sein Tag anfing und aufhörte, das war alles, was an das fürchterliche Schiffsunglück erinnerte, das er überlebt hatte. Aber er wirkte seitdem gealtert und nicht mehr wie der sprühende Grande, sondern eher wie der gut aussehende alte Herr, der es nicht lassen konnte.
    > Wir wanderten langsam den Hügel hinunter zu den Weingärten, und der Irrwisch surrte wie ein Kolibri um uns herum. Jenseits der blauen Hügel lag die blaue See. Die Luft roch nach Wein und Bienen.

    > Die Weingärten lagen verlassen. Im hohen Gras hinter den Geräteschuppen stand etwas von der Größe eines kleinen Hauses. Die Persennings ließen nicht ahnen, was es war.
    > Balthasar Zwetsche gestikulierte mit seinem Stock. Er wollte nicht, dass ich merkte, wie sehr ihn der Spaziergang mitgenommen hatte. »Zieh sie aus«, sagte er. »Zieh die junge Lady aus und lass uns sehen, was sie zu bieten hat!«
    > Entschuldige, Alice.
    > LIEBER BALTHASAR. ICH ERINNERE MICH.
    > Woran erinnerst du dich?
    > AN SEINE STIMME. SAG DAS NOCH MAL, KÄPT’N. DU HÖRST DICH GENAUSO AN WIE ER.
    > »Der beste Kleinfrachter im ganzen System!«
    > SEINE STIMME. ICH ERINNERE MICH AN ALLE STIMMEN.
    > Wessen Stimmen, Alice?
    > DIE STIMMEN VON DEINEN FREUNDEN. VON DEN LEUTEN IN DEINEN GESCHICHTEN.
    > Das waren nicht immer Freunde, Alice. Balthasar schon, aber er machte es mir nicht leicht an dem Tag. Ich durfte Seile losmachen, die seit sieben Jahren verknotet waren, durfte eigenhändig dick verkrustete Persennings wegziehen. Ich glaube, er wollte mich dafür bestrafen, dass ich sein Dankeschön ausschlagen wollte. Oder ich sollte etwas unter Beweis stellen, als Frau, die sich in
einem Männerjob behauptete. Er war ein alter Mann aus einer alten Welt.
    > »Der ganze Papierkram ist im Haus«, sagte er. »Auch das Ego. Sicher in einem Safe. Sie kann vier Drohnen aufnehmen. Die haben natürlich längst Beine gekriegt, aber da kann ich dir neue besorgen.«
    > Ich hatte schon mal eine Kobold gesehen, geflogen hatte ich, glaub ich, noch keine. Mir fielen aber gleich die Veränderungen auf.
    > »Wir haben viel an ihr gemacht«, sagte er und zeigte mit dem Stock auf die Außenkameras und die Solarkollektoren. »Vor dem Krieg

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