Sternendieb - Roman
durch die Schiebetür in einen trübe erleuchteten Hangar stürzte.
Sie schrie jämmerlich auf, als sie hochsah.
Vor ihr gähnten die runden Düsenmäuler einer Bergen-Kobold.
Es war die Alice Liddell .
26
Tabea kam taumelnd hoch und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand neben dem Liftschacht. Sie rang nach Atem und sah Sterne.
»Tabea!«, schrie Mogul Zodiak so überschwänglich, als hieße er sie auf einer glitzernden Soiree willkommen.
Marco Metz kam herbeigestürmt, warf die Arme auseinander. »Tabea, Gott sei Dank, dass dir nichts passiert ist!«
Das ganze Gepäck war verstaut. Die Ladearme waren eingezogen, die Deckentore des Frachtraums noch zurückgefahren. Talo saß oben auf dem Rand des einen Tores und begrüßte Tabea mit einem munteren Triller.
»Ich bin froh, dass du tust, als wärst du hier zu Hause«, rief Tabea und hinkte energisch auf ihr Schiff zu, wobei sie Marcos Umarmung auswich. »Verstehst dich wohl auf Maschinen, was?« Ihr fiel ein, wie eingehend er alles und jedes inspiziert hatte, als sie zusammen im Frachtraum gewesen waren. »Besonders auf meine, eh?«
»Oh, naja, du weißt doch, man schnappt das eine oder andere auf.«
»Hab ich bemerkt.« Sie tippte den Befehl zum Öffnen der vorderen Backbordschleuse in den Armbandmonitor.
»In Wirklichkeit hat Sarah das meiste bewerkstelligt.«
»Was?«
Tabea musterte die schlanke, schattige Gestalt im blauen Pyjama. Mogul entpuppte sich als Sarah. Sie hatte sich das Lippenbärtchen abrasiert.
Sarah duckte sich in gespielter Verlegenheit und blickte unter hochgezogenen Brauen schelmisch zu Tabea auf. Sie spreizte die Hände, eine Gebärde der Hilflosigkeit, eine perfekte Imitation von
Marco Metz. Einen Herzschlag lang stand ein kleiner Regenbogen aus Sternenstaub zwischen ihren Handflächen, sprühte auf und war wieder verschwunden.
»Mach du das für mich, Sarah«, sagte Tabea grimmig. »Ich krieg’s nicht mehr hin.« Sie tippte auf den winzigen Sensoren des Monitors herum, aber nichts tat sich.
»Sarah macht das schon«, meinte Marco, trat näher und winkte die Akrobatin energisch heran.
Tabea schlug mit der Faust an die Schiffswand. Die Echos hallten durch den Hangar. »Da stecken die Bullen dahinter«, sagte sie. »Die haben Alice schon verriegelt.«
»Sie sind Alice nicht zu nahe gekommen«, sagte Marco. »Wir haben sie an der Nase rumgeführt, wir haben hier eine nette kleine Verschwindibus-Nummer inszeniert …«
Tabea lehnte am Schiff und starrte ihn an.
»Die Polizei hier taugt nicht viel«, plapperte er. »Sie unternimmt nichts aus eigenem Antrieb, besteht nur aus mobilen Einsatzkommandos. Komm, Sarah, mach die Schleuse auf - nichts als Hardware und kein einziges verdammtes Hirn«, sagte er und klopfte sich dabei mit den Fingerknöcheln an den Schädel. »Also, Sarah, bist du so weit?«
Die Akrobatin klebte über Tabeas Kopf an der Schiffswand und puhlte mit einem Laserzahnstocher an der Schleusendichtung herum.
»Hinter mir waren sie nicht her«, sagte Tabea. »Sie waren hinter euch her, ihr Bastarde. Was sollte das alles in dem Kryobunker? Was ist auf dem Chip, Marco?«
Er grinste und mied ihre Augen. »Mozart. Eine kleine Nachtmusik. Sehr sexy.« Er sah sie plötzlich an, bewegte die Augenbrauen auf und ab.
Sie sprang ihm an die Kehle.
Er wich geschickt zur Seite aus.
»Ich hab’s, Tabea«, strahlte er. »Ich habe das Geld!«
Er zog einen Kreditcoupon aus der Tasche und schwenkte ihn aufreizend durch die Luft.
Sie schnappte danach.
Und bekam eine leere Hand zu fassen.
Ein lautes Geräusch lenkte sie ab.
Es war der Lift, der zurückgedonnert kam und mit Getöse hielt. Die Türen rumpelten auf.
Xtaska und Mogul kamen herausgestürzt.
Sie brachten noch mehr Gepäck. Xtaskas Untertasse schlingerte unter einem Stapel elektronischer Geräte, und Mogul schwankte unter einem langen silbergrauen Zylinder auf seinem Rücken.
Niemand sonst war in der Kabine, aber sie beeilten sich, als wäre ihnen jemand auf den Fersen.
Und sie waren ihnen auf den Fersen.
Kleine, borstige weiße Gestalten in rußverschmierten Overalls wanden sich vom Dach der Liftkabine und zwängten sich durch die Türen, die durch die schiere Vielzahl der Nachdrängenden gar nicht mehr die Zeit fanden, sich zu schließen.
»Tschiiiii …!«, kreischten sie. »Tschiiiiiiiii …!«
Die Kecks waren da.
Und diesmal waren es besonders viele. Sie ergossen sich in den Hangar, derweil Mogul einen abenteuerlichen Sprung zu den Hecktriebwerken
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