Sternenfall: Roman (German Edition)
schönen Schrecken eingejagt, junge Frau.«
»Wie ich höre, haben Sie einen jungen Mann kennengelernt«, sagte Margaret Grayson.
Amber nickte. »Tom Thorpe. Sie haben eine Party für ihn gegeben, erinnern Sie sich?«
»Aber ja. Wo ist er jetzt?«
Amber berichtete von den Umständen, die zu ihrer Trennung geführt hatten. Margaret hörte verständnisvoll zu. Als Amber geendet hatte, sagte sie: »Diese Dinge haben es an sich, dass sie sich irgendwann zum Guten wenden.«
»Das meine ich auch«, sagte Grayson. »Diese Evakuierung wird für uns alle hart. Wenn alles vorbei ist, werden wir jede Menge Zeit haben, die Scherben unseres Lebens wieder aufzusammeln.«
»Ist schon irgendetwas darüber verlautet, wie alles abgewickelt werden soll?«
Grayson schüttelte den Kopf. »Nur dass die Regierung mit dem Systemrat verhandelt. Es gibt Berichte darüber, dass zusätzliche Großtransporter umgebaut werden und möglicherweise ein oder zwei Raumstationen verlegt werden sollen, um mit dem Andrang fertigzuwerden.«
»Können sie wirklich alle Einwohner von Luna in nur einem Jahr evakuieren, Niels?«
»Eine gute Frage, und eine, auf die sie verdammt schnell eine Antwort finden müssen. Falls sie’s nicht können, dann ist hier bald der Teufel los.«
33
Donald Callas stand auf der öden Oberfläche von Avalon und beobachtete den Vorbeimarsch der Vorräte, die von der Gargantua und der Goliath mit Fähren heruntergebracht wurden. Die kugelförmigen Frachtschiffe hingen so bewegungslos wie zwei Monde über dem Asteroiden, während sich ein steter Strom von rachtschlitten aus den höhlenartigen Laderäumen ergoss. Vor zwei Stunden hatten die Schiffe ihren Eilflug von Donnerschlag nach Avalon beendet. Ihre Mannschaften machten sich unverzüglich an die Arbeit.
Fünf Jahre lang hatten Callas und seine Leute damit verbracht, die Umlaufbahn von Avalon allmählich zu weiten und abzurunden. Der Vorgang hatte den monatlichen Einsatz von zweihundert Gramm Antimaterie erfordert. In einem Jahr hätte der unsymmetrische Asteroid damit die Erde erreicht. Jetzt würde es dazu natürlich nicht mehr kommen.
Es war einen Monat her, dass Callas vom Firmenhauptsitz die Nachricht erhalten hatte, Avalon solle an den Systemrat abgetreten werden. Zunächst hatte er sich über die Entscheidung geärgert. Sein Ärger war jedoch verflogen, als ihm klargeworden war, dass er die Erde ein Jahr früher als geplant wiedersehen würde. Außerdem hatte Sandovals Nachricht klargestellt, dass die Verträge eines jeden voll ausbezahlt würden.
Callas bemerkte, dass von der Stelle aus, wo die Schlitten ihre Fracht entluden, eine Gestalt im Raumanzug auf ihn zukam. Er setzte sich in Bewegung, um den Neuankömmling auf halbem Weg zu treffen.
»Mr. Callas?«
»Ja.«
»Walter Wassilowitsch. Ich bin Mr. Carltons Assistent und verantwortlich für diesen wilden Haufen.«
»Hallo«, sagte Callas, wobei er die Handschuhe des Neuankömmlings berührte. »Wie können ich und meine Männer Ihnen behilflich sein?«
»Zuerst einmal, sind wir an der richtigen Stelle? Würde nicht gerne mit dem Aushöhlen anfangen und dann erst entdecken, dass wir an der falschen Stelle bohren.«
»Wir haben ein großes weißes X dorthin gemalt, wo Sie mit dem Aushöhlen beginnen sollen.«
»Glauben Sie, dieser Felsen hält die Belastung aus, der wir ihn aussetzen werden?«
»Er wird halten. Avalon ist beinahe reines Nickeleisenerz, ohne größere Defekte oder Verwerfungen.«
Der Plan, Avalon in Donnerschlags Weg zu platzieren, erforderte den Verbrauch von sechs Kilogramm Antimaterie in sechs Monaten. Das war das Fünffache des Normalen. Die vorhandene Brennkammer des Asteroiden war zu klein für die Energiemenge, die dabei freigesetzt werden würde. Jeder Versuch, sie auf diesem Niveau zu betreiben, würde zu einer Explosion führen. Anstatt die vorhandene, hochradioaktive Kammer zu erweitern, sollte eine neue Brennkammer gebaut werden. Genau genommen sollten sogar drei installiert werden. Zwei von ihnen würden voll funktionsfähige Ersatzkammern sein, die für den Fall, dass die erste Kammer ausfallen sollte, sofort einsatzbereit wären.
Callas und seine Leute hatten den letzten Monat damit verbracht, geeignete Bohrorte zu überprüfen. Nach dem Fehler, der mit dem Ground-Zero -Krater passiert war, wollte niemand mehr etwas dem Zufall überlassen.
»Wann werden wir mit dem Schub beginnen können?«, fragte Wassilowitsch.
Callas zuckte mit den Achseln. »Nach allem, was
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