Sternenfall: Roman (German Edition)
wieder daheim zu sein.«
»Ich habe Sie letzte Woche im TV gesehen.«
»War ich sehr schlecht?«
»Ich finde, Sie haben das sehr professionell gemacht«, antwortete sie. »Was war das für ein Gefühl, zu fünf Milliarden Menschen zu sprechen?«
»Ein seltsames Gefühl, auch ein bisschen erschreckend.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Wie gefällt Ihnen das Eheleben?«
»Großartig! Ich wünschte nur, ich hätte schon früher damit angefangen, das heißt, gleich nach meiner Heirat.«
»Was ist denn passiert? Warum diese Eile, mich hierherkommen zu lassen?«
»Das lassen Sie sich besser von Hal erklären«, erwiderte Barbara. »Kommen Sie, er erwartet Sie in seinem Büro.«
Sie fuhren mit dem Lift zu Smiths Privatbüro hinunter. Als sie es erreichten, rief Smith hocherfreut: »Treten Sie ein, Thomas!« Trotz seines Auftretens bemerkte Thorpe den Schmerz in seinen Augen, als sie sich die Hände schüttelten. Barbara ging zur Bar und goss jedem einen Drink ein. Sie kehrte mit einem silbernen Tablett zurück, auf dem sie drei Gläser mit einer dunklen Flüssigkeit balancierte.
Thorpe nahm eins der Gläser und dankte ihr. Die Flüssigkeit erwies sich als ein Kentucky Bourbon von exzellenter Qualität.
»Wie geht es Amber?«, fragte Smith.
»Gut«, antwortete Thorpe. »Vorgestern bekam ich einen Brief von ihr. Sie hilft bei der Auswertung der Postkollisionsdaten. Dort arbeiten sie rund um die Uhr. Sobald der Kern hinter der Sonne verschwunden ist, werden sie anfangen, das Große Auge abzubauen und es zu verpacken. Sie haben vereinbart, dass die Spiegel von einem der Frachter mitgenommen werden, die die Regierung gechartert hat.«
»Wann wird es so weit sein?«
»Ich weiß nicht. Sie haben den Termin schon zweimal verschoben. Ich fange allmählich an, mir Sorgen zu machen, wie lange es noch dauert.«
»Wie ich höre, haben Sie selbst auch bei der Auswertung geholfen.«
»Nur die Arbeit der anderen koordiniert. Offen gesagt, ich war zu beschäftigt, um mich mit den Daten eingehender zu befassen, ich habe lediglich mitbekommen, dass Donnerschlag definitiv am 17. Juli mit Luna kollidieren wird. Direktor Fusaka hat sich um das Gesamtbild gekümmert, während ich nur damit beschäftigt bin, einen neuen Film in die Kamera einzulegen.«
»Haben Sie in letzter Zeit mit Fusaka gesprochen?«
»Nicht während der letzten drei Tage. Er ist nach Den Haag geflogen, zu irgendeiner großen Konferenz, die vom Systemrat veranstaltet wird. Warum? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«
Smith schnitt eine Grimasse. »Constance Forbin hat gestern angerufen. Offenbar hat Avalon Donnerschlag nicht exakt so getroffen, wie wir uns das erhofft hatten. Verstehen Sie mich nicht falsch! Es war ein verdammt guter Schuss, alles mit eingerechnet. Aber der Komet wird anstatt beim Korolew-Krater nahe dem Hertzsprung-Krater niedergehen. Der Aufschlagpunkt hat sich ein paar Hundert Kilometer nach Osten verschoben.«
»Das tut es doch genauso!«
»Zugestanden«, sagte neben ihm Barbara. »Der Systemrat ist jedoch besorgt darüber, dass ein nicht genau frontales Auftreffen im Vergleich mit dem zentrierten Aufschlag beim Korolew-Krater bedeutend mehr Trümmer produzieren könnte, die in Richtung Erde geschleudert würden. Sie haben Halver gebeten, ihnen bei der Korrektur von Donnerschlags Flugbahn zu helfen.«
»Und wie?«, fragte Thorpe.
Smith blickte ihn mit einem düsteren Gesichtsausdruck an. »Sie wollen den Felsen mit dem Kern zusammenstoßen lassen, so wie wir es mit Avalon getan haben.«
»Das ist Blödsinn! Der Felsen ist zu leicht, und wir würden Donnerschlag nicht weit genug vor Luna abfangen können, um etwas zu erreichen. Ich bezweifle, dass wir Donnerschlag mehr als eine Tagesstrecke entfernt würden abfangen können.«
»Anderthalb Tage, vielleicht auch zwei«, verbesserte Smith. »Der Systemrat wird uns die allerletzten Antimateriereserven zur Verfügung stellen, deshalb wäre Energie kein Problem. Wenn wir es schaffen, den Felsen unter der Belastung zusammenzuhalten, können wir Donnerschlag von hier aus fünf Millionen Kilometer in Richtung Sonne den Weg verstellen.«
Thorpe verstand plötzlich den Ausdruck in den Augen seines Vorgesetzten. Den Felsen in eine Erdumlaufbahn zu bringen, hatte für ihn die Krönung seines Lebens bedeutet. Jetzt verlangte man von ihm, alles zu zerstören, wofür er gearbeitet hatte, bloß um für den Mond ein paar wertvolle Sekunden zu gewinnen, in denen er die Flugbahn des Kometen würde
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