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Sternenfall: Roman (German Edition)

Sternenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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tragen müssen. Offen gesagt, ich glaube nicht, dass unsere Kräfte dafür reichen. Noch irgendwelche Fragen? Falls nicht, dann machen wir uns auf den Weg.«
    Alle setzten ihre Helme auf und führten einen Drucktest durch. Thorpe hörte währenddessen auf dem allgemeinen Anrufkanal zu. Diesen Trick hatte er auf dem Felsen gelernt. Was er hörte, gab ihm Anlass zu Hoffnung. Es gab eine Menge schwarzen Humor, aber kein Murren – noch nicht! Als alle signalisiert hatten, dass sie fertig waren, ordnete er an, die Luft der Hütte ins Vakuum entweichen zu lassen.
    Sie brachen im Gänsemarsch auf, wobei jeder die ihm zugeteilte Menge an Vorräten schleppte. Die Orientierung erwies sich als kinderleicht. Thorpe folgte lediglich den zahlreichen Spuren, die der Rolligon die Jahre über hinterlassen hatte, wobei er darauf achtete, dass sie sich in der Mitte des breiten, improvisierten Highway hielten. Sie brauchten vier Stunden und zwei kurze Pausen, um die Höhe von Twelve Click Rise zu erreichen. An dieser Stelle rief Thorpe die erste längere Rast aus. Es waren immer noch keine Klagen laut geworden, doch hatte er während der letzten zwanzig Minuten über den freien Kanal ein Konzert zunehmend heftiger Atemgeräusche gehört.
    Mehrere Mitglieder der Gruppe legten sich hin, sobald er das Signal gegeben hatte. Thorpe nahm zwei der jüngeren Männer beiseite und ließ sie eines der Zelte aufblasen. Als die halb transparente Kuppel straff war, wies er seine Schutzbefohlenen an, jeweils pärchenweise hineinzugehen. Im Innern war genug Platz, die Helme abzunehmen, volle Abfallbehälter zu entleeren, Wassertanks aufzufüllen und Nahrungsvorräte zu ergänzen. Drei Leute benötigten neue Batterien, was Thorpe Anlass zur Sorge gab, ob ihre Batterievorräte reichen würden.
    Nachdem sie die Höhe erreicht hatten, befanden sie sich auf ziemlich ebenem Grund. Das Marschieren wurde zur Routine. Thorpe wurde von Amber gefolgt, den beiden Graysons, den beiden Barnards und dann von den jüngeren Technikern und Angestellten. Indem er die jüngeren Leute ans Ende der Prozession gesetzt hatte, hoffte er, die anderen davon abzuhalten, dass sie sich zerstreuten und hinterherbummelten. Dieses Ziel erreichte er nur teilweise. Als sie acht Stunden marschiert waren, waren sie nahezu dreihundert Meter auseinandergezogen. Vor ihnen lag die Sohle der Ringwand des Mendelejew-Kraters. In einer weiteren Viertelstunde würden sie mit dem Anstieg beginnen.
    »Wie weit sind wir gekommen?«, fragte Amber über den privaten Kanal, den sie sich mit Thorpe teilte.
    Er sah auf seiner Karte nach. »Ungefähr dreißig Kilometer.«
    »Wir müssen anhalten. Niels steht kurz vor dem Zusammenbruch.«
    »In Ordnung«, sagte er, nicht unglücklich darüber, dass jemand den Vorschlag machte. Durch den plumpen Raumanzug und das Gewicht der Vorräte, die er schleppte, wurde jeder Vorteil, den er durch seine erdtrainierten Muskeln in der geringen Mondschwerkraft hatte, wieder zunichte. Hinzu kam, dass sein Anzug seit mehreren Stunden scheuerte. Wenn der Marsch vorüber war, würde er tagelang komisch gehen, das wusste er jetzt schon.
    »Wir schlagen das Lager auf, schlafen ein wenig und nehmen den Anstieg in Angriff, wenn wir uns ausgeruht haben. Wir liegen zehn Kilometer hinter dem Plan zurück, aber wir können die Leute ja nicht vor Erschöpfung umfallen lassen.«
    Das Lager bestand aus zwei Vakuumzelten, in die die müden Wanderer hineinkrochen. Einer nach dem andern stieg aus seinem Anzug, öffnete eine kalte Konserve und schlang sie hinunter. Es herrschte ein erhebliches Durcheinander von Anzügen und Leibern, bis jeder für sich einen Platz gefunden hatte. Thorpe stellte seinen Helmwecker auf vier Stunden, schloss die Augen und war sofort eingeschlafen.
     
    Das Summen weckte ihn pünktlich. Nachdem er eine Weile darum gekämpft hatte, wach zu werden, setzte er sich auf und streckte sich. Das erwies sich als ein Fehler, denn sämtliche Muskeln in seinem Körper protestierten dagegen. Amber erwachte neben ihm, und lange Zeit blickten sie einander in die Augen. In ihrer Nähe schliefen Niels Grayson und seine Frau in gegenseitiger Umarmung.
    »Vielleicht sollten wir sie schlafen lassen«, flüsterte ihm Amber zu, als Thorpe die ausgestreckten Gestalten betrachtete.
    »Ich wünschte, wir könnten es«, antwortete er. »Wir haben nicht die Zeit dazu. Besser, sie verausgaben sich, als dass sie von der Sonne gebraten werden.«
    »Aus dir spricht die Stimme der Vernunft,

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